AssCompact suche
Home
Investment
31. Januar 2019
Crash der Kryptowährungen: Eine gesunde Marktbereinigung

Crash der Kryptowährungen: Eine gesunde Marktbereinigung

Bei Kryptowährungen wie Bitcoin ist die Volatilität zurück – und der Abwärtstrend ist noch nicht gestoppt. Manche Kryptowährungen gaben sogar 30 bis 50% ab. Das zeigt, dass die Asset-Klasse gerade erst am Beginn ihres „Erwachsenwerdens“ steht, erläutert Leonard Zobel, Gründer und Geschäftsführer der bitmeister GmbH.

Kryptowährungen haben sich vor etwa drei Jahren als Anlageklasse etabliert. Bitcoin, Ether, Ripple, Litecoin und weitere Währungen werden seither aufmerksam verfolgt. Auch der ein oder andere herkömmliche Vermögensverwalter setzte die neuen Assets in bestehenden Produkten oder zumindest im Kundenauftrag ein. Hendrik Leber etwa, Chef des Vermögensverwalters Acatis, der Ende 2017 eine deutliche Outperformance auch dank seiner Investments in Bitcoin erreichte.

Noch nicht im Reifestadium angekommen

Damit ist ein Value-Investor wie Leber sehr früh dabei. Denn noch ist die gesamte Asset-Klasse Kryptowährungen nicht in einem Reifestadium angekommen. Noch sind es vor allem private oder auch wenig risikoscheue professionelle Investoren, die in Bitcoin & Co. investieren. Ein Beispiel für die Unreife des Marktes: Kryptowährungen leben im Wesentlichen durch Vereinbarungen über anzuwendende Algorithmen. Arbeiten ausreichend Menschen oder Firmen an einer Blockchain mit, ist sie leistungsfähig und funktioniert. Manchmal gibt es aber auch Streit, wie die Systeme weiterzuentwickeln sind. So spaltete sich bereits aus der Ur-Idee Bitcoin das Projekt Bitcoin Cash ab, unter deren Anhängern es jüngst Streit gab. Ein Streit, der die gesamte Branche nach unten zog.

Der Streit um Bitcoin Cash eskalierte im November mit der Aufspaltung der Kryptowährung. Der sogenannte Fork in zwei getrennt weiterarbeitende Protokolle führte dazu, dass jetzt zwei Bitcoin-Cash-Nachfolger um Vertrauen ringen: Bitcoin Cash ABC und Bitcoin SV. Beides sind also in etwa die Enkel des Bitcoin. Nun gilt der Bitcoin Cash Fork vom 15.11.2018 vielen Insidern als Auslöser des massiven Preiseinbruchs aller Kryptowährungen. Das ist zwar eine mögliche, aber lange nicht die einzige Erklärung, denn bislang war mit Forks, die tatsächlich häufiger vorkommen, durchaus Geld zu verdienen.

Bekanntes Fallmuster

Auch in diesem Fall lief manches nach dem bislang bekannten Muster. Das ursprüngliche Bitcoin Cash stieg vor dem Fork um mehr als 20% und notierte zwei Tage nach dem Fork zwischen 380 und 400 US-Dollar. Wer kurz vor der Trennung noch gekauft hatte, zahlte zwischen 600 und 430 US-Dollar. Die gewonnenen Bitcoin SV notierten nach dem Fork zwischen 90 und 120 US-Dollar, je nach Einstiegspreis wäre dieser Trade also im besten Fall mit einem zwanzigprozentigen Gewinn ausgegangen. Wahrscheinlicher allerdings wären ein Break-even oder ein leichter Verlust von 5 bis 10% gewesen. Angesichts des Risikos ist das selbst bei einem Plus von 20% nicht sonderlich lukrativ. Das sahen wohl auch viele Anleger so und verkauften lieber – in einen fallenden Markt hinein, was die Kurse einmal mehr unter Druck brachte.

