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10. Mai 2016
BaFin: Einzelnen Pensionskassen droht mangelnde Leistungsfähigkeit

BaFin: Einzelnen Pensionskassen droht mangelnde Leistungsfähigkeit

Anlässlich der Jahrespressekonferenz der BaFin hat sich die Finanzaufsicht zu den Folgen der Niedrigzinsen geäußert. Demnach stellen sie nicht mehr nur Lebensversicherer oder Bausparkassen vor Probleme. Einigen Pensionskassen drohe vielmehr sogar, dass sie ihre Leistungen bald nicht mehr selbst erbringen können.

Das niedrige Zinsniveau bereitet laut BaFin-Präsident Felix Hufeld nicht mehr nur den klassischen Betroffenen wie den Lebensversicherern und Bausparkassen Probleme, sondern der gesamten Bankenbranche. Institute, deren Geschäftsmodell vor allem auf Zinserträgen und Fristentransformation basiere, fällt es demnach immer schwerer, langfristig auskömmliche Erträge zu erwirtschaften. Man müsse sich irgendwann die Frage stellen: „Wie muss ein Geschäftsmodell beschaffen sein in einer Welt, in der der klassische Zinsertrag vielleicht nur noch eine untergeordnete Rolle spielt?“

Erhöhte Zinsänderungsrisiken

Gerade Institute mit breiter Kundschaft im Einlagen- und Kreditgeschäft sind der BaFin zufolge vom Niedrigzinsniveau betroffen. „Mittlerweile weisen deutlich mehr als 50% aller Kreditinstitute erhöhte Zinsänderungsrisiken auf, Tendenz steigend“, erläutert Raimund Röseler, Exekutivdirektor der Bankenaufsicht. Noch in diesem Jahr werde man beginnen für alle rund 1.600 beaufsichtigten Institute einen Kapitalaufschlag festzusetzen, um die Zinsänderungsrisiken zu unterfüttern.

Belastung für Lebensversicherer

Die Finanzaufsicht bestätigte zudem, dass das Niedrigzinsniveau auch die Lebensversicherer zunehmend belaste. Dass sie sich verstärkt auf riskante Vermögenswerte stürzten, um ihre Garantiezusagen erfüllen zu können, könne die BaFin derzeit aber nicht bestätigen – auch nicht bei kleineren Unternehmen.

Einzelne Pensionskassen existenziell bedroht

Noch mehr als die Lebensversicherer leiden der BaFin zufolge die Pensionskassen unter dem niedrigen Zinsniveau. „Möglicherweise können daher bald einzelne Pensionskassen nicht mehr aus eigener Kraft ihre Leistungen in voller Höhe erbringen“, kommentierte Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht. Mit ihnen bespreche die BaFin aktuell, wie es weitergehen kann. Die Pensionsberechtigten stünden aber nicht ohne Schutzmechanismen da. Diese werde die BaFin möglicherweise bald einem Praxistest unterziehen.

BaFin hat FinTechs im Blick

Echten Veränderungsdruck für die Finanzbranche sieht BaFin-Präsident Hufeld auch durch FinTechs. Diese machen derzeit vor allem den Banken Konkurrenz. Wer welche Marktanteile habe, entscheide weder die Politik noch die Aufsicht, sondern der Markt. Dieser sei aus guten Gründen ein regulierter. „An der Stelle kommen wir ins Spiel“, sagt Hufeld. Deshalb müsse gelten: „Gleiches Geschäft, gleiches Risiko, gleiche Regel.“

Ursachen für Regulierung nicht vergessen

Hufeld plädiert dafür, die Ursachen für die Verschärfung der Regulierung nur acht Jahre nach der Finanzkrise nicht zu vergessen. Denn sonst drohe ein weiterer regulatorischer Schweinezyklus aus Krise, Regulierung, Deregulierung und erneuter Krise – und an einem solchen könne niemand interessiert sein. (mh)