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28. Mai 2014
„Erhöhte Sicherheit hilft nicht immer“

„Erhöhte Sicherheit hilft nicht immer“

Frühlingszeit ist Verlobungszeit. Gerade im Wonnemonat Mai werden daher wieder zahlreiche Diamantringe verschenkt. Die Edelsteine haben bis zur Ladentheke aber bereits einen weite Reise hinter sich bei der jede Menge Risiken auftreten können. Für Versicherer ist das eine ganz besondere Herausforderung. Nachgefragt bei Graham Hawkins, Global Chief Underwriting Officer of Fine Art and Specie der XL Group.

 

AssCompact: Herr Hawkins, sprechen wir zunächst über das nahe liegende Risiko, den Diebstahl. Ist Diebstahl in allen Phasen der Diamanten-Verarbeitung ein Risiko?

Graham Hawkins: Der einzelne Minenarbeiter wird wahrscheinlich nie einen Diamanten sehen oder anfassen können, das vergisst man gerne. Der Abbau geschieht heute weitgehend automatisiert. In diesem frühen Stadium beträgt der Gehalt oftmals weniger als ein Karat (0,2g) pro Tonne Abbau – und nur 20% der produzierten Diamanten haben auch tatsächlich Edelstein-Qualität. Erst wenn die Diamanten gelagert werden, besteht also ein wirkliches Diebstahlrisiko – und dies trotz der oftmals sehr strikten Kontrollen der Mitarbeiter. Nächstes Risiko ist der Transport. Dabei kann es zu Diebstahl und Unterschlagung kommen. Dazu werden ganz einfache Techniken angewendet oder aber auch sehr ausgefeilte.

AC Welche Risiken sind die kompliziertesten für Underwriter?

GH Immer dann, wenn der Diamant sehr exponiert ist, besteht auch das höchste Risiko. Das ist beim Transport so und immer dann, wenn die Menge an Diamanten an einem Ort besonders groß ist. Da hilft auch erhöhte Sicherheit nicht immer. Wenn die Summe, um die es geht, groß genug ist, werden auch auf Seiten der Diebe große Risiken in Kauf genommen. Beim Transport ist es ähnlich, dort kam es letztes Jahr am Brüsseler Flughafen zu einem Zwischenfall, der für Schlagzeilen sorgte.

AC Haben Sie persönlich jemals eine Diamantenmine besucht?

GH Ja, ich war in der größten Diamantenminen der Welt, in Botswana. Das schätze ich sehr an meiner Arbeit; wir reisen sehr viel, um Risiken vor Ort richtig einzuschätzen und unser Angebot entsprechend gestalten zu können. Wenn man den Weg des Diamanten nachverfolgt, versteht man die damit verbundenen Risiken am besten.

AC Wie gehen die Versicherer selbst mit großen Risiken um?

GH Für den britischen Einzelhandel und bei Deckungen von weniger als einer Million Pfund, werden die Policen von lokalen Versicherern, großen Versicherungsgruppen oder anderen Lloyd’s-Syndikaten ausgestellt. Für Bergwerke, die Deckungen in der Größenordnung von vielen hundert Millionen Pfund benötigen, oder auch für die Luxusgüterbranche, bietet der Mitversicherungsmarkt Möglichkeiten, durch Diversifizierung das Risiko zu verteilen.

Mehr zum Thema gibt es hier.

 
Ein Artikel von
Graham Hawkins