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30. November 2018
„Der Vanguard-Effekt wird die Preise künftig weiter senken“

„Der Vanguard-Effekt wird die Preise künftig weiter senken“

Der US-amerikanische ETF-Anbieter Vanguard Asset Management Limited ist seit gut einem Jahr auf dem deutschen Markt aktiv und belebt den Wettbewerb im ETF-Segment. Sebastian Külps, Head of Germany and Austria, und Markus Weis Deputy Head of Germany and Austria, sprechen im Interview über den Markt in Deutschland, den Wettbewerb, Vertriebswege und den Nutzen der ETFs für den Endanleger.

Vanguard ist der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt. In Deutschland war der Name bisher kaum ein Begriff. Warum kommt Vanguard erst jetzt auf den deutschen Markt?

Sebastian Külps Unsere Expansionspläne wägen wir grundsätzlich sehr sorgfältig ab. Deutschland ist ein spannender Markt, den wir schon lange beobachtet haben und in dem das Interesse an ETFs schnell voranschreitet. Und gerade weil wir den ETF als das Instrument sehen, das den Investmentmarkt für den Endinvestor demokratisiert, haben wir uns im vergangenen Jahr nicht nur dafür entschieden, ein Frankfurter Büro zu eröffnen, sondern gleichzeitig auch die gesamte UCITS-ETF-Serie von Vanguard an der Deutschen Börse zu listen. Dadurch bieten wir mit unserer globalen Erfahrung sowie den damit einhergehenden Skaleneffekten unseren Anlegern das Preis-Leistungs-Verhältnis, das sie verdienen.

Auf welche Weise gehen Sie in den Markt? Welche Vertriebswege sind für Sie von Bedeutung?

Markus Weis Neben den institutionellen Kunden werden wir uns in Zukunft besonders auf Intermediäre wie etwa Dachfonds, Vermögensverwalter, Versicherungen, Banken, Pools und unabhängige Berater konzentrieren. Sehr wichtig bei der Beratung ist uns, dass die Gebühren hierfür sauber und transparent und nicht zum Beispiel in der Fondsgebühr versteckt sind. Eine transparente Vergütung von Vertriebsservice und Asset-Management schafft nicht nur Transparenz, sondern ermöglicht auf diese Weise auch einen fairen Wettbewerb.

Auf welche Produkte beziehungsweise Produktkategorien setzten Sie Ihre Schwerpunkte?

SK Wir arbeiten auf der Grundlage von vier Prinzipien: klare und realistische Ziele setzen, das Anlagevermögen auf breit diversifizierte Fonds verteilen, Kosten minimieren und langfristig planen, um das Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren. Wir haben diese Philosophie seit über 40 Jahren angewandt und werden sie auch in Zukunft nutzen, um den Anlegern das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten.

Als Schwerpunkt sehen wir dabei ETFs, denn diese bieten Anlegern in Deutschland einen Zugang zum Kapitalmarkt in Form von breit aufgestellten Portfolios, und dies zu Konditionen, die in der Vergangenheit häufig nur institutionellen Anlegern zugänglich waren. Die Anlage an den Kapitalmärkten ist ein wichtiger Baustein im langfristigen Vermögensaufbau. Vor Kurzem haben wir unser Produktangebot in Deutschland mit unserem Vanguard DAX UCITS ETF ergänzt. Dieses Produkt bietet Zugang zu 30 der größten und liquidesten Unternehmen in Deutschland und zahlt vierteljährlich die Dividendenerträge der Dax-Unternehmen aus.

Wie wollen sie sich von der ETF-Konkurrenz abheben, die bereits seit Längerem im Markt aktiv ist?

SK Unsere Philosophie, die durch unsere genossenschaftliche Struktur ermöglicht wird, gibt vor, dass wir Skaleneffekte in Form von Gebührensenkungen immer an den Endinvestor weitergeben. Dieses Prinzip verfolgen wir seit unserer Gründung und wir werden auch in Zukunft durch diesen „Vanguard-Effekt“ die Preise weiter senken. Genau dieser Effekt führt dann auch bei unseren Mitbewerbern zu geringeren Preisen. Somit erreichen wir unser Ziel der kosteneffizienten Anlagen, denn letztlich zählen geringere Kosten und bessere Konditionen für den Endinvestor zu den wichtigsten Faktoren für den langfristigen Erfolg bei der Kapitalanlage. Die Wachstumsrate bei Privatanlegern im ETF-Bereich steigt stetig an, da Privatanleger mehr und mehr die Vorteile der ETFs entdecken. Gleichzeitig realisieren Anleger, dass teure, oft aktiv gemanagte Fonds erhebliche Schwierigkeiten haben, den Index über lange Zeit zu schlagen. Wir sehen ETFs aufgrund ihrer Vorteile als eine große Bereicherung: niedrige Kosten, breite Diversifizierung, Transparenz und Liquidität.

