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14. Dezember 2016
„Sowohl Union als auch SPD positionieren sich deutlich pro Riester“

„Sowohl Union als auch SPD positionieren sich deutlich pro Riester“

Das Alterssicherungskonzept 2030+ der Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles enthält auch Vorschläge für die Riester-Rente. Grundsätzlich spricht sich das Konzept pro Riester aus. Martin Gräfer, Vorstand der Versicherungsgruppe die Bayerische und Mitbegründer der Initiative ProRiester, erklärt im Interview mit AssCompact, was von den Vorschlägen zu halten ist.

Herr Gräfer, die Politik scheint sich nun pro Riester auszusprechen. Ist allein das schon mal zu begrüßen?

Im Frühjahr und Sommer wurde teilweise von der Politik unterstellt, die Riester-Rente sei gescheitert und sollte rückabgewickelt werden. Wir erleben nun eine 180-Grad-Wende. Nun heißt es etwa bei Schäuble, die Riester-Rente rentiere sich und wir unterhalten uns darüber, wie die Förderung optimiert werden könne. Das alleine reicht aber noch nicht. Wichtig ist, dass dem Verbraucher nun klar zwei Punkte signalisiert werden: erstens, dass er eigene Vorsorge treffen muss – und in der aktuellen Nullzinsphase sogar noch intensiver. Zweitens: Eigene Vorsorge muss sich lohnen.

Deshalb begrüßen wir die aktuellen Vorschläge, gerade auch hinsichtlich des Freibetrages wegen der Nichtanrechnung auf eine mögliche Grundsicherung im Alter. Die Initiative ProRiester hat darüber hinaus noch weitere Anregungen im politischen Berlin vorgestellt – wir bleiben hier weiter am Ball.

Welche Rolle spielt bei Ihnen im Haus heute die Riester-Rente im Neugeschäft noch?

Die Bayerische hat sich klar pro Riester positioniert und wir halten die Riester-Rente für eines der wichtigsten Einstiegsprodukte im Bereich der privaten Altersvorsorge. Unsere klare Positionierung und die konsequente Umsetzung unserer Philosophie „Versichert nach dem Reinheitsgebot“ durch unseren in diesem Jahr verbesserten Riester-Tarif zeigt klare Erfolge und hat zu einer deutlichen Umsatzsteigerung in diesem Bereich geführt.

Die Riester-Zulage soll erhöht werden. Riester-Verträge müssten von der Beitragspflicht zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung befreit werden. Ein Teil der selbst aufgebauten Betriebs- oder Riester-Renten soll zudem im Zusammenhang mit der Grundsicherung anrechnungsfrei bleiben. Wie beurteilen Sie diese Vorschläge?

Wir begrüßen diese Vorschläge und sind zuversichtlich, dass die politischen Entscheidungsträger die notwendigen Reformschritte auch konsequent zu Ende führen.

Was halten Sie von den Plänen eines Standard-Riester-Produkts, wie es im Konzept vorgesehen ist?

Hierzu kann man erst eine Einschätzung vornehmen, wenn klar ist, was Ministerin Nahles konkret mit einem „Standard-Riester-Produkt“ meint. Derzeit ist das noch völlig offen.

Die Ministerin will mit der Versicherungswirtschaft diesbezüglich Gespräche führen. Also, wie könnte so ein Produkt aussehen?

Das Riester-Standard-Produkt gibt es heute im Prinzip bereits in Form der Riester-Rentenversicherung. Entsprechend den vorgestellten Reformoptionen der Initiative ProRiester sind hier bei den Rahmenbedingungen Verbesserungsmöglichkeiten vorhanden, die umgesetzt werden können, beispielsweise durch eine Reduktion der Bruttobeitragsgarantie auf maximal 80% oder eine Individualisierung dieser Garantie.

Vor Kurzem hatten Sie – wie erwähnt – selbst einige Reformvorschläge präsentiert. Finden sich dort Übereinstimmungen mit den Nahles-Plänen?

Einige unserer Reformoptionen wie beispielsweise eine Befreiung der Riester-Rente von der Anrechnung auf die Grundsicherung im Alter wurden zumindest teilweise bei den Plänen von Frau Nahles berücksichtigt. Bei anderen Punkten, wie der Indexierung der Zulagenbeträge und dem maximal geförderten jährlichen Betrag besteht, ähnlich wie seit ein paar Jahren in der Basis-Rente, weiteres Verbesserungspotenzial.

Wie schätzen Sie die weitere Zukunft der Rente und privaten Altersvorsorge ein?

Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase ist private Altersvorsorge so wichtig wie nie zuvor. Die Riester-Rente, wie auch andere geförderte Produkte, erleichtern es dem Verbraucher, seinen Versorgungsbedarf realisieren zu können. Durch die Förderungen erhält man auch bei niedrigen Zinsen eine attraktive Rendite im Bezug auf das selbst eingesetzte Kapital.

Und wie realistisch schätzen Sie die Umsetzung des Konzepts ein?

Sowohl Union als auch SPD positionieren sich inzwischen deutlich pro Riester. Es besteht deshalb eine gute Chance, dass die Reformpläne zumindest in diesem Bereich großen Zuspruch finden und umgesetzt werden.