Verkäufe von Kryptowährungen in einen schwachen Markt sind einer der wesentlichen Auslöser für den jüngsten Kurssturz. Solche Verkäufe wurden wohl auch von der US-Börsenaufsicht SEC ausgelöst. Diese hatte den Druck auf Initial Coin Offerings (ICO) zuletzt stark erhöht. ICO-Projekte verkauften innerhalb von 30 Tagen mehr als 140.000 Ether. Ethereum ist das Netzwerk, auf dem die meisten der neuen ICOs aufsetzten – und Ether war nach Marktkapitalisierung lange die Nummer zwei hinter Bitcoin. Im Zuge der jüngsten Kursverluste musste dieser Platz jedoch abgegeben werden.

Kleine Gruppe, große Wirkung

Der starke Verkaufsdruck in Verbindung mit weiteren Negativnachrichten konnte im Markt nicht aufgefangen werden. So schaffte es eine recht kleine Gruppe, den Markt nach unten zu treiben. Nicht mit Absicht, aber unter Inkaufnahme aller negativen Folgen. Unreifes Verhalten, könnte man sagen. Es ist aber vor allem der Tatsache geschuldet, dass Kryptowährungen dezentral organisiert sind und eine Art innewohnende Demokratie anstreben. Schließlich entscheiden alle Besitzer, Miner oder andere Rechteinhaber gemeinsam über Updates oder Aufspaltungen.

Klare Strukturen notwendig

Das wird sich auch so schnell nicht ändern, denn hier liegen ein Wesenselement und ein großer Vorteil der Kryptowährungen. Umso wichtiger ist es, den Handel mit den Kryptos klarer zu strukturieren und an die Regulierung anderer Asset-Klassen heranzuführen. Noch wird vor allem auf Plattformen in weit entfernten Ländern und Steuerparadiesen gehandelt. Das ist nicht sehr attraktiv für eher konservative institutionelle Anleger. In Deutschland entsteht mit bitmeister daher gerade eine vollständig regulierte Börse für Kryptowährungen und Security Token.

Nächste Stufe: Security Token

Hier kommt der nächste große Schritt: Kryptowährungen sind eines der sichtbarsten Elemente der Blockchain-Technologie. Security Token sind ihnen vom technologischen Prinzip her ähnlich, hinter ihnen stehen aber reale Werte. Durch die dezentrale Struktur der Blockchain sind die Token fälschungssicher. Jede Transaktion ist nachvollziehbar und die Token sind ständig handelbar. Dadurch entsteht eine hohe Transparenz. Verkörperte Rechte lassen sich in sehr vielfältiger Form finden. So können etwa Unternehmensanteile tokenisiert werden, das entspräche dann Aktien. Es ist aber auch möglich, nur Anrechte auf Dividenden zu tokenisieren – oder ganze Flugzeuge, Container, Schiffe und Immobilien. Die Verkörperung von Rechten ist bei der Definition der Security Token der große Unterschied zum rechtelosen Utility Token. Je nach Ausgestaltung der Rechte kann es sich bei einem Token um ein Wertpapier, ein Finanzinstrument, einen Anteil an einem Investmentvermögen oder eine Vermögensanlage handeln.

Wertpapiere statt Spekulationen

Für die BaFin sind Token als Wertpapiere einzuordnen, wenn sie übertragbar sind, am Finanz- beziehungsweise Kapitalmarkt gehandelt werden können und Rechte verkörpern. Übertragbar sind sie über die Blockchain, Peer-to-Peer und ohne Umweg über Mittler. Handelbarkeit werden neben dem direkten Austausch auch Security-Token-Börsen wie bitmeister herstellen, die vor allem für Liquidität und Preisfindung wichtig sind.

Voll regulierte Produkte

Emission und Handel erfolgen voll reguliert. Security Token fallen unter die gleichen Regeln wie Aktien. Es ist durchaus denkbar, dass sie die Aktie als Hauptform der Unternehmensbeteiligung ablösen. Zudem können Security Token als Vehikel der Geldanlage den grauen Kapitalmarkt schnell austrocknen. Warum sollten Anleger Immobilien oder Schiffe als kompliziert konstruierte Beteiligungen kaufen, von denen sie sich nicht oder nur schwer trennen können? Per Security Token lassen sich Assets in kleine Einheiten zerlegen und sehr einfach handeln. Skandale wie bei P&R wären dann nicht mehr möglich.

Den Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 01/2019, Seite 54 f., und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Leonard Zobel