AssCompact suche
Home
Finanzen
25. Oktober 2016
BVR gegen ein neues Melderegister für Wohnimmobilienkredite

BVR gegen ein neues Melderegister für Wohnimmobilienkredite

Der Ausschuss für Finanzstabilität hat angeregt, ein zentrales Register aller Wohnimmobilienkredite in Deutschland aufzubauen. Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken reagiert konsterniert. Die bisherigen Meldepflichten seien bereits zu hoch, so der BVR in einer Erklärung.

Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) spricht sich gegen den Aufbau eines zentralen Registers aller Wohnimmobilienkredite in Deutschland aus, wie er vom Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) angeregt wird. „Eine Totalerfassung aller Immobilienkredite ist aus Finanzstabilitätsgründen nicht notwendig. Vielmehr sind die Meldepflichten bereits heute viel zu hoch, gerade für kleinere Kreditinstitute“, erklärt BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin. Angesichts der hohen Stabilität des deutschen Immobilienmarktes solle der Ausschuss seine Analysen auf vorhandene Datenquellen stützen.

Kreditvergabe soll nicht künstlich gedämpft werden

Der BVR legt in seinem aktuellen Wirtschaftsbericht dar, dass sich die Stabilität des Immobilienmarktes an der sogenannten Kredit-BIP-Lücke zeige, der Abweichung des Verhältnisses der Kreditvergabe zum Bruttoinlandsprodukt von seinem langfristigen Trend. Auch nach mehreren Jahren solider Einkommenszuwächse und historisch niedrigen Kreditzinsen verlaufe die Kreditvergabe noch langsamer als im langfristigen Trend. Die Kreditvergabe müsse daher nicht durch den Einsatz wirtschaftspolitischer Instrumente künstlich gedämpft werden, wie in anderen Ländern. Deutschland gehört im internationalen Vergleich zu den Ländern mit den geringsten Ausschlägen der Kreditlücke nach oben. Dies sei Folge der konservativen Standards bei der Kreditvergabe, aber auch der auf Langfristigkeit angelegten Finanzierungskultur. Immobilienkredite haben einen Anteil von rund 50% an der Kreditvergabe an Unternehmen und Privatpersonen.

Der AFS, der für die Überwachung der Finanzstabilität in Deutschland zuständig ist, hatte die Einrichtung zusätzlicher wirtschaftspolitischer Instrumente vorgeschlagen, mit dem die Immobilienkreditvergabe in Boomphasen gedämpft werden kann. Hierzu zählen beispielsweise Obergrenzen für die Beleihung von Immobilien und die Schuldendienstquote. Die neue Statistik aller Wohnimmobilienkredite soll laut diesem Vorschlag bei den Kreditanbietern erhoben werden, um die Wirkung der Instrumente besser einschätzen zu können. Ob die vom AFS vorgeschlagenen zusätzlichen Instrumente überhaupt sinnvoll zum Einsatz gebracht werden können, ist nach Meinung des BVR vor dem Hintergrund des stabilen deutschen Immobilienmarktes aber fraglich. (sg)