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24. Juni 2016
BU und Risikoleben: Jetzt Prämienrabatt für gesundheitsförderndes Verhalten

BU und Risikoleben: Jetzt Prämienrabatt für gesundheitsförderndes Verhalten

Ob und wie die Deutschen Fitness- oder Telematiktarife annehmen, ist noch ungewiss. Unter den Versicherern herrscht Uneinigkeit, ob Rabattmodelle für gesundheitsbewusstes Verhalten sinnvoll sind. Der Maklerverbund VDVM hatte seine Bedenken bereits angemeldet. Die Generali Gruppe dagegen glaubt an den Wert, Kunden zu gesundheitsbewusstem Leben zu motivieren und Fortschritte zu belohnen: In rund einer Woche geht ihr Vitality-Programm an den Start.

Eigentlich sind die Deutschen skeptisch, wenn es um ihre Daten geht. Anders scheint das zu sein, wenn es um Fitness und Gesundheit geht. Hier sammeln die Deutschen ihre Daten und lassen sich zu einem gesundheitsbewussteren Leben motivieren. Die Generali Gruppe geht nun den nächsten Schritt und belohnt ihre Kunden für einen besseren Lebensstil mit niedrigeren Versicherungsbeiträgen sowie Rabatten bei sogenannten Rewardpartnern: Am 01.07.2016 startet der Versicherer wie angekündigt in Deutschland mit dem Programm Generali Vitality.

Freiwilliges Programm

Umgesetzt wird das Programm in Verbindung mit BU-Versicherungen der Generali Versicherung und Risikolebensversicherungen der zur Gruppe gehörenden Dialog Versicherung. Das Programm ist für alle Kunden freiwillig und jeder, der diese Versicherungen abschließt, kann unabhängig von Alter und Gesundheitszustand teilnehmen. Kunden ermitteln ihr persönliches Gesundheits- und Fitnessniveau und legen selber ihre Ziele fest, die sie mithilfe des Programms erreichen wollen. Dabei beginnen alle Kunden mit dem gleichen Vitality Status. Punkte, um auf den nächsten Status-Level zu kommen, können die Kunden sammeln, indem sie zum Beispiel Vorsorgetermine wahrnehmen, gesunde Lebensmittel einkaufen oder Sport treiben. Belohnt wird der Kunde schließlich je nach Status-Level in Form von niedrigeren Versicherungsbeiträgen oder in Form von Rabatten bei Rewardpartnern wie etwa adidas, Weight Watchers oder Expedia.

Kein Schaden am Kollektiv, Trennung von Versicherer und Dateneinheit

Wenn ein Programm-Teilnehmer keine Aktivität innerhalb des Programms ausübt, zahlt er über die Gesamtlaufzeit der Versicherung hinweg nicht mehr als andere Kunden. Der Kritik, dass die Individualisierung von Risiken dem Gedanken des Versicherungskollektivs schade, widerspricht Giovanni Liverani, Vorstandsvorsitzender der Generali Deutschland AG. Dank niedrigerer Gesundheitskosten werde die gesamte Versichertengemeinschaft von Generali Vitality profitieren. „Wir schützen unsere Kunden auch präventiv und werden damit vom Versicherer im Schadenfall zum aktiven Begleiter, um Risiken zu senken“, erläutert Liverani. Ob Programme dieser Art auch zu mehr Kundenbindung und weniger Storno führen, wird die Zeit zeigen.

Der Angst vor dem „gläsernen Versicherungskunden“ will Generali mit einer Maßnahme in Sachen Datenschutz begegnen: Für eine Nutzung schließen Kunden neben dem Versicherungsvertrag mit dem jeweiligen Versicherungsunternehmen zusätzlich einen weiteren Vertrag mit der rechtlich und organisatorisch eigenständigen Generali Vitality GmbH ab, einer Tochtergesellschaft der Assicurazioni Generali. Die Generali Versicherung und die Dialog hätten damit keinen Zugriff auf die Daten ihrer Kunden. Diese können zudem auch entscheiden, welche Daten sie überhaupt zur Verfügung stellen.

Unterschiedliche Sichtweise

Der Start des Vitality-Programms macht Generali in Deutschland zum Vorreiter in Sachen „Fitnesstarife“. Unter den Versicherern herrscht bisher keine einhellige Meinung zu diesen Tarifen. Manche Entscheider wollen auch erst einmal die Entwicklungen abwarten. Verbraucherschützer wiederum fürchten den gläsernen Kunden und Nachteile für kranke Menschen. Auch der Maklerverband VDVM hatte im vergangenen Jahr die Telematiktarife im Blick. Bezogen auf die Krankenversicherung zeigt er sich alarmiert, dass es Gefahren im Datenschutz gebe und eine Segmentierung des Marktes in gute und schlechte Risiken für die Kunden und auch für die Makler von Nachteil sein könnte. (bh)