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7. Oktober 2016
„Man könnte ein Feuerwerk an Gründen für die Lebensversicherung abfeuern“

„Man könnte ein Feuerwerk an Gründen für die Lebensversicherung abfeuern“

In den vergangenen Tagen sind Lebensversicherungen wieder verstärkt kritisiert worden, auch von Branchenvertretern. Markus Drews, Hauptbevollmächtigter der deutschen Niederlassung der Canada Life, findet das im Gespräch mit AssCompact sehr erstaunlich. Für eine Altersvorsorge in Form eines lebenslangen Einkommens gebe es nach wie vor keine bessere Lösung.

Herr Drews, die Lebensversicherung ist in den vergangenen Tagen erneut stark kritisiert worden. Sie machen sich hingegen weiterhin dafür stark. Warum hat die Lebensversicherung nach wie vor Zukunft?

Da könnte man ein Feuerwerk an Gründen abfeuern. Die Lebensversicherung hat für viele Menschen nach wie vor einen sehr hohen Wert als zusätzliche Altersvorsorge. Wenn man unter Altersvorsorge versteht, ein lebenslanges Einkommen zu sichern, dann gibt es keine bessere Lösung. Ohne einen vernünftigen Partner an der Seite, der einen Vermögensaufbau managen kann, ist es heute nicht mehr möglich so viel Kapital aufzubauen, das später den Lebensstandard sichern kann.

Könnte das nicht der Staat besser machen? Im Gegensatz zu Unternehmen wie Versicherern muss er schließlich dabei keine Gewinne erwirtschaften.

Weder der Staat noch die Versicherer haben die Musterlösung parat. Ein perfektes Produkt für alle und zu jeder Situation gibt es nicht. Am Ende des Tages werden alle Beteiligten mitziehen müssen. Der Staat wäre zum Beispiel gefordert, den Einstieg in die bAV zu vereinfachen oder über eine bessere Förderung nachzudenken. Zudem sollte die Politik Riester nicht ständig abschreiben, sondern stärken. Es darf aber auch kein Dogma sein, dass man nicht über Renten spricht, die erst nach 67 beginnen. Für die eine oder andere Berufsgruppe wäre es sicherlich in Ordnung, bis 70 zu arbeiten. Damit müssen wir uns angesichts der demografischen Entwicklung auseinandersetzen.

Inwieweit sind auch die Versicherer gefordert?

Auch die Versicherer sind natürlich gefordert – und reagieren bereits. Das, was an neuen Produkten auf den Markt kommt, ist modern und leistungsstark. Am wichtigsten ist aber, dass wir die Produkte so gestalten, dass der normale Bürger sie verstehen kann. Die Produkte müssen nicht nur transparent, sondern auch verständlich sein. Da kann man sicherlich noch vieles besser machen und es gibt ja schon Initiativen, die die Verständlichkeit verbessern wollen. Auch wenn ich nicht daran glaube, dass die Produkte selber einfacher werden – dafür ist die Finanz- und Vorsorgewelt viel zu kompliziert geworden – muss es eine Möglichkeit geben, die Produkte dem Kunden einfach zu erklären. Ich verstehe auch nicht im Detail wie der Motor eines Autos funktioniert, verstehe aber das Grundprinzip und welchen Nutzen ich davon habe.

Was sagen Sie zu dem jüngst von einem Maklerverband vorgetragenen Argument, dass die geringe Nachfrage ein Beleg dafür ist, dass es keine sinnvollen Produkte mehr für sicherheitsbedürftige Anleger gibt?

Ich finde diese Aussage wirklich sehr erstaunlich. Es ist doch gerade der Job der Makler, im Sinne des Kunden die Vorteile von Versicherungsprodukten aufzuzeigen – und das war er auch schon immer. Weder vor 30 noch vor 20 oder vor zehn Jahren sind die Menschen morgens frohlockend aufgewacht und haben gesagt: Heute schließ ich mal eine Lebensversicherung ab. Es war immer unser Job, den Bedarf aufzuzeigen, den Nutzen zu erklären und eine dafür passende Lösung anzubieten. Und selbstverständlich gibt es nach wie vor hervorragende Lösungen.

Aber klassische Garantien gibt es nicht mehr…

Wenn ich mich darauf zurückziehe, dass die gute alte deutsche Garantie der kapitalbildenden Lebensversicherung nicht mehr da ist, dann würde ein solches Argument gelten. Diese Garantie kann in einem solchen Marktumfeld nicht funktionieren. Dem muss ich mich aber stellen und Produkte entwickeln und anbieten, die in dem neuen Umfeld funktionieren. Ich finde es unnötig und sehr schade, wenn auf diese Art und Weise alle Produktlösungen pauschal schlecht gemacht werden. Unsere Lösung gibt es seit über 16 Jahren. Sie ist einfach, verständlich und hat nachweislich bewiesen, dass die Verbindung von Fonds und Garantie nicht nur funktioniert, sondern auch sehr gute Ergebnisse liefert – und das selbst in turbulenten Kapitalmarktzeiten.

Wir selbst sehen ja, dass ein Bedarf nach modernen Lebensversicherungsprodukten vorhanden ist. Es gibt also sehr wohl Kunden, die das Produkt nach wie vor gut finden. Und es gibt kein anderes Produkt, das es schafft, eine lebenslang garantierte Einkommensrente zu sichern. Wenn das die oberste Priorität der Kunden ist, dann bleiben Versicherungslösungen ein wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge. Wenn es heute ein größeres Risiko ist, sein Geld auf das Sparbuch zu legen, weil es nichts mehr dafür gibt, dann haben wir heute eine verkehrte Risikowelt. Das ist die Realität – und der muss ich mich stellen. Zu sagen „Früher war alles besser“ hilft mir nicht weiter.

Müssen neben den Kunden auch die Versicherer mutiger werden? Ihr Aktienanteil am Deckungsstock beträgt schließlich im Schnitt gerade einmal 4,25%?

Das ist definitiv zu wenig, zumal man auf der Anleiheseite momentan geknebelt ist. Das Schlimmste, was jetzt passieren kann, ist ein schneller Zinsanstieg. Woraus wird denn die Zinszusatzreserve gezahlt? Aus Reserven. Und was passiert mit den schönen Reserven wenn die Zinsen steigen?

Wie hart würde das auch Canada Life treffen?

Wir sind davon nicht betroffen, da wir keine Zinszusatzreserve stellen müssen. Und wir haben schon immer einen deutlich höheren Aktienanteil – rund 40–50%. Fürs mittel- und langfristige Investment eine völlig angemessene Quote – wir machen schließlich Altersvorsorge. Da ist es völlig unerheblich, ob die Aktienkurse wegen des Brexit zwei Wochen unter Druck geraten. An einer gesunden und vor allem aktiv gemanagten Mischung führt für den Vermögensaufbau kein Weg vorbei. Auch bei Aktien kann sich das Klima schließlich wieder drehen und dann muss man reagieren können. Die UWP-Fonds von Canada Life haben zum Beispiel eine durchschnittliche jährliche Performance von über 6% seit 2004 erzielt – und das, obwohl es in dieser Zeit zweifellos einige Krisen gegeben hat. (mh)