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8. August 2017
Beitragsanpassungen könnten Zufriedenheit der PKV-Kunden bald kippen

Beitragsanpassungen könnten Zufriedenheit der PKV-Kunden bald kippen

Die meisten privaten Krankenversicherer blicken auf ein stabiles Geschäftsjahr 2016 zurück, wie der aktuelle Assekurata-Marktausblick zeigt. In der Ergänzungsversicherung sorgen Pflegeergänzungs- und Zahnzusatzpolicen weiterhin für Wachstum. In der Vollversicherung verringerte sich der Bestandsabrieb im Vergleich zu den Vorjahren, die Kundenzufriedenheit bleibt hoch. Doch die Niedrigzinsphase setzt den Anbietern im Hinblick auf die Beiträge nach wie vor zu.

Im Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2017/2018 gibt die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur unter anderem die Situation und Stimmung der privaten Krankenversicherung (PKV) wieder. So verlief das Geschäftsjahr 2016 vom Erfolg her für die meisten PKV-Anbieter in Summe besser als das Jahr 2015. Das Kapitalanlageergebnis erhöhte sich um rund 600 Mio. Euro auf knapp 9,4 Mrd. Euro. Assekurata geht für 2017 von einer weiteren Verbesserung der Gewinne aus, da aufgrund der zu Jahresbeginn vollzogenen Beitragsanpassungen höhere versicherungsgeschäftliche Ergebnissen zu erwarten sind. Die Ergänzungsversicherung entwickelte sich auch 2016 positiv. Zwar stieg die Zahl der Zusatzpolicen nur um 1,3 % und die Zuwachsrate fiel damit geringer aus als 2015 (1,75 %), aber die Pflegeergänzungs- und die Zahnzusatzversicherung sorgen in diesem Geschäftsfeld nach wie vor für Wachstum. Dagegen lässt der durchschlagende Vertriebserfolg des Hoffnungsträgers betriebliche Krankenversicherung (bkV) noch auf sich warten. Laut PKV-Verband wuchs bei der bKV die Zahl der versicherten Personen im Jahr 2016 lediglich um 31.800 auf 606.800.

Weniger Bestandsabrieb in der Vollversicherung

In der Vollversicherung konnten die PKV-Anbieter im vergangenen Geschäftsjahr marktweit den Bestandsabrieb mit netto 14.600 Personen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verlangsamen. Mit einem Rückgang um 0,2% blickt die Branche auf ein durchaus zufriedenstellendes Jahr. Den Grund dafür bildet der verbesserte Saldo zwischen Wechslern aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die PKV und umgekehrt. Waren im Jahr 2015 noch 19.500 mehr Abgängen zur GKV als Zugänge zu verzeichnen, war der Saldo 2016 nahezu ausgeglichen.

Absolute Beitragserhöhungen niedriger als in der GKV

Im Zehnjahresvergleich von 2007 bis 2017 sind im Assekurata-Durchschnitt die Bestandsbeiträge im Normalgeschäft um rund 53% gestiegen. Dies entspricht einer Anpassungsrate pro Jahr von 4,2%. Beim beitragsstabilsten Unternehmen beträgt der Wert 2,9% pro Jahr. Der GKV-Höchstbeitrag (inklusive Zusatzbeitrag) ist dagegen in den vergangenen zehn Jahren um knapp 30% bzw. 2,8% pro Jahr gewachsen, absolut betrachtet liegt die GKV mit einem Beitragsanstieg von insgesamt 156 Euro aber rund 17 Euro über dem Assekurata-Durchschnitt.

Zinsentwicklung erreicht auch PKV-Kunden

Assekurata zufolge ist die positive Entwicklung der Beitragsanpassungssätze in den Jahren 2013 bis einschließlich 2016 förderlich für die Zufriedenheit der vollversicherten Kunden. Hatten sich 2013 nur knapp zwei Drittel (63,8 %) der Vollversicherten zufrieden bis vollkommen zufrieden gezeigt, waren es 2016 fast drei Viertel (71,2%).

Allerdings könnte die Zufriedenheit bald leiden, denn die Zinsentwicklung laut Assekurata nun auch auf die PKV-Kunden durch. Deutlich zeige dies der Rückgang der laufenden Durchschnittsverzinsung, die 2016 mit rund 3,5% ein historisches Tief erreichte. „Auch der aktuarielle Unternehmenszins (AUZ) fällt weiter und rutscht 2017 im Assekurata-Durchschnitt bereits auf 2,8% ab, so dass branchenweit bei gleichbleibender Entwicklung kurzfristig ebenfalls der Rechnungszins der Unisex-Tarife abgesenkt werden müsste“, meint Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung bei der Assekurata. „Einige Unternehmen haben diesen Schritt bereits vollzogen. Im Assekurata-Durchschnitt liegt der Rechnungszins im Bestand aktuell noch bei 3,07%, so dass sich für die kommende Beitragsanpassungsrunde 2018 im Mittel ein Absenkungsbedarf von rund 30 Basispunkten ergibt.“

Die weitere Absenkung des Rechnungszinses im anhaltenden Niedrigzinsumfeld dürfte also für Beitragsanpassungen sorgen. Die Fähigkeit, erhöhte Beitragsanpassungen durch bestehende Finanzpolster abfedern zu können, sehen die Assekurata-Experten aber als ein Qualitätskriterium, das den Markt vergleichsweise stark spreize. Nachhaltige Ruhe an der Beitragsfront sei damit nicht in Sicht. (tk)