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31. Oktober 2018
Brexit und seine Folgen für Makler sowie Industrie- und Lebensversicherer

Brexit und seine Folgen für Makler sowie Industrie- und Lebensversicherer

Standard Life tut es in Irland, Markel in Deutschland, QBE in Belgien, AIG in Luxemburg, Lloyds gleich in mehreren Ländern und auch für die Marke Clerical Medical gibt es ein neues Dach – der Brexit veranlasst die britischen Versicherer zum Handeln, sie gründen neue Gesellschaften innerhalb der EU. Deutsche Versicherungsmakler rechnen aufgrund der damit verbundenen Übertragungen mit Mehraufwand, die Verbraucherzentrale Hamburg spricht in einem Fall eine Warnung an Kunden aus.

Die Verhandlungen zum Brexit setzen sich schleppend fort. Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU soll im März 2019 rechtskräftig werden, aber weiterhin ist nicht klar, wie der Brexit vonstattengehen soll. Viele britische Versicherer haben bereits reagiert und neue Gesellschaften in der EU gegründet, um von dort aus das europäische Geschäft weiter zu betreiben. Andere sind gerade dabei, die notwendigen Schritte zu unternehmen. York Hillegaart, Geschäftsführer der Funk Gruppe und künftiger BDVM-Präsident, geht daher davon aus, dass sich die Zahl der Risikoträger kaum verringern werde.

Maklern rät Hillegaart aber, sich auf einen harten Brexit einzustellen. Auf einer kürzlich stattgefundenen BDVM-Pressekonferenz in Hamburg mahnte er an, dass Makler ihren Bestand entsprechend prüfen sollten. Zudem rechnet er damit, dass die notwendige Übertragung von Bestands- und Altverträgen auf die neuen europäischen Gesellschaften von den Maklern Mehrarbeit in der Kommunikation mit den Versicherungsnehmern erfordern werde: Prozesse würden komplexer werden und entsprechend die Kosten steigen. Ansonsten geht er davon aus, dass die großen Maklerhäuser in Deutschland das Thema im Griff haben und kleinere Makler so gut wie nicht davon betroffen sind. Das gilt natürlich insbesondere im Industrieversicherungsgeschäft.

Wie ist es bei Lebensversicherungen?

Nun gibt es aber nicht nur dort länderübergreifende Tätigkeiten. Betroffen sind vom Brexit auch Lebensversicherungsverträge, wie etwa im Fall von Standard Life oder Clerical Medical.

Der Fall Clerical Medical

So hat Scottish Widow, zu der die Marke Clerical Medical heute gehört, ebenfalls bekannt gegeben, eine Niederlassung auf europäischen Gebiet gründen und im November alle Kunden und Vermittler über mögliche Vertragsübertragungen informieren zu wollen. In einem Statement heißt es, dass sich für die Kunden so gut wie keine Änderungen ergeben werden, auch soll der Brexit keine Kostennachteile für die Versicherten mit sich bringen. Allerdings stammt das Statement aus dem Juli, seitdem ist auf der Internetseite keine Mitteilung zu einer Gründung einer europäischen Gesellschaft zu finden. Bei einem harten Brexit könnten ohne eine solche Gesellschaft Verträge nach dem Stichtag ihre Gültigkeit verlieren. Denn verbunden mit einem harten Brexit wäre der Verlust der Zulassungsrechte für die EU (EU-Pass-Rechte).

Verbraucherzentrale reagiert auf Standard-Life-Pläne

Anders ist das bei Standard Life. Der Versicherer hat bereits eine Gesellschaft in Dublin gegründet und vor Kurzem rund 600.000 deutsche, österreichische und irische Kunden darüber informiert, dass ihre Versicherungsverträge vermutlich Anfang 2019 von der im schottischen Edinburgh ansässigen Standard Life Assurance Limited auf die Standard Life International DAC in Irland übergehen werden. Trotz dieser Vorbereitungen findet die Verbraucherzentrale Hamburg dabei ein Haar in der Suppe. Sie fürchtet, dass Versicherte den britischen Insolvenzschutz durch den Transfer der Lebensversicherungsverträge nach Irland verlieren könnten. In Großbritannien gilt der Insolvenzschutz durch den britischen Entschädigungsfonds Financial Services Compensations Scheme (FSCS), in Irland gelte dagegen dieser Insolvenzschutz nicht.

Versicherer und Versicherungsmakler sitzen in Sachen Brexit im selben Boot mit allen anderen Unternehmen. Lieber würden sie sich wohl alle mit dem eigentlichen Geschäft beschäftigen, denn nun auch noch mit rechtlichen Fragen rund um den Brexit – vor allem bei dem unsicheren Ausgang. Ohne Vorbereitung jedoch würden letztlich aber vor allem die Kunden leiden. (bh)