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8. September 2015
„Insgesamt gibt es fundamental wenig Besorgnis erregendes“

„Insgesamt gibt es fundamental wenig Besorgnis erregendes“

Matthias Hoppe managt seit 2008 drei Multi-Asset-Fonds von Franklin Templeton. Im Gespräch mit AssCompact erläutert er warum für diese jüngst konkrete Ertrags- und Volatilitätsziele festgelegt wurden und wie riskant er die aktuelle Lage an den Finanzmärkten einschätzt.

Herr Hoppe, Franklin Templeton Investments hat im Juni für drei seit 2008 von Ihnen gemanagte Multi-Asset-Fonds Ertrags- und Volatilitätsziele definiert. Warum?

Wir wollen den Kunden mehr Transparenz und Planungssicherheit geben. Unsere drei Strategien orientieren sich stark an den Bedürfnissen der Anleger. Den Risikoprofilen stellen wir konkrete Anlageziele gegenüber – was nicht heißt, dass diese Renditeziele garantiert sind. Die Anleger wissen durch die konkreten Ziele aber, was sie von unseren Fonds erwarten können.

Reicht dafür nicht eine Benchmark?

Benchmarks sind relativ unkonkrete Zielvorgaben – gerade bei gemischten Benchmarks. Ein absolutes Ziel ist für die Mehrzahl der Kunden transparenter.

Sie haben die Bedeutung des Risikos angesprochen. Wie groß sind die Risiken derzeit?

Wenn man den Schlagzeilen glaubt, sieht es so aus als hätten wir eine relativ hohe Volatilität. Tatsächlich haben wir im historischen Vergleich noch immer sehr niedrige Volatilitäten – gerade am Aktienmarkt. Das ist das Ergebnis einer weltweit sehr expansiven Geldpolitik, denn niedrige Zinsen bedeuten höhere Planbarkeit. Das wird sich jetzt allmählich ändern und für Unsicherheit sorgen. Mit erwarteten Zinserhöhungen ist es aber immer das gleiche Spiel. Erst wird sehr lange diskutiert und vor der Zinserhöhung herrscht große Unsicherheit. Wenn es dann so weit ist, ist es aber kein wirklich einschneidendes Ereignis für die Finanzmärkte.

Unsicherheit kam zuletzt vor allem wegen China auf. Wie schätzen Sie die Turbulenzen an Chinas Börse ein?

Die Turbulenzen treffen vorwiegend chinesische Anleger, für die meisten ausländischen Investoren ist dieser Markt noch gar nicht zugänglich. Durch gelockerte Auflagen wurden die vorherigen Kurssteigerungen am lokalen Aktienmarkt dabei erst ermöglicht. Jetzt versucht China in den Markt einzugreifen, stoppen konnte die Regierung den Kursrutsch aber dennoch nicht. Wenn man sich die Fundamentaldaten insgesamt anschaut, lässt sich schon eine Abschwächung in China feststellen, die ist aber nicht neu. Auch in den USA schwächelte die Wirtschaft zuletzt etwas. Da kommt natürlich Unsicherheit auf. Aber in der Regel sind das auch die Phasen, in denen es für aktive Fondsmanager die größten Opportunitäten gibt. Insgesamt gibt es fundamental wenig Besorgnis erregendes. In Europa sieht es sogar noch ganz gut aus. Hinzu kommt, dass die Bewertungen hier relativ günstig sind.

Wo finden sich sonst noch günstige Märkte?

Aktuell ist Lateinamerika ziemlich günstig, sowohl auf der Anleihen- wie auch auf der Aktienseite. Im Moment ist das Risiko dort zwar noch zu hoch, weil viele der Länder durch eine Zinserhöhung negativ tangiert werden. Brasilianische Aktien sind zum Beispiel relativ günstig, aber im Moment fehlt der Katalysator. Wenn sie noch günstiger werden, sind sie ein Value Investment mit guten Chancen für mittel- bis langfristig orientierte Anleger.

Kurzfristig könnte es aber noch mal turbulent werden. Wie managt man solche Risiken?

Da gibt es viele Möglichkeiten, etwa den systematischen Verkauf von Kaufoptionen. Hierdurch vereinnahmt man eine Versicherungsprämie und zusätzliches Einkommen für die Fonds und hat einen gewissen Puffer nach unten. Das ist gerade in seitwärts tendierenden oder leicht fallenden Märkten eine lohnende Strategie, insbesondere wenn die Volatilität erhöht ist. Mit Put-Optionen sichern wir zudem größere Kursverluste nach unten ab. Generell ist es wichtig, dass nicht eine Anlageklasse bzw. ein Risikofaktor das Portfolio dominiert, sondern das Kapital über verschiedene Risikofaktoren gestreut wird. Dabei muss man auch die einzelnen Anlageklassen differenziert betrachten.

Was heißt das konkret?

Aktien sind zum Beispiel nicht gleich Aktien. Aktien unterscheiden sich zum Beispiel hinsichtlich ihrer Sektorrisiken, ihrer Marktkapitalisierung oder ihrer Währung. Wenn man nicht aufpasst, dominiert ein Sektor oder eine Währung das Risiko des Portfolios, obwohl man meint, gut diversifiziert zu sein.

Trägt zur besseren Risikoverteilung auch bei, dass Sie seit kurzem auch in alternative Investments investieren dürfen?

In der Tat sorgen alternative Investment wie zum Beispiel Rohstoffe für eine verbesserte Diversifizierung. Allerdings muss man auch sehen inwieweit diese Möglichkeiten überhaupt interessant sind. Für Rohstoffe waren wir zum Beispiel lange Zeit sehr negativ gestimmt. Auf dem aktuellen Niveau ist das Abwärtspotenzial hingegen nicht mehr so groß, sodass wir hier wieder gezielt und systematisch Strategien einsetzen, um Mehrwert für die Fonds zu generieren. Die neuen Möglichkeiten ermöglichen es zudem auch, marktneutrale Aktienstrategien kostengünstig umzusetzen. Wir nutzen alternative Strategien nur dann, wenn sie wirklich helfen, das Portfolio noch breiter aufzustellen.

Sie dürfen Derivate nun auch zu „Investmentzwecken“ und nicht nur zu „Absicherungszwecken“ nutzen. Wo ist der Unterschied?

Zum Beispiel ist nun der Verkauf von Call-Optionen erlaubt, womit wir das Risiko im Grunde weiter minimieren können. Der Einsatz von Derivaten erlaubt zudem ein effizienteres Investieren und ein effizienteres Risikomanagement. Wenn sie zu exotisch sind, meiden wir sie aber, denn wenn sie nicht ausreichend liquide handelbar sind, wird es intransparent und im Zweifel teuer. (mh)