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16. Februar 2018
„Der BDVM will sich als Verband der Qualitätsmakler positionieren“

„Der BDVM will sich als Verband der Qualitätsmakler positionieren“

Der Verband Deutscher Versicherungsmakler (VDVM) e.V. und der Bundesverband Mittel­ständischer Versicherungs- und Finanzmakler (BMVF) e.V. haben fusioniert. Zu den Zielen des neuen Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler e.V. (BDVM) äußert sich Dr. Hans-Georg Jenssen, geschäftsführender Vorstand des BDVM.

Herr Dr. Jenssen, wie kam es denn zu der Fusion von VDVM und BMVF?

Wir, das heißt, die beiden Ursprungsverbände, haben in der Vergangenheit immer wieder zum Beispiel bei Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben gleichgerichtete Standpunkte vertreten und uns für die gleichen Ziele eingesetzt. In einem weiteren Schritt haben wir dann nach vertrauensvollen Gesprächen den BMVF in Brüssel „mitvertreten“. Irgendwann stellt sich dann die Frage, ob die Interessenvertretung für die Makler dann nicht in einem gemeinsamen Verband noch besser aufgehoben ist. Das Ergebnis ist bekannt, jeweils mit über 95% haben die Mitglieder in ihren Mitgliedsversammlungen der Fusion zugestimmt.
 
Der neue Verband nennt sich Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler, kurz BDVM. Ist allein schon der Name eine Abgrenzung, etwa vom Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute?
 
Nein, die Veränderung des Namens folgt anderen Gesichtspunkten. Es ist bei einer Fusion förderlich, wenn sich nicht nur für die Mitglieder des einen Verbandes etwas ändert, sondern für alle Mitglieder. So hat der damalige BDVM, der diesen Namen vor 2001 seit über dreißig Jahren geführt hatte, bei der Fusion mit dem damaligen VMV im Jahr 2001 seinen Namen in VDVM geändert. Um bei der jetzigen Fusion mit dem BMVF ein gemeinsames Zeichen für alle Mitglieder zu setzen, machte es Sinn, den Namen in BDVM zu ändern. Quasi: Back to the roots.
 
Ziel des BDVM ist es vor allem, das Berufsbild des Versicherungsmaklers zu schärfen. Wie scharf soll es denn werden?
 
Dies ist eine never ending story. Solange in breiteren Bevölkerungskreisen Makler und Vertreter gleichgesetzt werden, geht uns die Arbeit nicht aus. Ziel muss es vor allen Dingen sein, das von uns vertretene Berufsbild auch in vernünftiger Form gesetzlich zu verankern. Wir verhehlen nicht, dass uns das Berufsbild in Österreich – Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten – sehr gut gefällt und wir dies gern in Deutschland hätten. Dann würde sich die Diskussion über den Versicherungsberater und die Abgrenzung zum Versicherungsmakler und solche Fragen, ob der Makler, der Courtage erhält, überhaupt unabhängig ist, erledigen.
 
Ganz bewusst will sich der Verband von „sogenannten Maklern“ abgrenzen. Wer fällt denn darunter und sprechen Sie diesen Maklern ihre Existenzberechtigung ab?
 
Wir sprechen keinem Makler, gleich welcher Größe, die Existenzberechtigung ab, wenn er – und dies ist unser Ziel – die Verpflichtungen des Maklers als treuhandähnlicher Sachwalter des Kunden ernst nimmt. Das Problem im Markt ist doch, dass es – vorsichtig ausgedrückt – eine nicht unerhebliche Zahl von „sogenannten Maklern“ gibt, die weder aus der Breite des Marktes beraten und vermitteln noch zum Beispiel die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden richtig erfassen. Mit anderen Worten: Es fehlt die Professionalität.
 
Wem gegenüber will sich denn der Verband profilieren? Glauben Sie, dass Sie so mehr Einfluss bei der Politik erreichen?
 
Ziel des BDVM ist es, sich der Öffentlichkeit, der Politik, den Versicherern und auch den Maklern gegenüber unverändert als der Verband der Qualitätsmakler zu positionieren und diese Stellung auszubauen. Natürlich steigert es die Durchsetzungskraft von Argumenten und auch den Einfluss auf zum Beispiel die Versicherer und Politik, wenn man möglichst viele Mitglieder um sich schart, die den Markt mit beeinflussen oder sogar bestimmen. Gemeinsam sind wir eben stärker!
Und last, but not least: Natürlich wollen wir uns auch gegenüber unseren Mitgliedern noch besser profilieren. Unser Ziel ist es, der Verband mit dem besten berufsständischen Service für die Mitglieder zu sein.
 
Wie sieht genau die Positionierung gegenüber den Versicherern aus?
 
