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22. März 2016
AfW: „Die undifferenzierte Panik vor FinTechs, Apps und Vergleichsportalen wird sich relativieren“

AfW: „Die undifferenzierte Panik vor FinTechs, Apps und Vergleichsportalen wird sich relativieren“

Die POOLS & FINANCE findet in diesem Jahr an zwei verschiedenen Standorten statt: am 07.06.2016 in Nürnberg und am 14.06.2016 in Hamburg. AssCompact spricht im Vorfeld mit den Mitveranstaltern über die Branche, die Rahmenbedingungen und natürlich über die POOLS & FINANCE. Heute steht Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des AfW e.V., Rede und Antwort.

Lassen Sie uns ganz allgemein beginnen. Was treibt Sie als Verband aktuell am meisten um?

Nur auszugsweise: Digitalisierung, Niedrigzinsumfeld und damit reduzierte Produktvielfalt, Regulierung der Baufinanzierung, Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD, MiFID 2, fehlender Nachwuchs, Umdenken bei den tradierten Geschäfts- und Vergütungsmodellen.

In Sachen Regulierung waren mit der Wohnimmobilienkreditrichtlinie nun die Vermittler von Baufinanzierungen „an der Reihe“. Wie zufrieden sind Sie aus Verbands- und Vermittlersicht mit der Umsetzung?

Grundsätzlich begrüßen wir es als AfW, dass die Regulierung analog der Versicherungs- und Finanzanlagenvermittlerregulierung erfolgt ist. Auf der Vermittlerseite scheinen die Regelungen erfüllbar. Zur Erleichterung der Umstellung tragen eine Übergangsfrist, eine Alte-Hasen-Regelung sowie großzügige Anerkennungsregelungen für die praktische IHK-Sachkundeprüfung bei. Sorgen machen uns die Anforderungen an die Banken, die diese eventuell teilweise an die Vermittler weitergeben. So bleibt zur Zeit noch offen, wie weit Vermittler doch dokumentieren müssen, weil die Banken ihre Dokumentationsverpflichtungen auf die Vermittler auslagern. Sehr ärgerlich ist die Tatsache, dass es der Gesetzgeber nicht geschafft hat, die ImmVermV rechtzeitig zu verabschieden. Dadurch kommt Unruhe in den Markt und die Übergangszeit wird faktisch verkürzt.

Was erwarten Sie noch an weiterer Regulierung?

Der Fahrplan ist vorgegeben. Aktuell wird der § 34i GewO eingeführt. Bis Februar 2017 muss die IDD, die Versicherungsvertriebsrichtlinie, in deutsches Recht umgesetzt werden. Und die Umsetzung von MiFID 2 ist auch auf der Zielgeraden, wenn auch eventuell mit Verschiebung um ein Jahr. Dazu kommt noch die Ansage der Bundesregierung, die Honorarberatung gesetzlich weiter zu stärken. Da rechnen wir mit einem „Aufbohren“ des § 34e GewO, dahingehend, dass der Versicherungsberater zukünftig auch Provisionstarife vermitteln kann – bei unmittelbarer Weiterleitung an den Kunden, analog dem Honorar-Finanzanlagenberater nach § 34h GewO.

Im Rahmen Ihrer Initiative „Pools für Makler“ haben die Mitglieder im Januar eine Erklärung unterschrieben, mit der FinTechs aus der Branche herausgehalten werden sollen. So werden Versicherer aufgefordert, nicht mit FinTechs zusammenzuarbeiten. Das wirkt etwas hilflos – oder sollen damit die neuen App-Angebote der Pools geschützt werden? Was waren die Reaktionen von Versicherer-Seite?

Weder war die Erklärung hilflos, noch sollen damit sogenannte FinTechs aus der Branche gehalten werden. Die „Mannheimer Erklärung“, auf die Sie Bezug nehmen, wurde von den maßgeblichen Pools am Markt, die sich in der AfW-Initiative „Pools für Makler“ gefunden haben, verabschiedet. Die Erklärung richtete sich keinesfalls gegen FinTechs sondern gegen Geschäftsmodelle und Werbung, die ausschließlich auf dem Versprechen von Provisionsabgabe oder des Auslobens sonstiger Vergütungen für den Abschluss eines Versicherungsvertrages an den Kunden ausgerichtet sind. Derartige Modelle können von FinTechs, von traditionell arbeitenden Maklern aber auch von Versicherungsgesellschaften installiert werden. Sie widersprechen unseren Qualitätsvorstellungen und unserem Selbstverständnis an eine kundenorientierte Beratungsleistung. Eine qualifizierte Beratung hat ihren Preis. Die Erklärung war und ist damit ein klares und gemeinsames Bekenntnis der engagierten Maklerpools! Ein Bekenntnis dafür, den Berufsstand des unabhängigen Versicherungsmaklers, der im ausschließlichen Interesse seiner Kunden handelt und hierfür angemessen vergütet werden muss, zu erhalten. Versicherer äußerten sich bereits sehr zustimmend zu der Erklärung.

