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21. August 2018
Die Kluft bei den privaten Krankenversicherern wächst

Die Kluft bei den privaten Krankenversicherern wächst

Während die Kapitalanlagen und Alterungsrückstellungen gestiegen sind, befindet sich die PKV nach wie vor im Spannungsfeld von Niedrigzins, Bestandsabrieb und schwächelndem Neugeschäft. Laut Map-Report driften die Anbieter auf dem Markt zunehmend auseinander.

Der aktuelle Map-Report liefert eine Bilanzanalyse der privaten Krankenversicherer (PKV). Im Vergleich zur vergangenen Ausgabe mit 32 Anbietern bleiben mit dem Wegfall des Deutschen Rings noch 31 Gesellschaften in der Vollversicherung, auch wenn mit dem Start-up Ottonova 2017 ein neuer Anbieter hinzugekommen ist. Dem Bericht zufolge lasse sich an den Ergebnissen ablesen, wie stark das Geschäft der privaten Krankenversicherer (PKV) inzwischen von äußeren Einflüssen bestimmt wird.

Anbieter durch Niedrigzins unter Druck

Die Zinsentwicklung schlägt sich immer mehr auf die PKV-Kunden durch und die Branche hat zunehmend zu kämpfen, ausreichenden Zinssatz zu erzielen. Diese Entwicklung spiegelt sich deutlich am Rückgang der laufenden Durchschnittsverzinsung wieder. Betrug die Verzinsung 2016 noch 3,51%, waren es 2017 nun 3,30%.

Weiter schrumpfende Bestände und schleppendes Neugeschäft

In der Vollversicherung schreitet 2017 der Bestandsabrieb stärker voran als noch im Vorjahr. Während die Branche im Jahr 2016 insgesamt 14.600 Vollversicherte weniger zählte, verlor sie 2017 deutlich mehr, nämlich 19.300 oder 0,2%. Elf der 31 Anbieter mit Vollversicherten gelang es, ihre Bestände zu erweitern. Gemessen an absoluten Werten hatte die Debeka mit einem Plus von 29.213 Kunden die Nase vorn, es folgten die Axa (4.701), Hansemerkur (4.449) und Signal Iduna (4.222). Die größten Bestandsverluste verzeichnete wie in den Vorjahren die DKV mit 19.478 Versicherten weniger sowie die Central (- 9.260), die Bayerische Beamtenkranken (- 7.705) und die Allianz (- 6.686). Die ab 2019 sinkenden Beiträge für Arbeitnehmer und Selbstständige in der gesetzlichen Krankenversicherung und damit der höhere Anreiz, in der GKV zu verbleiben, dürften das seit sechs Jahren in Folge schwächelnde Neugeschäft nicht gerade ankurbeln.

Zuwachs bei Beitragseinnahmen

Wohingegen die Bestände schrumpfen, verzeichneten die privaten Krankenversicherer nicht zuletzt auch dank höherer Beitragsanpassung Anfang 2017 den stärksten Zuwachs der Beitragseinnahmen seit 2010. So stiegen die Beitragseinnahmen überdurchschnittlich bei folgenden Anbietern: Mecklenburgische, DEVK, Debeka, R+V und Hansemerkur.

Steigende Kapitalanlagen und Altersrückstellungen

Ein Anstieg ergibt sich sowohl bei den Kapitalanlagen, und zwar von 259,9 Mrd. Euro innerhalb eines Jahres auf 274,1 Mrd. Euro, wie auch bei den Alterungsrückstellungen. Mit einem Wachstum von 6,2% hat die PKV inzwischen 246,9 Mrd. Euro eingesammelt, um die Beiträge der Kunden auch im Alter bezahlbar zu halten. Laut den Autoren des Map-Reports weist erneut kein Anbieter geringe Werte auf als im Vorjahr. Auf Platz 1 mit der höchsten Alterungsrückstellung landet erstmals die Debeka vor der DKV.

Trendwende bei den Bewertungsreserven

Eine Trendwende ermittelte der Report bei den Bewertungsreserven. Während die meisten Anbieter 2016 die Bewertungsreservequote steigerten, zeigte sich 2017 bei allen Versicherten ein Absinken. So verringerte sich im Branchendurchschnitt der Anteil der Bewertungsreserven an den gesamten Kapitalanlagen von 16,8 auf 15,0%.

Anbieter driften auseinander

Insgesamt sieht der Map-Report die Anbieter stärker auseinanderdriften. Der Markt unterteilt sich zunehmend in schrumpfende, stagnierende und andererseits wachsende Unternehmen. (tk)

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Nils Böttcher am 22. August 2018 - 16:22

Immer wieder interessant, dass in solchen Artikeln mit keinem Wort die andere Seite der Medaille...nämlich die GKV...erwähnt wird.
Der Gesundheitsfonds erwirtschaften null Zinsen, die GKV hat null Rücklagen und kann ihre finanzielle Lage ausschließlich über den Beitragssatz und Reduzierung von Leistungen einigermaßen in Griff behalten.
Seit Jahren ist in der GKV der reale beitragsanstieg höher als in der PKV, politisch keine Beitragserhöhung gewollt, daher werden Milliarden Steuergelder in die GKV gepumpt.
All das findet keine Zeile in Ihrem Artikel, obwohl es 90% der Bevölkerung betrifft.
Ich bin gespannt, was Sie schreiben, wenn die GKV in richtig schwere Gewässer kommt - das dauert nicht mehr lange.
Gruß aus Oberursel, Nils Böttcher, Spezialist GKV/PKV bei BCA AG