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Finanzen
23. Juni 2017
Deutsche bleiben im Spar-Paradoxon gefangen

Deutsche bleiben im Spar-Paradoxon gefangen

Eine aktuelle Umfrage der Sutor Bank zum Thema Geldanlage zeigt einmal mehr, dass sich die Deutschen zwar hohe Renditen wünschen, aber dennoch weiter am häufigsten auf das Sparbuch setzen. In der Lebensversicherung sehen derweil neun von zehn Bundesbürgern ein Auslaufmodell.

In Zeiten niedriger Zinsen bleiben die Deutschen zurückhaltend, was ihre Geldanlage angeht. Für 42% ist das Sparbuch trotz steigender Inflationsrate noch immer die Geldanlageform Nummer 1, gefolgt von einer Immobilie sowie dem Tagesgeldkonto. Dies ist eines der Ergebnisse aus einer aktuellen Umfrage der Hamburger Sutor Bank in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut explorare.

Höhere Zinsen gewünscht

Auf die offene Frage, was sich die Befragten mit Blick auf ihre Geldanlage wünschen, antwortete jeder zweite Sparer mit „höhere Zinsen“. Im Umkehrschluss heißt das für die Sparer jedoch nicht, dass sie aktuell auf langfristig potenziell höher rentierliche Asset-Klassen setzen. Nur knapp jeder dritte Anleger nutzt zum Beispiel Aktien oder Aktienfonds. Mit dem Sparbuch (42%), dem Tagesgeldkonto (34%), einem Bausparvertrag (30%) sowie einer Lebensversicherung (24%) sind nach wie vor Produkte zahlreich bei den Deutschen vorhanden, die bereits seit einigen Jahren von niedrigen Zinsen betroffen sind.

Doppeltes Sparparadoxon

Ein weiteres Paradoxon ist laut der Sutor Bank die Einschätzung verschiedener Formen der Geldanlage hinsichtlich ihrer Sicherheit einerseits sowie ihrer Renditeaussichten andererseits. Demnach halten die Deutschen Immobilien für die sichersten Investments, gefolgt von Gold und Tagesgeldkonto. Auf der anderen Seite sind die Befragten der Ansicht, dass Immobilien, gefolgt von Gold sowie Aktien oder Aktienfonds, in fünf Jahren die beste Rendite haben werden. „Rendite ist die Belohnung für das Eingehen eines Risikos. Wer bei der Geldanlage auf Nummer Sicher gehen will, muss Abstriche bei der Rendite machen. Das Streben nach Sicherheit mit gleichzeitig hoher Renditeerwartung lässt sich mit einem einzelnen Produkt nicht lösen“, kommentiert Lutz Neumann, Leiter Vermögensberatung der Sutor Bank, die Umfrageergebnisse.

Immobilien und Gold nicht überschätzen

„Viele Anleger verkennen, dass auch eine vermeintlich sichere Anlageform wie eine Immobilie im Wert stark schwanken kann“, meint Neumann. Zudem seien Immobilien sehr illiquide. Schließlich können man nicht mal eben nur das Wohnzimmer verkaufen, weil man nur einen Teilbetrag des Hauspreises benötigt. Auch Gold eigne sich aufgrund möglicher größerer Schwankungen eher nur als Beimischung in einem Depot.

Scheu vor Aktien-Investments

Eine schnelle Zinswende erwarten die Deutschen nicht. Im Durchschnitt sind die befragten Sparer der Ansicht, dass die Zinsen erst in sechseinhalb Jahren (6,54 Jahre) wieder ansteigen dürften. Die Scheu vor einem Investment in Aktien ist jedoch nach wie vor groß. Drei Viertel der Befragten wollen wegen der niedrigen Zinsen kein Geld in Aktien umschichten. Die Aktienscheu beruht für viele Sparer auf der Annahme, damit ein zu hohes Risiko einzugehen. Rund 57% der Nicht-Aktienbesitzer sehen eine Investition in Aktien oder Aktienfonds demnach als zu risikoreich an. 50% haben nicht die nötigen finanziellen Mittel und 42% fühlen sich nicht ausreichend informiert.

Auslaufmodell Lebensversicherung

Die Lebensversicherung ist nach Ansicht der Befragten indessen kein Sparmodell der Zukunft mehr. Hier scheint ein Umdenken inzwischen stattgefunden zu haben, dass angesichts niedriger Zinsen eine Lebensversicherung keine ausreichende Rendite mehr abwirft: 88% der Deutschen können sich derzeit nicht vorstellen, eine Versicherung dieser Art abzuschließen. (mh)