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Geschlossene Fonds
10. März 2011
„Abgerechnet wird zum Schluss“

„Abgerechnet wird zum Schluss“

Die Perspektiven für geschlossene Fonds sehen wieder freundlicher aus. Zunächst liegt dies an der Erholung der Schiffsmärkte. Langjährig am Markt agierende Emissionshäuser wie MPC Capital gehen auch von einer Marktbereinigung aus. Der Hamburger Initiator legt zudem 2011 den Schwerpunkt auf sicherheitsorientiere Immobilienfonds. Interview mit Alexander Betz, Vorstand der MPC Capital AG.

AssCompact: Herr Betz, MPC ist wieder mit einer Schiffsbeteiligung am Markt. Ist die „Schiffskrise“ tatsächlich vorbei?

Alexander Betz: Viele Schifffahrtssegmente zeigen bereits wieder deutliche Erholungstendenzen. Und die langfristige Perspektive für Schiffsinvestments ist sehr positiv. Die Weltwirtschaft wächst bereits wieder mit über 4% und mit ihr der Welthandel, der zu 95% über den Seeweg abgewickelt wird.

AC: Müssen Sie sich dennoch neue Kunden suchen? Vielen Anlegern könnte die Lust auf Schiffsbeteiligungen vergangen sein.

AB: Das Vertrauen der Anleger wird mit der Erholung der Schifffahrtsmärkte und der laufenden Fonds zurückkehren. Erste Tendenzen konnten wir bereits feststellen, doch es ist noch ein zartes Pflänzchen. Einzelne Problemfälle könnten das wieder aufkeimende Interesse an Schiffsbeteiligungen schnell wieder zunichtemachen.

AC: Sie kennen den Vertrieb aus eigener Erfahrung. Welche Argumente geben Sie Vermittlern geschlossener Fonds aktuell an die Hand?

AB: Nun, geschlossene Fonds haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass sie vorrübergehend schwierige Marktphasen oftmals in darauf folgenden Marktphasen kompensieren können. Es gilt immer noch: Abgerechnet wird zum Schluss. Auch unsere bisher liquidierten Schiffsfonds sind teilweise durch schwierige Jahre gegangen und mussten Auszahlungen aussetzen. Doch am Ende haben sie einen durchschnitt­lichen Vermögenszuwachs für die Anleger von über 10% pro Jahr nach Steuern erzielt. Und wie eingangs erwähnt: Die langfristige Perspektive für Schiffsbeteiligungen ist äußerst positiv. So wird der langfristige zusätzliche Bedarf an Containertonnage auf 8% pro Jahr geschätzt.

AC: Was hat sich an der Konzeption von Beteiligungen nach den Einbrüchen infolge der Finanzkrise geändert?

AB: Grundsätzlich gelten die gleichen Regeln für einen guten Fonds. Allerdings sind die Konzepte deutlich sicherheitsorientierter geworden und zielen stärker auf die veränderten Bedürfnisse der Anleger. So sieht beispielsweise das Konzept unseres aktuellen Schiffsfonds vor, während der zehnjährigen Erstcharter bereits Auszahlungen in Höhe von 100% der Beteiligungssumme bereitzustellen, also zehnmal 10%. Neun Prozentpunkte sollen davon pro Jahr direkt an den Anleger ausgezahlt werden, ein Prozentpunkt wird pro Jahr in einem Sicherheitsdepot hinterlegt. Stimmt die Anschlussbeschäftigung, wird das Depot ebenfalls ausgezahlt. Ist das Marktumfeld schlecht, wird es zur Sondertilgung genutzt. Durch die Reduzierung der Haftsumme auf rund 1% der Beteiligungssumme können vom Anleger auch im schlimmsten Fall kaum ausgezahlte Aus-zahlungen zurückgefordert werden. Eine grundsätzliche Nachschusspflicht ist bei unseren Fonds ausgeschlossen.

AC: Wo steht MPC nach schwierigen Jahren heute?

AB: Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wir stehen auf einer gesunden finanziellen Basis und haben uns unsere unternehmerische Freiheit voll erhalten. Das hat sich bereits im letzten Jahr bezahlt gemacht: In der aktuellen Jahresstatistik der platzierungsstärksten Emissionshäuser im Retail-Bereich rangieren wir wieder unter den Top 3.

AC: Welche Auswirkungen erwarten Sie hinsichtlich der Regulierung geschlossener Fonds?

AB: Wir begrüßen grundsätzlich alle Maßnahmen, die die Transparenz und Sicherheit in der Branche erhöhen und damit dem Image der Anlageklasse geschlossene Fonds helfen. Die Regulierung wird sicherlich auch eine Bereinigung der Branche mit sich bringen, in der aktuell geplanten Form allerdings nicht so einschneidend, wie zunächst von manchen befürchtet.

AC: Sind Sie erleichtert hinsichtlich der Regulierung im Vertrieb?

AB: Wir haben der Regulierung immer gelassen entgegengesehen. Als börsennotiertes Emissionshaus haben wir viel Erfahrung mit der Einhaltung von Regularien. Und auch unseren Partnern haben wir bisher und werden wir weiterhin alle auch im Rahmen einer fortschreitenden Regulierung notwendigen Instrumente an die Hand geben, um weiterhin erfolgreich und sicher platzieren zu können.

AC: Wo sehen Sie die Perspektiven geschlossener Fonds auf längere Sicht?

AB: Sachwerte, wie sie ideal mittels geschlossener Fonds finanziert werden, haben mit Blick auf Währungsdiskussionen und Inflationstendenzen in Europa eine hervorragende Perspektive. Zumindest, sobald das durch die Finanzmarktkrise erschütterte Vertrauen der Anleger nach und nach zurückkehrt.

AC: Werden in diesem Jahr wieder mehr geschlossene Fonds aufgelegt? Und was plant MPC Capital?

AB: Ich gehe von einer weiteren moderaten Erholung der Platzierungsvolumina aus. Wir konzentrieren uns bei MPC Capital auf unsere drei Kernsegmente Immobilie, Schiff und Energie. Wobei der Schwerpunkt 2011 auf klassischen, sicherheitsorientierten Immobilienfonds mit Objekten im Inland und europäischen Ausland liegen wird. So investiert der nächste Fonds in eine langfristig vermietete Top-Immobilie in München. Mieter des Greenbuildings ist ein großes, international bekanntes und äußerst bonitätsstarkes Unternehmen. Fonds dieser Machart wollen wir dieses Jahr kontinuierlich anbieten.

AC: Herr Betz, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview mit Herrn Betz lesen Sie auch in der Märzausgabe der AssCompact auf Seite 80f.