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Finanzen
23. Oktober 2014
Deutsche Bankenlandschaft mitten in massivem Strukturwandel

Deutsche Bankenlandschaft mitten in massivem Strukturwandel

Der Strukturwandel der deutschen Bankenlandschaft ist laut einer aktuellen Studie noch längst nicht abgeschlossen. Die Managementberatung Bain & Company vergleicht die Lage der Finanzinstitute gar mit dem Umbruch der Stahlindustrie im vergangenen Jahrhundert. Nur drei Geschäftsmodelle werden sich demnach langfristig durchsetzen.

Seit 1970 ist die Zahl der deutschen Banken um knapp 80% gesunken, die durchschnittliche Bilanzsumme dagegen um das 80-fache gestiegen. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern beträgt zudem nur noch ein Viertel des Ausgangswerts. Das zeigt die aktuelle Studie „Deutschlands Banken 2014: Jäger des verlorenen Schatzes“ der Managementberatung Bain & Company. Die Langzeitanalyse basiert auf Daten von rund 2.000 Kreditinstituten in der Zeit von 1970 bis 2013 und zeigt zudem Ursachen und Konsequenzen des dramatischen Wandels auf. Weitere Einschnitte in die Kostenstruktur werden demzufolge notwendig sein.

Existenzbedrohende Herausforderungen

Nach Überzeugung von Bain-Deutschlandchef und Studien-Autor Walter Sinn müssen sich Banken mit einer neuen Normalität anfreunden: „Das Bankgeschäft wird zu einer ganz normalen Industrie – mit geringeren Renditen und weniger Risiken. Zweistellige Eigenkapitalrenditen nach Steuern werden die Ausnahme sein.“ Diese neue Normalität bedeute existenzbedrohende Herausforderungen. „Das Ausmaß des anstehenden Strukturwandels ist mit dem Umbruch in der Stahlindustrie im vergangenen Jahrhundert vergleichbar“, so Sinn. „Am Ende werden weniger, fokussierte und renditestärkere Häuser stehen.“

Schwache Eigenkapitalrenditen

Die Bain-Auswertung widerspricht aber der verbreiteten Meinung, dass externe Faktoren und die jüngst verschärfte Regulierung für die Profitabilitätsschwäche verantwortlich sind. Entscheidend sei vielmehr eine Kombination aus nachhaltig gesunkenem Zinsüberschuss und der Kostenstruktur. Renditestarke Banken schlagen die Wettbewerber demnach vor allem dank ihres besseren Kosten- und Risikomanagements. In den vergangenen drei Jahren verdienten laut der Studie nicht einmal 6% der Banken ihre Eigenkapitalkosten. „Die meisten benötigen zusätzliches Eigenkapital“, kommentiert Sinn. „Und dessen Beschaffung fällt umso leichter, je renditestärker eine Bank ist.“

Massive Kostensenkungen unumgänglich

Bain-Partner und Co-Autor der Studie Dr. Wilhelm Schmundt sieht die Potenziale auf der Ertragsseite weitgehend ausgeschöpft: „Die Branche befindet sich in einem Verdrängungswettbewerb. Zudem kämpft sie mit dem Niedrigzinsumfeld und einer verschärften Regulierung, die ihre Möglichkeiten zur Expansion in risikoreichere Geschäftsfelder begrenzt.“ Es gebe daher keine Alternative zu massiven Kostensenkungen. Laut Bain sind Einsparungen von rund 25 Mrd. Euro notwendig, was bis zu 30% entspricht. Damit verbunden seien eine Reduzierung des Filialnetzes um 11.000 Stellen sowie ein Abbau von etwa einem Fünftel der Arbeitsplätze. Diese Konsolidierung gehe einher mit einer weiteren Fokussierung der Geschäftsmodelle. Nur drei Modelle werden sich laut der Studie langfristig durchsetzen: globale Universalbanken, Regionalinstitute und Spezialisten. (mh)