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10. Juni 2016
BCA: „Der aktuelle Hype um FinTechs ist teilweise unreflektiert und übertrieben“

BCA: „Der aktuelle Hype um FinTechs ist teilweise unreflektiert und übertrieben“

Die POOLS & FINANCE findet in diesem Jahr an zwei verschiedenen Standorten statt: Am vergangenen Dienstag war sie zu Gast in Nürnberg, am 14.06.2016 macht sie Station in Hamburg. AssCompact spricht mit den Mitveranstaltern über die Branche, die Rahmenbedingungen und natürlich über die POOLS & FINANCE. Heute steht Dr. Frank Ulbricht, Vorstand der BCA AG, Rede und Antwort.

Herr Dr. Ulbricht, die BCA zählt zu den großen Playern im Poolmarkt. Oben an der Spitze der allgemein bekannten Rankings stehen heute aber andere Pools und Dienstleister. Hat sich der Wettbewerb verschärft und wo wurde die BCA von anderen überholt?

Wie Sie zu Recht feststellen, zählen wir auch noch nach 30 Jahren Marktpräsenz zu den führenden Playern im Poolmarkt. Darauf sind wir sehr stolz, zumal wir uns ungeachtet unseres bereits vor Jahren eingeleiteten Konsolidierungsprozesses weiterhin durch eine überdurchschnittlich hohe Eigenkapitaldecke und Schuldenfreiheit auszeichnen. Auf Basis unserer großen Markterfahrung und verlässlichen Innovationskraft entwickeln wir uns bei der BCA dabei ganz bewusst Richtung „Know-how-Leadership“, die sich mit erstklassiger Servicepartnerschaft verbindet – und dies analog wie digital. Wenn wir aufgrund dessen zwischenzeitlich den Platz ganz „oben an der Spitze“ frei machen, so rüttelt dies nicht an unserer wohlbedachten Unternehmensstrategie, die unseren Maklerpartnern im Wettbewerbsvergleich erwiesenermaßen beste Rahmenbedingungen bereitzustellen vermag. Als Bestätigung unserer Vorgehensweise denke ich hier zum Beispiel an das aktuell starke Commitment unserer Bestandskunden bzw. die aktuelle Focus-Money Maklerpool Studie, bei der uns die Makler zum diesjährigen Gesamtsieger kürten. Derart aussagekräftige Ratingergebnisse beweisen uns, dass wir im rechten Moment den richtigen Kurs eingeschlagen haben.

Ungeachtet dessen ist der Wettbewerb innerhalb der Finanzdienstleistungs- und Versicherungsbranche aufgrund von Rahmenbedingungen wie MiFID II, IDD und einem anhaltend lockeren geldpolitischen EZB-Kurs insgesamt intensiver geworden. Dabei vertritt jeder Marktteilnehmer grundsätzlich ein eigenständiges Geschäftsmodell mit unterschiedlichen Visionen sowie kurz-, mittel- und langfristigen Zielvorstellungen. Als Vollsortimenter sehen wir uns an dieser Stelle im Wettbewerb weiterhin sehr gut gerüstet und für die Zukunft hervorragend aufgestellt.

Die Umsatzgenerierung und das Neugeschäft sind das eine, immer mehr fällt der Blick aber auf die Kostenseite. Das ist auch bei Pools und der BCA nicht anders. Wie gestaltet sich die Situation bei Ihnen und treiben die Investitionen für Software und Digitalisierung die Kosten weiter in die Höhe?

Prinzipiell geht die beschriebene BCA-Fokussierung auf Service und Technologie mit umfangreichen Investitionen einher. Große Chancen für die Zukunft resultieren nun einmal aus einer Professionalisierung in allen Belangen, um den sich rasch wandelnden gesetzlichen Anforderungen Rechnung zu tragen. Aus diesem Grund sind auch künftig Investitionen in Software und digitale Prozesse ebenso wichtig wie richtig, wobei die BCA in diesem Fall mit Blick auf Leistung zu Ertrag seit Jahren sehr kostenbewusst und effizient wirtschaftet. Zugute kommt uns zudem, dass wir dank gezielter IT-Investments schon heute eine Vielzahl von Prozessen vollautomatisch abbilden können, die bei nicht wenigen FinTech-Unternehmen noch manuell gesteuert werden müssen. Im Ergebnis wird das Mega-Thema Digitalisierung also unsere Investitionskosten nicht ungewollt in die Höhe treiben.

