Die Stiftung Warentest hat in einer aktuellen Untersuchung gravierende Mängel in der Baufinanzierungsberatung festgestellt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) nimmt die Veröffentlichung der Testergebnisse nun zum Anlass, erneut die Einführung von konkreten Vorgaben für die Kreditberatung zu fordern.
In jedem vierten Testfall hätten Berater Darlehen angeboten, deren Rate die Zahlungsmöglichkeiten von Kunden um mehr als 100 Euro überstiegen habe. Auch sei der erforderliche Finanzierungsbedarf zu oft falsch eingeschätzt worden. Der Test habe laut Stiftung Warentest auch Verstöße gegen die Vorgaben zur Berechnung des effektiven Jahreszinses sowie weitere Verstöße offenbart. Als Beispiel nennt der vzbv in einer Medienmitteilung etwa zu hoch angesetzte Raten, die nicht nur eine gravierende Beratungsfehlleistung seien, sondern auch einen Verstoß gegen die Pflicht zur ordnungsgemäßen Kreditwürdigkeitsprüfung bedeuteten, falls ein Vertrag unter solchen Bedingungen zustande käme.
Der vzbv hatte für die Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie Ende 2015 gefordert, konkrete gesetzliche Vorgaben für Beratungsstandards zu formulieren und fühlt sich nun „durch den Test in jeder Hinsicht bestätigt“, so Dorothea Mohn, Leiterin Team Finanzmarkt beim vzbv: „Gerade jene Institute, die über standardisierte Prozesse verfügen, haben hier gut abgeschnitten.“ Unsicherheiten mit den neuen Kreditwürdigkeitsvorgaben habe man hingegen nicht feststellen können. Nur ein Testkandidat sei unbegründet zurückgewiesen worden.
Über die Untersuchung
Von August bis Oktober 2016 hatte Stiftung Warentest Tests bei 21 großen regionalen und überregionalen Anbietern von Baukrediten durchgeführt. Die Tester ließen sich unverbindliche Angebote zur Finanzierung einer Eigentumswohnung erstellen. Mehr dazu gibt es auf der Internetseite der Stiftung Warentest. (ad)
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