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23. Januar 2015
Das sagen Versicherer und Fondsgesellschaften zum EZB-Programm

Das sagen Versicherer und Fondsgesellschaften zum EZB-Programm

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird in den kommenden Monaten massiv Staatsanleihen der Euroländer aufkaufen. Bei Investmentexperten der Fondsgesellschaften stößt das Programm überwiegend auf positives Echo. Doch es gibt auch kritische Zwischentöne. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kritisiert die EZB sogar scharf.

Anleihen im Wert von 60 Mrd. Euro wird die EZB bis September 2016 jeden Monat aufkaufen. Das hat die Notenbank am Donnerstag verkündet. Ganz überraschend kam dieser Schritt zwar nicht, da bereits im Vorfeld durchgesickert war, dass ein solcher Schritt geplant war. Dennoch sorgte sie unter anderem für neue Rekordkurse des Dax. Die ersten Reaktionen der Fondsgesellschaften fallen überwiegend positiv aus. „Alles in allem ist es eine positive Überraschung für die Märkte gewesen“, kommentiert etwas Robeco. Allerdings solle man den Effekt nicht überbewerten.

Nur geringer Effekt auf die Realwirtschaft

Dieser Ansicht schließt sich auch Luke Bartholomew, Fondsmanager bei Aberdeen Asset Management, an. „Wir sollten uns von der Größe nicht mitreißen lassen. Sie mag am Rande die Inflationserwartungen anschieben, aber voraussichtlich nur einen geringen Effekt auf die Realwirtschaft in Europa haben. Ein schwächerer Euro sollte den Exporten ein wenig helfen, aber er wird die europäischen Volkswirtschaften nicht plötzlich wettbewerbsfähiger machen.“

Nicht die maximale Stärke

David Greene, Client Portfolio Manager bei Pioneer Investments erwartet nach der EZB-Entscheidung einen schwächeren Euro und höhere Renditen bei Staatsanleihen aus Kerneuropa. Frank Engels, Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investment, hätte sich derweil noch expansivere Maßnahmen der EZB erhofft: „Ein ordentlicher Schluck aus der geldpolitischen Pulle – aber es wäre durchaus mehr möglich gewesen! Die Ankündigung der EZB hat nicht die maximale Stärke.“

Weder Schaden noch Allheilmittel

„Aus wirtschaftlicher Perspektive vertreten wir die Ansicht, dass die Staatsanleihenkäufe weder ein Allheilmittel gegen die Wirtschaftsflaute sein werden, noch dass dadurch ein großer Schaden entstehen wird. Die positivste Wirkung auf die Konjunktur dürfte die Abwertung des Euros haben“, kommentiert Johannes Müller, Chief Investment Officer Wealth Management Germany der Deutschen Asset & Wealth Management (Deutsche AWM). „Diese kommt einem kleinen Konjunkturprogramm gleich. Darüber hinaus dürften sich die Auswirkungen in Grenzen halten.“

Eine Zumutung

Die Versicherungswirtschaft hat hingegen überhaupt kein Verständnis für das Programm der EZB. „Der Schritt ist eine Zumutung. Es ist vollkommen ungewiss, ob das Ankaufprogramm die erhofften Effekte bringt. Sicher ist hingegen, dass weiterer Schaden für die Sparkultur in Deutschland angerichtet wird“, sagt Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Denn das Ankaufprogramm verstärkt den Druck auf festverzinsliche Wertpapiere, die eine Säule der privaten Altersvorsorge sind. Das macht es uns jetzt noch schwerer, den Menschen gute Angebote für ihr Alter zu machen.“ (mh)