Heißt das auch, dass Maklerpools stärker in den „technischen“ Wettbewerb einsteigen müssen?

Sie tun das bereits und ich bin überzeugt davon, dass sie das in Zukunft sehr erfolgreich tun werden. Fakt ist: Unsere Branche hinkt dem technischen Fortschritt hinterher. Auch hier gilt aber „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“ Sicher wird sich die undifferenzierte Panik vor FinTechs, Apps und Vergleichsportalen 2016 relativieren. Die Zukunft liegt für mich eindeutig in kundenorientierten Hybridmodellen mit persönlicher Betreuung durch qualifizierte Vermittler. Die „letzte Meile“ zum Kunden entscheidet. Und hier bieten vor allem die Maklerpools äußerst hilfreiche Tools an oder werden das in Kürze tun.

Im Oktober 2015 sind Sie mit Ihrer Kampagne „BESSER OBJEKTIV BERATEN“ gestartet. Hier geht es vor allem um Werbemittel, die der Verband zur Verfügung stellt. Kann man generell sagen, dass viele Vermittler zwar Produkte verkaufen können, aber oft nicht ihre eigene Leistung, und dass es an Marketing(kenntnissen) mangelt?

Ja. Das kann man wohl so sehen. Ich bin schon der Meinung, dass noch viele Kollegen statt bei Verkaufstrainingsveranstaltungen die Säle zu füllen, erst einmal einen etwas professionelleren Außenauftritt hinlegen sollten. Seit Jahren hören wir auch, dass es doch bitte eine große Kampagne geben soll, um die Vorteile der unabhängigen Finanzdienstleister und Versicherungsmakler dem Kunden näherzubringen. Eine solche, wirklich wirksame bundesweite Kampagne können wir aber finanziell keinesfalls stemmen. Da wären wir locker im zweistelligen Millionenbereich. Aber was wir machen konnten, haben wir in sehr hoher Qualität geliefert. Nämlich eine umfassende Werbekampagne für alle Medien, die jeder Makler nutzen kann. Es ist an jedem selbst, seine Vorteile nach außen zu kommunizieren. Der Sinn der Kampagne ist, Hilfestellung bei der Professionalisierung des Außenauftritts zu geben. Zu unschlagbar günstigen Preisen zum Beispiel für individualisierbare Plakate, Webanzeige, Aktionskarten, Webbanner.

Der AfW war schon mehrmals Mitveranstalter der POOLS & FINANCE. Auch beim neuen Messekonzept sind Sie dabei. Was sind die Gründe für Ihr Engagement?

Für uns ist die POOLS & FINANCE inzwischen ein fester Bestandteil der Jahresplanung. Bereits zum 5. Mal übernimmt der AfW einen aktiven Part. Wir sind das sehr gern, versprechen wir uns doch für die Besucher wieder hervorragende Events. Viele der ebenfalls engagierten Pools nehmen auch an der AfW-Initiative „Pools für Makler“ teil. Das zeigt, dass die Branche in vielen Punkten zusammen stehen und – wie hier – gemeinsam agieren kann. Für uns bietet sich mit der POOLS & FINANCE eine weitere und etablierte Plattform, um direkt mit unseren Mitgliedern und potenziellen neuen Mitgliedern in persönliche Gespräche zu kommen.

Was können die Besucher der POOLS & FINANCE 2016 dort vom AfW erwarten?

Wir werden selbstverständlich mit einem Informationsstand vor Ort sein. Die Kampagne „BESSER OBJEKTIV BERATEN“ wird einer der Schwerpunkte sein. Wir wollen damit die Kollegen direkt erreichen. Wir wollen aber auch den bisher nicht organisierten Vermittlern Rede und Antwort darüber stehen, warum es unbedingt Sinn macht, Mitglied im AfW zu werden. Kurzfassung: Nur gemeinsam sind wir stark! Zudem sind wir mit einem Workshop bzw. Vortrag zu aktuellen Regulierungsthemen dabei. Mein Vorstandskollege Frank Rottenbacher wird insbesondere Fragen zum neuen § 34i Gewerbeordnung erläutern. Zu IDD und MiFID werde ich aufklären und sicher auch manche Ängste nehmen können. (kb)

 
Ein Artikel von
Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des AfW e.V.

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Jörn Willi Frehe am 22. März 2016 - 08:52

Ich nutze inzwischen schon seit Jahren das CRM (Kundenverwaltungsprogramm) Moneycheck24, und kann hier mein Kunden alle möglichen Unterlagen und Daten hinterlegen, welche sie durch einen eigenen Zugang sichten können. Bei meiner letzten Bestandsumfrage, wollte aber auch wieder der Großteil der Kunden hiervon keinen Gebrauch machen. Diejenigen, welche davon keinen Gebrauch machen, sind von Grund her etwas technikafin.

Gespeichert von Jörn Willi Frehe am 22. März 2016 - 08:56

Diejenigen, welche davon Gebrauch machen, sind von Grund her etwas technikafin.