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21. August 2017
Allianz Leben: „Erfolgreiche Kapitalanlagen sind der Kern“

Allianz Leben: „Erfolgreiche Kapitalanlagen sind der Kern“

Dr. Günther Thallinger, Mitglied des Vorstands der Allianz SE für Investment, ist seit 01.07.2017 im Aufsichtsrat von Allianz Leben und berichtet im Interview gemeinsam mit Dr. Markus Faulhaber, Vorstandsvorsitzender Allianz Leben, über die Lebensversicherung allgemein und darüber, was eine Kapitalanlage erfolgreich macht.

Herr Dr. Thallinger, als Allianz SE Vorstand sind Sie im Allianz Konzern verantwortlich für die Investmentstrategie und zugleich für das Thema Lebensversicherung. Zudem sind Sie seit Anfang Juli im Aufsichtsrat von Allianz Leben. Wächst da zusammen, was zusammen gehört?

Dr. Günther Thallinger: Lebensversicherung kann nur erfolgreich sein, wenn die Anlagestrategie erfolgreich ist. Die Kapitalanlagen sind gemeinsam mit dem Vorsorgekonzept der Kern eines jeden Lebensversicherers. Kapitalanlage und Lebensversicherung, das gehört zusammen. Um die Vorteile eines großen und weltweiten Kapitalanlegers noch besser zu nutzen haben wir vor zehn Jahren mit der Allianz Investment Management (AIM) ein länderübergreifendes Netzwerk geschaffen, das sich weltweit um die Anlage der Kundengelder kümmert. Damit sind wir genau auf den Märkten vertreten, auf denen die besten Renditen zu erzielen sind und haben auch Zugriff auf Anlagen, die jede einzelne Ländergesellschaft so nicht stemmen könnte.

Herr Dr. Faulhaber, heißt das, die Allianz Leben bestimmt eigentlich gar nicht selbst, wo die Kundengelder angelegt werden?

Dr. Markus Faulhaber: Der Vorstand von Allianz Leben trifft letztlich die Entscheidung. Zunächst analysieren die Kollegen der AIM die Wechselwirkung zwischen den Kapitalanlagen und unseren Verpflichtungen gegenüber den Kunden. Dies findet in sehr engem Austausch zwischen den Kollegen von AIM und Allianz Leben statt. Auf dieser Grundlage schlägt unser Chefanleger Andreas Lindner die dazu passende Strategie vor. Die konkrete Umsetzung der Strategie – sprich welche Aktien von welchem Unternehmen beispielsweise konkret gekauft werden – erfolgt im Nachgang durch die einzelnen Anlagemanager. Dabei kommen dann auch wieder das Know-how und das weltweite Netzwerk der Allianz Gruppe zum Einsatz.

GT: Stimmt. Hier können die einzelnen Ländergesellschaften die Vorteile des Netzwerkes in der Gruppe nutzen: So profitiert Allianz Leben zum Beispiel von Experten bei Allianz Global Investors (AGI) im Bereich von Infrastrukturfinanzierung. AGI verfügt auch über Expertise bei Aktien, von der die Lebensversicherungskunden profitieren können. Wir arbeiten außerdem eng mit dem unternehmenseigenen Anleihenmanager PIMCO zusammen. Und für Immobilien haben wir ebenfalls ein eigenes Anlageteam, das weltweit aktiv ist und direkt vor Ort nach den besten Objekten Ausschau hält. So ist beispielsweise Geld der Kunden von Allianz Leben im größten Einkaufscenter Europas, dem Dundrum Town Centre in Dublin, investiert.

Haben Sie nicht die Befürchtung, dass sich die Immobilienmärkte bereits in einer Blase befinden? Die Preise in den Ballungsräumen sind exorbitant hoch.

GT: Auch hier zeigen sich die Vorteile unserer Netzwerke, denn wir können in Objekte weltweit investieren. Wohnungsbau in deutschen Großstädten wie München und Frankfurt ist für einen institutionellen Anleger wie uns im derzeitigen Marktumfeld weniger interessant.

MF: Der Boom in Deutschland zeigt, dass die Menschen auf der Suche nach attraktiven Renditen sind. Bundesanleihen mit 0 oder 0,2% Rendite sind nur für wenige attraktiv. Wir konzentrieren uns auf große Shoppingcenter oder Büroimmobilien, die ein Volumen von bis zu 600 oder 700 Mio. Euro haben. Da erreichen wir noch sehr sichere und attraktive Renditen von 4-5%.

Früher waren die meisten Gelder in Pfandbriefe investiert, wo gibt es inzwischen noch gute Renditen?

MF: Wir haben in den letzten Jahren unsere gesamte Anlagestrategie umgebaut und sind stark in alternative Anlagen gegangen. 2010 hatten wir dort 10 Mrd. Euro investiert, Ende 2016 waren es bereits 44 Mrd. Euro. Und bis 2019 wollen wir insgesamt 60 Mrd. Euro in Infrastrukturprojekte, gewerbliche Immobilienfinanzierung, alternative Energien oder auch die Mittelstandsfinanzierung stecken. Damit können wir gute und verlässliche Renditen für die Kunden erzielen.

Warum gerade alternative Anlagen, welche Vorteile bringen diese Investments?

GT: Ein Lebensversicherer muss auch noch in 30 Jahren stabile Renditen erwirtschaften. Alternative Anlagen bieten sogenannte Illiquiditätsprämien, da sie nicht an der Börse gehandelt werden können. Sprich der Käufer bekommt mehr Zinsen. Diese Anlagen passen gut zu einem Lebensversicherer, der als Langfristanleger diesen Vorteil für seine Kunden nutzen kann.

Die Allianz Leben hat Ende des vergangenen Jahres ein Nachhaltigkeits-Scoring bei ihren Kapitalanlagen eingeführt. Wie wichtig ist der Nachhaltigkeitsgedanke?

GT: Das Scoring erlaubt uns, das gesamte handelbare Anlagenvolumen nach Nachhaltigkeitskriterien steuern zu können. Damit sind wir im Investmentbereich ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der Allianz Gruppe, die unser gesamtes Geschäft umfasst. Ich bin der festen Überzeugung, dass Nachhaltigkeit den Kunden in den kommenden Jahren immer wichtiger wird und sie von uns als Premium-Anbieter erwarten, dass wir für diese Nachfrage Angebote haben. Deshalb haben wir als großer institutioneller Anleger die Nachhaltigkeit ganz oben auf unsere Agenda gesetzt und mit dem Ausstieg aus der Kohle und unserem ESG-Rating Zeichen am Kapitalmarkt gesetzt. MF: Unser Nachhaltigkeitskonzept hat ökonomische Vorteile: Mit dem ESG-Scoring verbessern wir das Risiko-Profil des investierten Kapitals. Wir betrachten dafür die Risikodimension Umweltschutz (E), Soziales (S) und gute Unternehmensführung (G) bei allen unseren Assets. Anders als durch strikte Kaufverbote erreichen wir mit dieser Vorgehensweise unsere hohen Ertragsziele für unsere Altersvorsorgekunden und können durch den Dialog mit wichtigen Emittenten deren Nachhaltigkeitswerte verbessern. 

Hinweis: Das Interview wurde bereits im Intranet der Allianz Deutschland veröffentlicht.

 
Ein Artikel von
Dr. Markus Faulhaber
Dr. Günther Thallinger