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21. März 2016
„Am Anleihemarkt gibt es durchaus noch attraktive Renditen“

„Am Anleihemarkt gibt es durchaus noch attraktive Renditen“

Die Finanzmärkte präsentieren sich nach wie vor extrem volatil und sorgen für große Verunsicherung. AssCompact bittet Investmentexperten um Orientierungshilfe in Form von Antworten auf fünf grundlegende Anlagerfragen. Diesmal mit Christian Puschmann, Managing Director, Head of Germany & Austria, bei Neuberger Berman.

Herr Puschmann, Aktien gelten vielen Deutschen nach wie vor als zu riskant. Zu Recht?

Global gesehen erleben wir derzeit ein Umfeld mit niedrigem Wachstum. Der Fehlerspielraum ist heute geringer als früher und die Risiken werden wahrscheinlich zunehmen. Mit gutem Research, intensiver Arbeit und kurzfristigem Exposure-Management können wir darauf aber reagieren und so Folgefehler vermeiden. Grundsätzlich ist unser Ausblick für Aktien positiv – 2016 bietet Potential für moderat positive Renditen. Das gilt vor allem für die entwickelten Märkte, deren aktuelle Konjunkturdynamik halten wir relativ zu den aufstrebenden Märkte für besser.

Gibt es am Anleihemarkt noch attraktive Zinsen bzw. Renditen?

Durchaus, wir bei Neuberger Berman haben beispielsweise Hochzinsanleihen moderat übergewichtet. Wir erwarten zwar in naher Zukunft eine höhere Volatilität. Die jüngsten Verkäufe und die Spread-Ausweitung resultieren jedoch in höheren Renditen und Chancen im Non-Investment-Grade-Bereich.

Hybride Unternehmensanleihen sind eine weitere Alternative. Der Hybridbereich bietet Anlegern Zugang zu Investment-Grade-Papieren, wobei die Erträge mit dem Hochzinsmarkt vergleichbar sind. Im Vergleich zu vorrangigen, unbesicherten Schuldtiteln kann eine zusätzliche Rendite erzielt werden. Das ist eine attraktive Möglichkeit, um im derzeitigen Niedrigzinsumfeld die Performance zu steigern.

Was ist derzeit die größte Gefahr für die Finanzmärkte?

Insgesamt sind die wichtigsten Probleme recht gut bekannt: Ein Aspekt ist das schwache Wachstum, China ist hier das prominenteste Beispiel. Ein dramatischer Abfall des chinesischen Wachstums hat sicherlich negative Auswirkungen auf die Märkte. Eine andere, vielleicht größere Sorge ist, dass die Zentralbanken an Glaubwürdigkeit verlieren. Dies könnte einen schnelleren Anstieg der Anleihe-Renditen zur Folge haben und die Märkte in die Irre führen, die gut koordinierte, schrittweise Zinserhöhungen in den nächsten Jahren erwarten.

Einzelne politische Ereignisse, wie etwa Großbritanniens „Brexit“, mögen zwar aktuell die Schlagzeilen bestimmen. Auf lange Sicht wirken sich solche Ereignisse aber meist nur wenig auf die wirtschaftlichen Gegebenheiten aus.

Wie gefährlich ist die Lage in China für die Finanzmärkte?

China ist sicherlich ein Schlüsselrisiko. Das langsamere Wachstum dort bedeutet eine Belastung für andere Schwellenländer – vor allem in Lateinamerika. Eine echte Gefahr könnte darin bestehen, dass Chinas Wirtschaft weiter abrutscht und der Yuan deutlich abwertet. Das könnte eine globale Krise zur Folge haben. Davon gehen wir jedoch nicht aus. China vollzieht gerade den Wandel vom Schwellenland zum Industriestaat, daher ist eher mit einer Aufwertung zu rechnen. Und obwohl wir der zuletzt veröffentlichten Wachstumsrate von 6,9 Prozent für 2015 skeptisch gegenüberstehen, sind wir optimistisch, was die wirtschaftlichen Aussichten des Landes angeht. Wir glauben, dass die politischen Entscheidungsträger über ausreichende Mittel und Erfahrung verfügen, um das Wachstum wirksam zu stabilisieren.

Wie sieht für Sie der ideale Anlagemix aus?

Meine Erfahrung ist, dass der ideale Anlagemix von Anleger zu Anleger stark variiert und es daher keine pauschale Lösung gibt. Wir sehen aber an vielen Märkten enorme Verzerrungen, so dass klassische Allokations- und Benchmark-Ansätze nicht mehr uneingeschränkt ausreichen. Ich würde daher in opportunistische Asset-Allokationsmodelle investieren, die eine starke taktische Komponente beinhalten und viel Wert auf Risikomanagement legen. Als unterliegende Asset-Klassen können in solche Lösungen gut globale Investment Grade Corporate Bonds, Emerging Market Debt, High Yield Anleihen und systematische Aktienansätze eingebunden werden. (mh)