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18. Januar 2017
Auf das Elektrorad gekommen

Auf das Elektrorad gekommen

Derzeit herrschen draußen noch eisige Temperaturen, doch der nächste Frühling kommt bestimmt. Und Deutschland mausert sich zur Radnation: Rund 72 Millionen Fahrräder gibt es hierzulande. Besonders auf dem Vormarsch sind E-Bikes und Pedelecs. Warum dieser Trend die hochwertigen Bikes zum Geschäftsfeld für Versicherer und Vermittler macht, erklärt Timur Baykal, Zweiradmechanikermeister und Fahrradspezialist der Ammerländer Versicherung.

Sie sind flott unterwegs und die Technik, mit der sie ausgestattet sind, lässt sie futuristisch aussehen: Elektrofahrräder, also E-Bikes und Pedelecs, sind zunehmend auf Straßen und Radwegen zu sehen. In rund zwei Millionen Haushalten gab es Anfang 2015 mindestens ein Elektrofahrrad, so das Statistische Bundesamt. Das seien 4,2% aller Haushalte gewesen, Tendenz steigend. Noch ein Jahr zuvor habe der Anteil bei 3,4% gelegen.

Radszene unter Strom

Auch die Radbranche spürt diese Entwicklung. In einem Stimmungsbarometer im Vorfeld der Fahrradmesse „Eurobike 2016“ hieß es, vor allem E-Bikes würden der Branche beim Wachsen helfen. Laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) ist der Anteil von Elektrorädern am Gesamtfahrradmarkt gestiegen. Zwar geht der Verband in dem Stimmungsbild davon aus, dass 2016 witterungsbedingt vor allem weniger herkömmliche Fahrräder verkauft wurden. Die wachsende Bedeutung von E-Bikes könnte laut Prognose des ZIV aber dafür sorgen, dass der Umsatz der Branche dennoch das Niveau des Jahres 2015 erreicht.

Elektrofahrrad ist nicht gleich Elektrofahrrad

Das Besondere an Elektrorädern ist der Antrieb. Ein fest am Rad installierter Elektromotor, gespeist durch einen Akku, erleichtert das Fahren. Je nach Radtyp geschieht das auf unterschiedliche Weise. So unterstützt das Pedelec, kurz für „Pedal Electric Cycle“, den Fahrer beim Treten. Der Unterstützungsgrad kann individuell eingestellt werden. Der Elektromotor liefert maximal 250 Watt und unterstützt bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Zum Vergleich: Mit reiner Muskelkraft käme ein Radfahrer laut dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC) auf eine Körperleistung von 100 Watt. E-Bikes fahren dagegen auch ohne Pedalunterstützung. Der Elektroantrieb lässt sich auf Knopfdruck oder per Gasgriff zuschalten. Beide Varianten können ohne Führerschein oder Kennzeichen gefahren werden. Die Ausnahme sind schnellere Modelle (S-Pedelecs).

Komfortabel und umweltfreundlich

In dieser Art des Vorankommens liegen die Vorteile der Elektroräder gegenüber herkömmlichen Fahrrädern oder Autos. Kurze und mittlere Radstrecken sind komfortabel und umweltfreundlich zu bewältigen. Laut ADFC ist eine Fahrt mit dem E-Bike oder Pedelec günstiger als eine Autofahrt. Zudem fällt die Parkplatzsuche weg. Elektrofahrräder sind im Alltag also auf dem Vormarsch und bedienen eine wachsende Zielgruppe.

