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13. Mai 2015
BaFin: Lebensversicherer müssen sich noch viel mehr anstrengen

BaFin: Lebensversicherer müssen sich noch viel mehr anstrengen

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) will mehr Lebensversicherer in die „aufsichtliche Manndeckung“ nehmen – zumindest wenn die Zinsen weiter so niedrig bleiben. Dann müssten sich die Gesellschaften laut der Aufsichtsbehörde noch viel stärker anstrengen, um den Einstieg in die Welt von Solvency II zu schaffen.

Bei der „Vollerhebung Leben“ hatte die BaFin im Spätsommer 2014 alle 87 deutschen Lebensversicherer befragt, wie ihre Eigenmittelsituation unter Solvency-II-Bedingungen aussähe. Das Ergebnis damals zeigte, dass die deutschen Lebensversicherer den Einstieg in das neue Aufsichtszeitalter dank Übergangsregelungen und der Volatilitätsanpassung bewältigen können. Auf der diesjährigen Pressekonferenz der Aufsichtsbehörde am 12.05.2015 in Frankfurt hörte sich das deutlich skeptischer an.

Nur mit erheblichen Anstrengungen zu schaffen

„Die deutschen Versicherer werden den Einstieg in die Welt von Solvency II nur mit erheblicher Anstrengung schaffen – trotz der Übergangsregelungen und der Volatilitätsanpassung, die das Regelwerk nun vorsieht“, so BaFin-Präsident Felix Hufeld. Sollten die Zinsen weiter so niedrig bleiben, werde die Aufsichtsbehörde mehr Versicherungsunternehmen in die „aufsichtliche Manndeckung“ nehmen müssen.

Viel größere Anstrengungen nötig

Für die Lebensversicherer sei die Lage weiterhin schwierig. Zwar könnten die Gesellschaften ihre kurz- bis mittelfristigen Leistungsversprechen nach wie vor erfüllen. Die Erträge der Kapitalanlagen gehen laut Hufeld aber schneller zurück als die garantierten Zinsen im Bestand. Da die Kapitalmarktzinsen auch seit der Erhebung weiter gesunken sind, will die Aufsichtsbehörde die Ergebnisse noch einmal kritisch hinterfragen. Bis zum 03.06.2015 sollen die Lebensversicherer der BaFin daher neue Daten auf Basis der Marktbedingungen von Ende 2014 durchgeben. Für den Fall, dass die Zinsen derart niedrig bleiben, lasse sich aber schon jetzt sagen, dass sich die Lebensversicherer in der 16-jährigen Übergangsphase von Solvency II noch viel mehr anstrengen müssten, um ihre Kapitalbasis ausreichend zu stärken.

Am Ziel des Regulierungsmarathons

Der Regulierungsmarathon der vergangenen Jahre sollte nach Ansicht Hufelds nun beendet werden. „Nach dem Regulierungsmarathon der Nachkrisenjahre geht es nun auch und vor allem um eines: Die vielen bereits beschlossenen Reformen müssen zügig, vollständig und einheitlich umgesetzt werden“, so der BaFin-Präsident. Die Aufsichtsbehörde werde sich allerdings noch einmal der Frage zuwenden müssen, wie sich diese Reformen auswirkten. Schließlich zeige erst die praktischen Anwendung, wie Regulierung tatsächlich wirkt und ob es unbeabsichtigte Nebenwirkungen gibt. Auch mit der Wechselwirkung verschiedener Regelwerke müsse man sich beschäftigen. (mh)