Wie wichtig sind die Kosten nicht nur innerhalb der Fondswelt insgesamt, sondern gerade auch innerhalb der ETF-Welt?

MW Das aktive Fondsmanagement ist in die Kritik geraten. Das Geschäft ist hart umkämpft, doch die Gebühren bleiben konstant. Die Anleger erkennen zunehmend, dass kaum ein aktiver Manager langfristig den Index schlagen kann. Und so richtet sich das Interesse auf den ETF. Hier gibt es keine versteckten Produktkosten. Wir müssen einen Punkt deutlich feststellen: Europäische Anleger zahlen zu viel Gebühren. Ihnen können wir helfen, denn das ist eine Frage der Größe. Allein Vanguard verwaltet global 5,2 Bio. US-Dollar an Kundengeldern. Daher können die Gebühren für die Verwaltung natürlich viel geringer sein, denn der Aufwand für den Fondsmanager steigt ja mit wachsendem Volumen kaum.

Wie gehen Sie mit der Kritik um, dass ETFs in der nächsten Krise an den Märkten Probleme bekommen werden?

MW ETFs sind relativ neu und im Gegensatz zur „guten alten Aktie“ noch nicht voll etabliert. Mit wachsendem Interesse an der Kapitalanlage über ETFs und damit auch wachsendem ETF-Kapital ist es doch verständlich, dass Anleger und auch Regulatoren diesen Bereich genau beobachten. Aber letztendlich bringen diese Produkte dem Anleger viele Vorteile: Risikostreuung, Transparenz, geringe Kosten. Obwohl sie manchmal als besondere Instrumente dargestellt werden, sind sie doch mit traditionellen Investmentfonds und Aktien vergleichbar.

Welche Arten von ETFs sind für den deutschen Kundenmarkt besonders spannend?

MW ETFs öffnen generell und damit auch den deutschen Kunden den Zugang zum Kapitalmarkt. Anleger erhalten breit aufgestellte Portfolios zu Kondi­tionen, die bislang häufig nur Investoren aus dem institutionellen Bereich zur Verfügung standen. In vielen Fällen ist es auch möglich, die hohen Vertriebskosten traditioneller Investmentfonds zu umgehen. Die Renditen auf Fest- und Tagesgeld sind über die Jahre stark geschrumpft. Die Anlage an den Kapitalmärkten ist daher ein immer wichtiger werdender Baustein im langfristigen Vermögensaufbau. Unsere sehr breit gestreuten Aktien- und Renten-ETFs bieten dabei mit ihrer physischen Replikation ein sehr gutes Index-Tracking.

Werden Sie auch mit Pools oder direkt mit Beratern und Vermittlern zusammenarbeiten?

SK Wir wollen das Leistungsangebot kontinuierlich weiter­entwickeln und Beziehungen zu Vertriebspartnern aufbauen. Allerdings ist es uns wichtig, dass unsere Vertriebspartner unsere Werte teilen. Vanguard hat beispielsweise noch nie Vertriebsprovisionen gezahlt, denn derartige Vereinbarungen stehen aus unserer Sicht im Widerspruch zu den Interessen unserer Fondsanleger. Daher sind für uns die Partner, die Vertriebs- und Servicekosten klar trennen und ausweisen, die Präferenz.

Wie wollen Sie die Zusammenarbeit gestalten? Werden Sie vertriebliche Anreize für die Vermittlung von ETFs bieten?

MW Die Anreize für unsere Partner liegen in unserem Service und unserer Unterstützung, nicht aber im finanziellen Bereich.

Mit Blick auf die Versicherungsbranche: Welche Rolle spielen Fondspolicen in Ihren Deutschlandplänen?

MW Fondspolicen sind ein wichtiges und in Deutschland etabliertes Produkt der privaten Altersvorsorge. Da viele Anbieter in ihren Tarifen die Fondskosten sauber von den Produkt- und Vertriebskosten trennen, können ETFs hier ein guter Baustein sein. Wir wollen daher in Zukunft unser Fondsangebot im Versicherungsmantel deutlich ausbauen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 11/2018, Seite 70 f.

 
Ein Artikel von
Sebastian Külps
Markus Weis