Die Investoren haben sich an die expansive Geldpolitik gewöhnt. Nach Jahren der Nullzinsen und Wertpapierkäufe bleibt abzuwarten, ob die Anleihemärkte einbrechen, wenn sich die Geldpolitik normalisiert. „Früher litten Anleihen vor allem unter zwei Entwicklungen: Einem plötzlichen Inflationsanstieg oder einer Straffung der Geldpolitik“, sagt Nicolas Forest, Head of Fixed Income Management bei Candriam. So sei es 1995, 1999, 2004 und 2010 gewesen, als mindestens eine der beiden Bedingungen erfüllt war. „2013, als sich die Inflation in Grenzen hielt, hat zweifellos eine Straffung der Geldpolitik den Kurseinbruch ausgelöst.“
Probleme struktureller Art
Momentan kommt die Inflation kaum an das 2% -Ziel der Notenbanken heran. Das Problem scheine strukturell zu sein, da trotz fallender Arbeitslosigkeit die Löhne kaum steigen und die Notenbanken entschlossen scheinen, ihre expansive Geldpolitik allmählich zurückzufahren. Bisher bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) allerdings vorsichtig und setzt ihr Quantitative Easing fort. Auch Jerome Powell, der designierte neue Vorsitzende der FED, mahnt bei Zinserhöhungen zur Zurückhaltung.
Kein Einbruch zu befürchten
„Eine maßvolle Straffung der Geldpolitik bei niedriger Inflation dürfte nicht zu einem Einbruch der Anleihemärkte führen, doch die Notenbanken werden die Liquidität zweifellos verringern“, fügt Nicolas Forest hinzu. 2018 werde es auf die Fundamentalanalyse ankommen – und darauf, ob man emittentenspezifische Risiken erkenne. In den nächsten Jahren wird Candriam zufolge daher ein flexibles und selektives Anleihemanagement unverzichtbar werden. (mh)
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