Auf dem Weg zum Lifestyle

Weil sie das Radfahren körperlich weniger anstrengend machen, waren sie lange vor allem bei der Generation 65plus beliebt. Laut Statistischem Bundesamt ist sie bis ins hohe Alter mobil und investiert dazu häufig in Neuanschaffungen, oft Elektrofahrräder. Im Jahr 2015 besaßen demnach 7% der Senioren ein E-Bike, während es in der Altersgruppe der 18- bis 64-Jährigen nur 3% waren. Allerdings hat der Branchenverband ZIV beobachtet, dass neben den klassischen Modellen zunehmend sportliche Varianten gekauft werden. Daraus lässt sich schließen, dass sich die Zielgruppe um jüngere Altersklassen erweitert. Das zeigt auch die Szene, die sich rund um das Thema Elektrofahrräder entwickelt: Welche Modelle gibt es? Was muss ich bei Kauf und Pflege beachten? Was ist das beste Zubehör? Themenportale stellen Informationen bereit und man tauscht sich in Foren und den sozialen Medien über Trends aus. E-Bikes und Pedelecs sind dabei, Teil eines Lifestyles zu werden.

E-Bikes und Pedelecs als Versicherungssache

Nicht nur das macht sie zur interessanten Versicherungssache. Aufgrund ihrer Ausstattung sind sie für gehobene Preise zu haben. Günstige Pedelecs oder E-Bikes liegen in der Anschaffung bei 1.000 bis 1.700 Euro. Qualitativ hochwertige Modelle können 2.500 Euro und mehr kosten. Diese Räder wollen inklusive der technischen Ausstattung (Akku, Motor beziehungsweise Antrieb sowie Steuerungsgeräte) umfassend versichert sein. Nur reicht die übliche Fahrradklausel der Hausratversicherung dafür nicht mehr aus.

Auf das Elektrorad gekommen

Schutz für Bike und Technik

Fahrradversicherungen oder Fahrrad-Vollkaskoversicherungen decken das ab. Lange boten Versicherer derartige Produkte ausschließlich über Händler an. Außer den Schutzbriefen der Fahrradverbände gab es wenig Alternativen. Seit Kurzem bieten Versicherer entsprechende Produkte auch unabhängig vom Point of Sale, zunächst die Ammerländer Versicherung, später unter anderem die Allianz und die ERGO Direkt. Zu den Leistungseinschlüssen gehören unter anderem der Verschleiß der einzelnen Bauteile, aber auch Elektronik- und Feuchtigkeitsschäden. Hinzu kommt der Schutz vor Diebstahl beziehungsweise vor Teilediebstahl. Die Angebote variieren in Umfang und Preis. Besonders ist aber auf die Dauer des Versicherungsschutzes zu achten. Diese ist üblicherweise begrenzt. Nur die Ammerländer Versicherung bietet zeitlich unbegrenzten Schutz.

Diensträder als Chance

Als besonderes Geschäftsfeld entwickeln sich aktuell Diensträder. Laut Verband des deutschen Zweiradhandels (VDZ) fahren in Deutschland etwa 11% der Berufs­tätigen mit dem Rad zur Arbeit. Experten erwarten, dass dieser Anteil noch steigt. Zunächst machen E-Bikes und Pedelecs die Anfahrt komfortabler. Außerdem verbessern sich die Rahmenbedingungen. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 hat sich der Bund verpflichtet, den Bau von Radschnell­wegen verstärkt zu fördern. Diese erleichtern das Pendeln über längere Distanzen, vor allem in Ballungsräumen. Außerdem gilt seit 2012 das Dienst­wagenprivileg (§ 8 Abs. 2 S. 2 EStG) auch für Fahrräder, Pedelecs und E-Bikes. Elektroräder sind also attraktiv für Pendler, aber auch Unternehmer. Sie stellen ihren Mitarbeitern zunehmend Elektroräder statt Dienstwagen. Das eröffnet Chancen, denn auch Diensträder brauchen Absicherung. Einen entsprechenden Tarif bietet beispielsweise die Ammerländer Versicherung für Flotten ab zehn Rädern.

Nicht nur die Zweiradbranche, Rad­fahrerinnen und Radfahrer kommen also auf das Elektrofahrrad. Der Trend zu E-Bikes und Pedelecs macht sie auch für Versicherer und Vermittler zum neuen Geschäftsfeld.

Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2017, Seite 36 f.

 
Ein Artikel von
Von Timur Baykal