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15. Februar 2017
Altersvorsorge und Aktien? Deutsche lassen Chancen links liegen

Altersvorsorge und Aktien? Deutsche lassen Chancen links liegen

Deutschland bleibt ein Land der Aktienmuffel. Das zeigt die aktuelle Jahresstatistik des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Demnach ist nur jeder Siebte in Aktien oder Aktienfonds investiert. Das DAI sieht angesichts der Zahlen dringenden Handlungsbedarf – schließlich könne die Altersvorsorge in Deutschland nur mit Aktien sichergestellt werden. Das Institut hat auch konkrete Vorstellungen, wie man die Aktionärsquote steigern könnte.

Die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds ist laut den aktuellen Zahlen des DAI stabil geblieben. Im Jahresdurchschnitt lag sie 2016 wie im Vorjahr bei rund 9 Millionen. Das sind 14% der Bevölkerung bzw. jeder siebte Bürger. Die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland hat sich dabei ausgeweitet. Während der Anteil der Aktienbesitzer im Westen mit 14,9% den zweithöchsten Stand seit 2011 erreicht hat, ist er in Ostdeutschland nach einem kurzen Hoch im Jahr 2015 wieder auf den Durchschnittswert von 10,3% gefallen. In der zweiten Jahreshälfte ist die Anzahl der Aktienbesitzer deutschlandweit aber wieder deutlich gestiegen.

Weit unter den Höchstwerten

„Allerdings spielen Aktien und Aktienfonds mit einem Anteil von gut 8% am Geldvermögen immer noch eine zu geringe Rolle bei den Ersparnissen der Deutschen“, meint DAI-Vorstand Christine Bortenlänger. Im Vergleich zum Rekordjahr 2001 gibt es zudem rund 3,8 Millionen weniger Aktienbesitzer in Deutschland. Selbst 2007, und damit kurz vor dem Ausbruch der letzten Finanzkrise vor zehn Jahren, lag die Aktionärszahl mit 10,3 Millionen noch um 1,3 Millionen höher.

Lösung für große gesellschaftspolitische Herausforderungen

Das DAI fordert dringend eine deutliche Steigerung der Aktionäre in Deutschland. „Eine höhere Aktionärsquote würde Deutschland bei der Bewältigung großer gesellschaftspolitischer Herausforderungen, wie etwa der Schwäche des staatlichen Rentensystems vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der zunehmenden Alterung der Bevölkerung, helfen“, so Bortenlänger. Nur mit Aktien und Aktienfonds könne Deutschland es schaffen, die Schwächen der staatlichen Rente zu kompensieren.

870 Euro Zusatzrente bei 50 Euro monatlicher Sparrate

Aktien hätten historisch gesehen schließlich eine sehr attraktive Rendite geliefert. Wer zum Beispiel 30 Jahre lang jeden Monat 50 Euro in Aktien investiert hat, konnte damit laut Berechnungen des Instituts im Durchschnitt eine Zusatzrente von 870 Euro im Monat erzielen – und das bei einer Rentenlaufzeit von 20 Jahren. Selbst im Falle einer ungünstigeren Entwicklung der Aktienmärkte sei immer noch eine Zusatzrente von 360 Euro pro Monat zu Buche gestanden. „Die Politik darf unsere Ergebnisse nicht ignorieren und muss mehr dafür tun, dass die Aktie in der Altersvorsorge einen festen Platz erhält“, meint Bortenlänger vor diesem Hintergrund.

Lockerung gesetzlicher Anforderungen

Das DAI hat zugleich konkrete Maßnahmen vorgestellt, wie die Aktionärsquote gesteigert werden könnte. Zum einen müssten bewährte Instrumente der staatlichen Förderungen der Altersvorsorge weiterentwickelt werden. Dazu zählt unter anderem die Lockerung gesetzlicher Anforderungen wie Beitragsgarantie oder Mindestverzinsung. Diese würden schließlich die Anlage in Aktien behindern und Sparern langfristig ansehnliche Rendite kosten. Gleiches gelte für zu starre Vorschriften in der Phase der Rentenzahlungen.

„Förderkonzept Altersvorsorge“

Neben die bestehenden Förderwege sollte dem DAI zufolge ein spezielles „Förderkonzept Altersvorsorge“ treten, das gezielt Aktien in den Fokus der Altersvorsorge rückt. Das Institut schlägt in diesem Rahmen eine hohe Mindestaktienquote, den Verzicht auf Beitragsgarantien und Mindestverzinsungen in der Ansparphase vor. Zudem sei in der Rentenphase Flexibilität im Hinblick auf Entnahmen in Notsituationen wichtig, um dem Charakter der langfristigen Aktienanlage gerecht zu werden. Die Experten des DAI setzen darüber hinaus auf staatliche Zulagen in Anlehnung an die vermögenswirksamen Leistungen und auf den Verzicht auf die Abgeltungssteuer für Erträge nach 20 Anlagejahren. Dadurch würden gezielte Sparanreize für die Altersvorsorge gesetzt.

Schulbildung gefragt

Neben der konkreten Förderung der Aktie für die private Altersvorsorge, brauche es dringend eine nationale Strategie zur ökonomischen Allgemeinbildung für alle Schularten und alle Bundesländer. Von großer Bedeutung ist laut dem DAI zudem, dass die aktienorientierte Beratung in Banken und Sparkassen nicht mit überbordender Regulierung überfrachtet ist. Aktienrisiken seien schließlich in der langen Frist beherrschbar. (mh)