Ein wichtiger „Baustein“ der BCA-Gruppe ist die BfV Bank für Vermögen AG. Welche Rolle spielen Haftungsdächer heute und in Zukunft?

Ein Haftungsdach bietet heute und mehr noch in der Zukunft eine grundsolide Alternative zu einer Zulassung nach § 34f GewO. Zudem wird es dem Tied Agent ermöglicht, dass er seinen Kunden neben Fonds auch künftig Aktien, Anleihen und Zertifikate rechtssicher anbieten kann. Sollte sich im Übrigen die „Regulationswut“ in den kommenden Jahren weiter ungebremst fortsetzen, werden Haftungsdächer beinahe zwangsläufig verstärkten Zuspruch erfahren.

Und da sich bekanntermaßen eine Bank hinsichtlich Regulierungsvorgaben in der Regel früher als etwa ein Pool den regulatorischen Anforderungen stellen muss, sind wir auch an dieser Stelle top vorbereitet. Mit der BfV Bank für Vermögen AG sind wir als einziger Pool mit hauseigener Bank aufgestellt und können so die Expertise unserer Bank direkt ins ganze Unternehmen einfließen lassen. Nicht umsonst sehen wir uns speziell beim Thema Regulierung aktuell als Innovationstreiber der Branche. So können etwa unsere Maklerpartner über unser erfolgreiches Private Investing Konzept auf eine – den Vorgaben von MiFID II entsprechende – standardisierte, Fonds-Vermögensverwaltung zurückgreifen.

Die BfV kooperiert beispielsweise mit dem Maklerpool FondsNet. Wird die Bedeutung von Kooperationen bei Pools und Haftungsdächern zunehmen?

Eine Kooperation macht immer dann Sinn, wenn diese beiden Unternehmen einen greifbaren Mehrwert bietet. Denken Sie etwa an gemeinsame IT-Lösungen, die angesichts verschärfter Regulierung und ausgedehnter Digitalisierung immer wichtiger für alle Marktteilnehmer werden. Hier lassen sich innerhalb der Entwicklung und Nutzung durchaus spürbare Kosten- und Effizienzvorteile durch eine Zusammenarbeit erzielen. Zudem ermöglichen wir es Pools, über eine Interessengemeinschaft auf unser Haftungsdachangebot zurückzugreifen, was letztlich mit einer Erweiterung ihres eigenen Leistungsspektrums bzw. Know-hows einhergeht. Von derartig ausgerichteten Kooperationen auf Augenhöhe profitieren in aller Regel die Partner beider Häuser. Ob jedoch die Bedeutung von Joint-Ventures zwischen Pools und Haftungsdächern künftig messbar zunehmen wird, ist nicht vorherherzusehen.

Der Vertriebswegewettbewerb hat mit den FinTechs Fahrt aufgenommen. Werden Vermittler Marktanteile einbüßen und welche Rolle werden Pools dabei spielen?

Zunächst sehen wir den aktuellen Hype um FinTechs als teilweise unreflektiert und übertrieben an. Nicht ohne Grund zeigen wir auf der POOLS & FINANCE 2016 im Rahmen unseres BCA-Kongresses „Digital total?“ Auswirkungen, Chancen und Risiken von FinTechs und Co. für Makler auf. Unter anderem sorgen wir zu diesem Punkt mit einer Podiumsdiskussion für Transparenz. Unserer Ansicht nach wird die persönliche Beratung eines Maklers nicht zugunsten von RoboAdvisor-Anbietern komplett abgelöst werden. Den Self-Directed-Customer wird es auch künftig nicht vorherrschend geben. Auch flächendeckende elektronische Umdeckungen im Versicherungsbereich halten wir für äußerst unwahrscheinlich.

