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20. Juli 2016
„Wir stehen hinter der Riester-Rente und bieten sie weiter an“

„Wir stehen hinter der Riester-Rente und bieten sie weiter an“

Die Riester-Rente wird zum Wahlkampfthema, Garantien werden zur Herausforderung. Darauf müssen Versicherer reagieren. Der VOLKSWOHL BUND hält an Riester fest und erwartet, dass weitere neuartige Lebensversicherungsprodukte entstehen.
Interview mit Dietmar Bläsing, Vertriebsvorstand der VOLKSWOHL BUND Versicherungen

Herr Bläsing, ärgert Sie die mittlerweile von allen Seiten vorgetragene Kritik an der Riester-Rente?

Natürlich ist es ärgerlich, wenn Politiker, die es eigentlich besser wissen sollten, einen erfolgreichen und sehr renditestarken Baustein der privaten Altersvorsorge öffentlich als „gescheitert“ bezeichnen. 16,5 Millionen Menschen haben seit 2002 eine Riester-Rente abgeschlossen. 25 Mrd. Euro hat der Staat seither dazugelegt. Insbesondere für Angestellte mit einem kleinen oder mittleren Einkommen bringt die Riester-Rente neben dem Spareffekt auch noch eine sehr hohe Rendite. Nicht nur ärgerlich, sondern verheerend ist aber die Wirkung solcher Parolen: Die Menschen werden verunsichert und verzichten womöglich auf eine notwendige private Zusatzrente – und natürlich auf die komplette Förderung vom Staat.

Wie gehen Sie mit der Debatte um? Und wie ist die Reaktion der Kunden und auch der Vermittler?

Dass wir klar hinter der Riester-Rente stehen, zeigt vor allem eins: Wir bieten sie weiterhin an! Das ist ein wichtiges Signal an unsere Vertriebspartner, die ihre Kunden optimal beraten und ihnen deshalb die Riester-Vorsorge mit allen Vorteilen ans Herz legen. Dazu brauchen sie einen verlässlichen Partner mit sehr guten Produkten. Darüber hinaus halten wir natürlich Vertriebsunterlagen mit guten Argumenten für einen Abschluss bereit.

Können Sie denn auch positive Rechnungen für Ihre Kunden aufzeigen?

Es mehren sich zum Glück in den Medien die Stimmen, die sich für die Riester-Rente aussprechen und die aktuelle Diskreditierung der Riester-Rente aus Wahlkampfgründen klar ablehnen. Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung belegt zugleich, dass Riester-Renten, die jetzt in der Auszahlungsphase sind, im Durchschnitt stattliche 3,64% Rendite nach Steuern ergeben.

Es wird für Versicherer immer schwieriger, für Beitrags­garantien die entsprechende Rendite zu erwirtschaften. Dahingehend haben die Versicherer ihre Produkte verändert, auch Ihr Haus. Welche Erfahrungen haben Sie im Markt mit den Produkten gemacht?

Die Garantien zu erfüllen, ist vor dem Hintergrund der anhaltenden Niedrigzinsphase eine Herausforderung, aber der VOLKSWOHL BUND kann für alle ausgesprochenen Garantien die notwendigen Renditen erwirtschaften und wird es auch in Zukunft tun. Zugleich haben wir ein weiteres, klassisches Rentenversicherungsprodukt entwickelt, das seit Anfang 2015 auf dem Markt ist. „Klassik modern“ verbindet die Sicherheiten einer klassischen Rentenver­sicherung mit den Renditechancen des deutschen und europäischen Aktienmarktes. Mit den jährlichen Überschüssen, die der Kunde aus dem VOLKSWOHL BUND-Sicherungsvermögen erhält, kann er sich an einer Indexentwicklung beteiligen. Zur Auswahl stehen der Dax und der EuroStoxx 50. Unsere Vertriebspartner haben das Produkt sofort sehr gut aufgenommen. 2015 war bereits jede dritte bei uns abgeschlossene Rentenversicherung „Klassik modern“. Im ersten Quartal 2016 haben wir schon 60% unserer Rentenversicherungen als Klassik modern policiert.

Der Aufruf – auch von Herrn Draghi –, dass die Deutschen weniger auf Garantien und Sicherheit setzen sollen, sondern mehr auf Rendite achten sollen, ist angekommen. Wird es bald gar keine Garantien mehr geben?