Nach der Fusion noch mehr als vorher empfinden wir uns als Hüter des Berufsbildes der Versicherungsmakler. Insoweit werden wir uns noch intensiver als in der Vergangenheit dafür stark machen, dass gerade die Versicherer Rolle und Funktion des Versicherungsmaklers ernst nehmen. Das hört sich abstrakt an, konkret bedeutet dies aber zum Beispiel, dass wir bei dem TGIC-Projekt und der Authentifizierung die Mitwirkungsrechte der Makler einfordern, Spielregeln bei BiPRO mitentwickeln, darauf achten, dass Courtageregelungen und sonstige Vereinbarungen einen fairen Inhalt haben und nicht Spielregeln zulasten der Makler einfach verändert werden.
 
Fürchten Sie nicht auch negative Reaktionen vom Markt? Eine Zeit lang schien es, dass sich der VDVM auch kleineren Maklern öffnen wollte.
 
Nein, das Gegenteil ist der Fall. Wir werden von einer Vielzahl von Maklern in unserem Kurs bestärkt. Durch die Fusion der Verbände ist der neue BDVM ja gerade nicht zum reinen Großmaklerverband geworden. Weit über 70% unserer Mitglieder sind kleinere und mittlere Makler. Das Einzige, was wir nicht sind, ist der Verband der „Einzelkämpfer“. Wir fordern eine gewisse Größe der Maklerunternehmen, das heißt, mindestens zwei Berufsträger mit einem bestimmten Ausbildungsniveau. Mit diesem Kurs sind wir in der Vergangenheit gut gefahren und wir sind sicher, dass dies auch für die Zukunft gilt. Qualität ist durch nichts zu ersetzen!
 
Sollen sich Einzelmakler dann bei Pools und Verbünden wiederfinden?
 
Hier muss man zunächst einmal unterscheiden. Wir und auch andere Verbände vertreten berufsständische Interessen und sind keine Vereinigungen für die spezielle gewerbliche Förderung wie die VEMA, Charta oder German Broker Net. Ob und mit wem ein Versicherungsmakler bei der speziellen gewerblichen Förderung zusammenarbeitet, bleibt ganz allein ihm überlassen. Soweit es die berufsständische Interessenvertretung betrifft, muss jeder Makler selbst entscheiden, welcher Verband ihm am besten liegt. Unser „Problem“, wenn man es denn so nennen will, ist ja ein ganz anderes: Viele Makler engagieren sich in keinem Verband, sei es, weil man die Notwendigkeit nicht sieht oder man das Geld für den Beitrag sparen will. Damit vergibt man klar die Chance, über Verbände die Zukunft mitzugestalten.
 
Zum 01.01.2018 hat der BDVM seine Arbeit aufgenommen. Was sind die ersten Themen?
 
Natürlich die Umsetzung der IDD im Februar mit ihren zahlreichen Änderungen, die den Mitgliedern nahegebracht werden müssen. In diesen Bereich gehört auch die Thematik PRIIPs mit dem neuen Basisinformationsblatt für Versicherungsanlageprodukte. Aber was wäre der Frühling und Sommer ohne die neue EU-Datenschutzgrundverordnung, die dann Wirksamkeit entfaltet. Von der Revision des Lebensversicherungsreformgesetzes habe ich dabei noch überhaupt nicht gesprochen. Uns gehen die Themen nicht aus.
 
Welche Themen wären das denn noch?
 
Auf längere Sicht wird sicherlich die Frage der Digitalisierung höchste Priorität haben. Alle Beratungsberufe werden sich diesen Herausforderungen stellen müssen, die zum Beispiel von künstlicher Intelligenz ausgehen. Dabei werden wir aber nicht von Panik getrieben. Unseren Berufsstand zeichnet etwas aus, was als Kernbestandteil der Tätigkeit des Maklers anzusehen ist: das Vertrauensverhältnis zum Kunden. Es wird sich in Zukunft zeigen, ob der Mensch bereit ist, (allein) einer Maschine zu vertrauen, gerade wenn das verfügbare Geld nicht für alle notwendigen Versicherungen reicht. Da hilft es nicht viel weiter, wenn die Maschine mitteilt: „72% der Kunden, die sich keine Berufsunfähigkeitsversicherung leisten können, haben auch die Unfallversicherung abgewählt.“ Wir sind deshalb optimistisch, dass auch in der Zukunft eine qualitativ hohe Beratung durch einen Versicherungsmakler ihren Platz haben wird.
 
Steigen Sie aus bestimmten Initiativen aus? Zum Bespiel zur Nachwuchs- und Frauenförderung oder auch bei gut beraten?
 
Nein, auf keinen Fall. Wir sind Gründungsmitglied und Treiber von „gut beraten“ und positionieren diese Initiative intensiv für eine praxisgerechte Umsetzung der IDD. Die Nachwuchs- und Frauenförderung wird unseres Erachtens durch den Zusammenschluss der Verbände intensiviert, weil die jeweilige Zielgruppe auch in der Region besser erreicht werden kann.
 
Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2018, Seite 72 f.
 
Ein Artikel von
Dr. Hans-Georg Jenssen