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8. März 2018
Demografischer Faktor: Drastische Beitragseinbußen in der Lebensversicherung erwartet

Demografischer Faktor: Drastische Beitragseinbußen in der Lebensversicherung erwartet

Düstere Aussichten für die Lebensversicherungswelt, weil ihr die relevante Kundschaft wegbricht: Der demografische Faktor werde zu drastischen Beitragseinbußen bei den Lebensversicherern führen, prognostiziert KPMG. Die Beratungsgesellschaft hat aber auch Ideen, wie Versicherer und Versicherungsmakler gegensteuern können.

Die für die Lebensversicherer besonders relevanten Altersgruppen zwischen 25 und 54 Jahren werden aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland bis zum Jahr 2060 um 10,7 Millionen Menschen schrumpfen. Daher könnten sich die Einnahmenverluste der Lebensversicherungsbranche auf bis zu 19 Mrd. Euro summieren. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Modellrechnung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.

Laut Berechnung müssten die Versicherer unter Annahme unveränderter Prävalenzraten, Zahl der Verträge pro Person und durchschnittlichem Beitrag pro Vertrag insgesamt mit einem Prämienrückgang von über 15 Mrd. Euro bis 2060 rechnen – ein Minus von 31%. Wird von einem bereits gesättigten Markt für Biometriepolicen (Berufsunfähigkeits- und reine Todesfallabsicherungen) ausgegangen, würde die Branche bis dahin sogar knapp 19 Mrd. Euro Prämieneinnahmen verlieren.

Kunden müssen von Vorteilen der Biometrieprodukte überzeugt werden

Die Modellrechnung legt dar, dass die Beitragszugewinne, die aufgrund der vergangenen und aktuellen Entwicklung bei den Biometrieprodukten zu erwarten sind, die Beitragseinbußen im Bereich der kapitalbildenden Lebensversicherung nicht vollständig kompensieren können: „Schon in unserem optimistischsten Szenario müsste das Neugeschäft im Biometriebereich mehr als verdoppelt werden, um das heutige Beitragsniveau zu halten“, kommentiert Hendrik C. Jahn, Partner bei KPMG. Aber: „In diesem Bereich könnten die Versicherer ansetzen. Dafür müssten sie die Bürger noch mehr von den Vorteilen einer solchen Versicherung überzeugen. Gleichzeitig sollte die Politik die Notwendigkeit der privaten Vorsorge verstärkt thematisieren und wirksamer fördern als bisher.“

Die Lösungsansätze und Handlungsalternativen, die im Rahmen der KPMG-Analyse außerdem thematisiert werden, um die Beitragseinbußen einzudämmen, reichen von den Bewertungen von Run-off-Szenarien über ein kapitalschonendes Bestandsmanagement bis hin zur Digitalisierung von Kundenzugangswegen.

Versicherungsmakler: Positionierung bei der nachfolgenden Generation

Bisher würden es viele Versicherungsmakler nicht schaffen, sich auch bei der nachfolgenden Generation, also den Kindern ihrer Kunden, als Versicherungsexperten zu positionieren. Hier könnte die Digitalisierung hilfreich sein, meinen die Experten von KPMG, denn die Mehrheit der Zielgruppe wolle sich autonom und zeitlich unabhängig digital über Produkte und Leistungen informieren.

Da sich bei der Lebensversicherung die Berührungspunkte mit dem Kunden im Allgemeinen auf den Abschluss und eventuelle Beitragsanpassungen beschränken würden, sei zudem der Kundenkontakt vor und bei Vertragsabschluss besonders wichtig. Entscheidende Faktoren seien hier breite Informationsangebote vor Vertragsabschluss und dann ein möglichst unkomplizierter Vorgang beim Vertragsabschluss selbst.

Vertretung durch Chatbot nach Feierabend?

Auch neue Technologien wie Chatbots bringen die Autoren der KPMG-Modellrechnung ins Spiel, um die Chancen für die Branche zu erhöhen, auch die junge Zielgruppe anzusprechen und für eine adäquate Absicherung zu gewinnen. So könnten Chatbots beispielsweise auf die Beantwortung bestimmter immer wiederkehrender Fragen (etwa zu Versicherungsumfang und -bedingungen) trainiert werden. Auf diese Weise könnte ein potenzieller Kunde dann innerhalb von Sekunden Antworten auf seine Fragen erhalten, selbst wenn er sie außerhalb der Arbeitszeiten des Versicherungsmaklers oder Vertriebsmitarbeiters stellt. (ad)

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Frank Harupka am 09. März 2018 - 13:44

Also bisher sehe ich die Digitalisierung als nutzbringende Unterstützung für die Zukunft des Maklers und seiner Kundschaft an. Das viele Makler/innen es angeblich nicht schaffen sich bei den Kindern Ihrer Kunden zu positionieren ist aus meiner Sicht eine sehr "kühne" und keineswegs sachlich richtige Behauptung. Diese Darstellung unterstützt auch nicht das miteinander der Maklerschaft und die Akzeptanz wichtiger neuer Technologien. Dies sollten alle im künftigen Dialog berücksichtigen.
Frank Harupka