Garantien in Versicherungsprodukten sind grundsätzlich wünschenswert, sie mindern aber auch die Rendite. Ich glaube nicht, dass die Versicherungs­police mit Garantien ganz ausstirbt, dafür legen noch zu viele Kunden großen Wert auf diese Sicherheit. Eher werden die Ver­sicherungsgesellschaften den Markt um noch mehr neue Produkte mit alterna­tiven Garantien oder ganz ohne Garantien erweitern. Das vergrößert die Auswahl bei den Altersvorsorgeprodukten, macht aber auch die Beratung noch anspruchsvoller. Unterm Strich alles sehr gute Gründe dafür, seine Altersvorsorge ausschließlich mit einem qualifizierten Fachmann oder einer Fachfrau zu planen.

Lassen Sie uns auf die bAV sehen. Zwei ministeriale Gutachten liegen vor. Eins zum Sozialpartnermodell aus dem Arbeitsministerium und eins zur steuerlichen Förderung der bAV. Sind da Vorschläge dabei, die Ihnen aus Sicht des Vertriebs besondere Freude machen könnten?

Es ist gut, dass Bewegung in die Sache kommt. Klar ist, dass insbesondere für Gering- und Niedrigverdiener die betriebliche Altersversorgung attraktiver werden muss. Für eine Bewertung ist es aber wohl noch zu früh, denn es sind noch viele Fragen offen, die im Detail geklärt werden müssen.

Bremst die aktuelle Diskussion auch die Geschäftsentwicklung in der bAV? Sind Kunden und Makler verunsichert?

Wir stellen derzeit keinen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung fest. In Gesprächen mit Maklern ist die aktuelle Diskussion schon ein Thema, wir verfolgen aber weiterhin mit voller Vertriebskraft unser gemeinsames Ziel, die Altersversorgung unserer Endkunden durch betriebliche Altersversorgung sinnvoll zu ergänzen.

Wenig private Altersvorsorge, Finanzkrise, eine auf sich warten lassende bAV-Reform, Kritik an Riester, ein niedriges gesetzliches Rentenniveau – es hapert an allen Ecken und Enden. Haben die bisherigen Rentenreformen dem Vertrauen der Sparer geschadet?

Ich glaube nicht, dass die Menschen das Vertrauen in Versicherungsprodukte verloren haben. Vorsorgethemen allgemein – das gilt fürs Einkommen wie für andere Bereiche wie Gesundheit – machen in der Regel nicht viel Spaß. Niemand steht morgens gutgelaunt auf und sagt sich: „Heute kaufe ich mir eine Rentenversicherung!“ Und die aktuellen Umstände wie Finanzmarktkrise, schleppende Reformen und platte politische Debatten bestätigen all diejenigen, die sich sowieso nicht gerne kümmern möchten. Wir müssen mit überzeugenden und zeit­gemäßen Produkten, fachkundiger Beratung und noch mehr Aufklärung darüber, wie wichtig rechtzeitige finanzielle Vorsorge fürs Alter ist, da­gegenhalten.

Die aktuellen Herausforderungen hatten auch Folgen für Ihr Bonitäts­rating. Wo steht der VOLKSWOHL BUND aktuell?

Das Analysehaus Morgen & Morgen bewertet die VOLKSWOHL BUND Lebensversicherung a. G. mit vier Sternen, was einem „sehr gut“ entspricht. Die Ratingagentur Fitch hat im März mehrere deutsche Lebensversicherungsunternehmen neu bewertet und unter anderem unser Rating von A+ auf A verändert, es lautet weiterhin „stark“. Das Rating trägt der Entwicklung am Kapitalmarkt mit den anhaltend niedrigen Zinsen Rechnung. Vor dem Hintergrund nehmen wir bereits seit einigen Jahren Veränderungen bei der Kapitalanlage und in der Produktausrichtung vor. Diese Übergangsphase muss Fitch natürlich berücksichtigen. Ein gutes Finanzstärkerating ist wichtig bei der Auswahl des Produktgebers. Kriterien wie die Qualität der Produkte, die Servicestärke, die Verlässlichkeit des Unternehmens und die gute Erreichbarkeit auf allen Ebenen müssen aber auch stimmen. Unsere Vertriebspartner wissen, dass sie bei uns auf ganzer Linie sehr gut aufgehoben sind.

Löst vor dem Hintergrund all dieser Entwicklungen das Biometrie-Geschäft nach und nach das Altersvorsorge­geschäft ab?

Zwar wird das Biometrie-Geschäft an Bedeutung zunehmen, doch die Altersvorsorge wird weiterhin eine wichtige und tragende Rolle spielen. Schließlich müssen und wollen die Menschen für ihren Ruhestand privat vorsorgen, da ist und bleibt die Versicherungswirtschaft der beste Partner. Wir werden auch weiterhin sehr gute und chancenreiche Versicherungslösungen für die private Altersvorsorge haben.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 06/2016, Seite 42 f.

 
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Interview mit Dietmar Bläsing, Vertiebsvorstand der VOLKSWOHL BUND Versicherungen