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11. September 2014
„Uns kontaktieren immer mehr Makler und Finanzberater“

„Uns kontaktieren immer mehr Makler und Finanzberater“

Auf der Suche nach ordentlich verzinsten Anlagen landen immer mehr Kunden bei Crowdlending. Die Direktvergabe von Krediten von Privat an Privat wächst massiv. Klarer Marktführer in diesem Bereich ist hierzulande Auxmoney. Die Plattform erhält vermehrt auch Anfragen von professionellen Anlegern. Nachgefragt bei Philipp Kriependorf, Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer der auxmoney GmbH.

Herr Kriependorf, Crowdlending ist einer der größten Wachstumsmärkte des Finanzsektors. Inwieweit spielen Kreditvermittlungsplattformen wie Auxmoney die aktuellen Niedrigzinsen in die Hände?

Das ist natürlich ein Faktor. Für sichere Anlagen wie Bundesanleihen oder Sparkonten erhalten Anleger aufgrund der Niedrigzinspolitik der großen Zentralbanken heute kaum noch Zinsen. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Zuletzt hat die Europäische Zentralbank den Leitzins ja sogar noch einmal gesenkt. Auf der Suche nach gut verzinsten und leicht verständlichen Anlagen landen auch deshalb immer mehr Anleger bei Direktkrediten an Privatkunden. Mit diesen erzielen Anleger im Durchschnitt eine jährliche Rendite von 6,7%.

Besteht aber nicht die Gefahr, dass im Grunde nur Menschen mit schlechter Bonität ein solches Kreditangebot wahrnehmen?

Das kommt auf den Auswahlprozess an. Diesen haben wir seit unserer Gründung im Jahr 2007 Schritt für Schritt optimiert. Darin fließen mittlerweile viel mehr Informationen ein, als reine Daten von Auskunfteien wie etwa der Schufa. Natürlich decken wir ein breiteres Bonitätsfeld als Banken ab, bei denen sich die Auflagen in den vergangenen Jahren stark verschärft haben. Wir lehnen aber 70 bis 80% aller Anfragen ab und reduzieren dadurch das Ausfallrisiko erheblich. Eine geringe Zahl an Ausfällen wird es trotz allem natürlich immer geben. Das ist aber etwa bei Aktien auch der Fall. Deshalb sollte man sein Geld auf mehrere Objekte streuen.

Auf wie viele Projekte sollten Anleger ihr Geld mindestens verteilen?

Spätestens ab einer Zahl von 100 Projekten dürfte man sehr nahe an der jährlichen Durchschnittsrendite von 6,7% liegen. Da man sich bei Auxmoney bereits ab 25 Euro beteiligen kann, würde das einen Gesamtbetrag von 2.500 Euro bedeuten.

Wie sind die Ansprüche der Anleger im Falle einer Privatinsolvenz geregelt?

Grundsätzlich müsste sich jeder einzelne Kreditgeber um seine Forderung kümmern. Das wäre bei Beträgen von teilweise nur 25 Euro aber ein unverhältnismäßig hoher Aufwand. Wir kümmern uns daher zusammen mit unserer Partnerbank um die Forderung. Dadurch, dass wir wie gesagt 70 bis 80% der Kreditanfragen ablehnen, wird die Zahl der Ausfälle durch Privatinsolvenz allerdings ohnehin stark reduziert.

Ist Crowdlending angesichts der Durchschnittsrendite von über 6% auch für professionelle Investoren interessant?

Ja, auch professionelle Investoren entdecken Crowdinvesting immer stärker für sich. Wir erhalten vermehrt Anfragen von institutionellen Anlegern. Kein Wunder, schließlich stehen auch sie vor der Herausforderung, im aktuellen Zinsumfeld noch Anlageformen mit attraktiven Renditen zu finden. So kontaktieren uns auch immer mehr Makler und Finanzberater. Die Anfragen sehr großer institutioneller Investoren, die monatlich mehrstellige Millionenbeträge investieren würden, lehnen wir aber derzeit oft ab – auch wenn uns das Wachstum kostet.

Dennoch wachsen Sie stark…

Ja, im Vergleich zu klassischen Krediten ist das Gesamtvolumen bisher zwar noch überschaubar. Das Wachstum ist allerdings enorm hoch. Als klarer Marktführer mit einem Anteil von 80% in Deutschland profitieren wir davon natürlich stark. In den vergangenen Jahren hat sich unser Kreditvolumen stets in etwa verdoppelt. Der Boom ist kein rein deutsches Phänomen. Auch international ist Crowdlending ein großer Wachstumsmarkt.

Internationaler Crowdlending-Vorreiter ist LendingClub. Die US-Firma hat jüngst ihren Börsengang angekündigt. Ist das auch für Sie eine Option?

Aktuell konzentrieren wir uns darauf, uns möglichst gut auf dem Wachstumsmarkt Crowdlending zu platzieren. Allerdings begrüßen wir den Börsengang von LendingClub, da er dem Thema mehr Aufmerksamkeit einbringen dürfte. Zudem ist es für uns natürlich schon interessant, wie der Markt die Investmentstory aufnimmt, falls wir uns in einigen Jahren vielleicht doch zu einem ähnlichen Schritt entschließen sollten, um das Wachstum weiter zu steigern. (mh)