Nichtsdestotrotz belegen eine Vielzahl von Finanz- und Versicherungsvertriebsstudien den Trend hin zum hybriden Kunden, der sich online informiert und offline abschließt. Alleine aus diesem Grund muss sich ein Makler selbstverständlich den neuen digitalen Anforderungen stellen und Prozesse, Dienstleistungen bzw. gegebenenfalls gar sein Geschäftsmodell technisch effizient anpassen. Die Bedeutung eines Pools als hochwertiger und innovativer Dienstleister wie Lösungsanbieter wird somit künftig wesentlich für den Maklererfolg sein. Im Ergebnis glauben wir weniger an eine Marktanteilverschiebung von Makler zu FinTech. Wir sehen eher einen Trend darin, dass sich der Marktanteil der unabhängigen Vermittler als Konkurrenz zu den Hausbanken, die in der Fläche mehr und mehr Filialen schließen, steigern kann.

Die POOLS & FINANCE 2016 findet mit ihren Terminen am vergangenen und am kommenden Dienstag zur „Halbzeit“ des Jahres 2016 statt. Der richtige Zeitpunkt also für einen Rückblick und einen Ausblick. Welche Sparten/Produkte haben sowohl im Versicherungs- als auch im Investmentbereich in der ersten Jahreshälfte überzeugt und wie sieht es für den Rest des Jahres 2016 aus?

Rundum überzeugt vor allem die positive Entwicklung unseres fondsgebundenes Vermögensverwaltungskonzeptes „Private Investing“ mit seinen sechs Portfolios, das seit Anfang des Jahres zusätzlich im Versicherungsmantel angeboten wird. Ähnlich vielversprechende Nachfrage stellen wir innerhalb der Versicherungssparte im Gewerbe- und Kompositbereich fest. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Niedrigzinses gehen wir für das Jahr 2016 davon aus, dass Anleger sowohl im Anlage- als auch im Versicherungsbereich künftig stärker auf die Vorteile von Fondslösungen – als eine Brücke hin zu Aktieninvestments – setzen werden. Einfach gesprochen: Auf dem Sparbuch gibt es keine Zinsen mehr, da entdecken offenkundig einige Anleger allmählich die Chancenpotenziale der Börse wieder. 

Was können die Besucher der POOLS & FINANCE 2016 in Hamburg von der BCA erwarten? Welche Neuigkeiten gibt es aus Ihrem Hause?

An allererster Stelle freuen wir uns schon heute auf rege Teilnahme bei unserem BCA-Kongress „Digital total?“ Weiterhin ist es natürlich der große Wunsch, dass teilnehmende Makler am Ende des Tages mit vielen wertvollen Informationen und Impulsen zufrieden von der POOLS & FINANCE nach Hause gehen. Am BCA Stand präsentieren wir hierzu unsere aktuellen technischen Neuerungen und Unterstützungsangebote, wie etwa unser nachgefragtes Investmentangebot DIVA inklusive Portfolio-Master oder das clevere Versicherungstool BCA Tipp, konzipiert für den effizienten Produktüberblick samt Empfehlungen.

Daneben können sich unsere Besucher über die Vorteile unserer aktuellen Dienstleistungsangebote wie dem BCA Websitemanager inklusive Online-Depoteinsicht oder unserer Facebook-Unterstützung für Vermittler persönlich überzeugen. Last but not least stellen wir unsere umfassende Marketing-Kampagne unter dem Motto „Bankzinsen machen ärmer“ vor, mit der sich unabhängige Finanzdienstleister erfolgreich gegen lokale Banken positionieren können. Ein Besuch an unserem Stand lohnt sich demnach auf alle Fälle. (kb)

 
Ein Artikel von
Dr. Frank Ulbricht