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22. August 2018
Arbeitgeber sollten bei Bewerbern früher auf persönliche Begegnung setzen

Arbeitgeber sollten bei Bewerbern früher auf persönliche Begegnung setzen

Laut einer Studie sind Bewerber skeptisch, was Aussagen eines Unternehmens als Arbeitgeber betreffen. Viele meinen, dass Firmen etwa in Stellenanzeigen flunkern. Zweifel fallen meist erst im Bewerbungsgespräch. Unternehmen sollten früher die persönliche Begegnung nutzen, um Bewerber in Sachen Glaubwürdigkeit zu überzeugen.

Die Mehrheit der Bewerber hierzulande hält Arbeitgeber für wenig glaubwürdig. So sind fast zwei Drittel (63,5%) von ihnen skeptisch, was Botschaften der Firma als Arbeitgeber angeht. Dies geht aus einer Studie hervor, die das Marktforschungsunternehmen respondi im Auftrag des Video-Recruiting-Anbieters viasto durchgeführt hat. So glauben 65% dieser kritischen Bewerber, dass Arbeitgeber beispielsweise in Stellenanzeigen oder auf Karrierewebseiten im Sinne ihrer Interessen flunkern. Weitere 29% halten die Aussagen für nicht ernstzunehmen, weil sie vor allem austauschbar seien. Besondere Skepsis legen Bewerber gegenüber Arbeitgeberaussagen auf Karriere-Webseiten (61%), Stellenanzeigen (53%) sowie auf Karriere-Blogs (68%) an den Tag. Aber auch auf Jobportalen halten Kandidaten die Informationen der Firmen für wenig glaubwürdig.

Skeptisch aus Erfahrung

Die Skepsis deckt sich laut Studie mit konkreten Erfahrungen der Befragten. So berichten sieben von zehn Umfrageteilnehmern, im Verlauf eines Bewerbungsprozesses schon einmal einen Unterschied zwischen dem kommunizierten und dem tatsächlich erlebten Unternehmensbild festgestellt zu haben. 98% aller Studienteilnehmer sagen von sich, dass ihre persönlichen Erlebnisse im Rahmen einer Bewerbung auch auf ihre Wahrnehmung des Unternehmens abstrahlt, bei 51% sogar stark.

Zweifel fallen im Vorstellungsgespräch

Wie die Umfrage weiter zeigt, gehen viele Kandidaten mit einer kritischen Haltung in den Bewerbungsprozess. So haben 40% der Befragten bereits in der ersten schriftlichen Kommunikation Zweifel an den Aussagen des Arbeitgebers. 43% sind der Meinung, auch im ersten Telefon-Interview erfolge die Kommunikation von Unternehmensseite aus nicht authentisch. Erst in einem persönlichen Gespräch bzw. via Video verringere sich der Anteil der Skeptiker laut Studie und es beginne ein Dialog auf Augenhöhe zwischen Bewerber und Arbeitgeber. 71% der Befragten vertreten die Auffassung, dass sich Arbeitgeber in der direkten Kommunikation vor Ort oder via Video endlich glaubwürdig äußern. In einem zweiten Interview beträgt dieser Anteil sogar 83%.

„Erst im Verlauf des Bewerbungsprozesses bekommen die Arbeitgeber die Kurve und überzeugen vor allem durch glaubwürdige persönliche Begegnungen. Diese empathische Wirkung sollten Unternehmen früher beim Bewerber erzielen, indem sie ihm oder ihr früher persönlich begegnen“, unterstreicht Martin Becker, Geschäftsführer bei viasto. 

Keine Vorbehalte wegen Digitalisierung der Bewerbung

Die Einführung digitaler Prozesse ruft bei Kandidaten im Übrigen eher keine Skepsis hervor. So betrachtet nur jeder fünfte Bewerber die Digitalisierung im Bewerbungsprozess kritischer als in anderen Lebensbereichen. 60% der Befragten sehen in diesem Kontext keinen Unterschied. Den Umfrageergebnissen zufolge stellen sich selbst unter den Kritikern über die Hälfte ohne Vorbehalte auf die Digitalisierung der Bewerbung ein. 

„Für Arbeitgeber muss es künftig darum gehen, digitale Prozesse in ihren Recruitingprozess einzubinden, die es ihnen trotzdem erlauben, empathisch und persönlich mit den Kandidaten zu kommunizieren. Wer diese Herausforderung besteht, kann standardisierte Prozesse mit dem emotionalen Thema der Jobsuche beziehungsweise des Jobwechsels verbinden und so umworbene Arbeitskräfte gewinnen“, betont Becker. (tk)