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12. Mai 2014
Deutschen Anlegern fehlt Wissen und Risikobereitschaft

Deutschen Anlegern fehlt Wissen und Risikobereitschaft

Sicherheit hat in Sachen Geldanlage für die meisten Deutschen oberste Priorität. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Natixis Global Asset Management (NGAM). Doch trotz fehlenden Finanzwissens trifft der Großteil der Bundesbürger der Studie zufolge Anlageentscheidungen im Alleingang. Einfluss auf die Anlageentscheidungen haben vor allem vor allem Bauchgefühl und Ehepartner. Selbst der Staat genießt in Sachen Altersvorsorge vergleichsweise hohes Vertrauen.

Die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise sowie die anhaltend hohe Volatilität an den Märkten haben bei den deutschen Anlegern ihre Wirkung hinterlassen. 69% sind laut der NGAM-Studie zurzeit skeptisch und haben trotz gestiegener Börsenkurse ihr Vertrauen in die Märkte verloren. Für das eigene Portfolio erwarten zwei von drei Befragten aber für 2014 eine positive Entwicklung. Weltweit verfolgen Anleger in erster Linie persönliche und marktunabhängige Ziele. Das gilt auch für deutsche Anleger. Mehr als die Hälfte der Befragten (56%) plant, ihre Ziele unabhängig von einer allgemeinen Marktrendite zu definieren. 66% wären hierzulande zufrieden, wenn sie ihre Anlageziele auf Sicht von einem Jahr erreichen würden, selbst wenn sie dabei hinter dem breiten Markt zurückbleiben würden.

Sicherheit zuerst

Beim Sicherheitsbedürfnis heben sich die Deutschen im internationalen Vergleich stark ab. Drei Viertel der Befragten wollen lediglich minimale Risiken eingehen, selbst wenn das den Verzicht auf Rendite bedeutet. 71% der Deutschen begnügen sich zudem mit Renditen von 0–7%, im Ausland dagegen nur 46%. Deutsche Anleger messen Anlageerfolge zudem achtmal häufiger am Kapitalerhalt (59%), als am Übertreffen einer Marktrendite (7%). „Die deutschen Privatanleger verfolgen vorrangig persönliche Anlageziele, wie zum Beispiel die Altersvorsorge. Aus diesem Grund müssen Vermögensverwalter und Finanzberater den Anlegern geeignete Instrumente an die Hand geben, damit diese ihre persönliche Performance effizienter messen können“, fordert Jörg Knaf, Managing Director Nordeuropa bei NGAM. „Nur so können sie diversifizierte und nachhaltige Portfolios aufbauen, die eine konsistente und langfristige Performance erzielen“

Schwerer Stand für alternative Investments

Die NGAM-Studie zeigt darüber hinaus, dass 84% der deutschen Anleger ausschließlich in Produkte investieren, die sie verstehen. Alternative Investments haben es da schwer. Nur 36% der Deutschen mischen sie ihren Portfolios bei. 75% der deutschen Anleger wünschen sich ein besseres Verständnis des Potenzials, bevor sie dort investieren. „Aus diesem Grund sind hier Vermögensverwalter und Finanzberater gefragt, Anleger mit gezielten Informationen zu unterstützen und ihnen damit den Zugang zu alternativen Anlageformen als notwendige Diversifizierung zu erleichtern“, so Knaf.

Weniger als die Hälfte hat einen Finanzberater

82% der befragten deutschen Investoren bezeichnen das eigene Finanzwissen allgemein als unzureichend. Zudem haben 40% der Befragten weder eine klare Strategie, noch das erforderliche Wissen, um ihre kurz- und langfristigen finanziellen Ziele umzusetzen. Fehlendes Wissen und nicht vorhandene Strategie bedeuten aber nicht, dass sich die Sparer fremde Hilfe suchen. 82% entscheiden über ihre Investments vor allem alleine. Weniger als die Hälfte der Befragten zieht einen Finanzberater zur Seite und lediglich jeder Fünfte deutsche Anlegern, hat jemals mit seinem Finanzberater die Folgen einer Marktkorrektur auf sein Portfolio diskutiert. Dennoch erklären knapp die Hälfte der Befragten (44%), dass sie keinen Finanzberater oder in den letzten zwölf Monaten den regelmäßigen Austausch mit ihrem Berater beendet haben. Stattdessen vertrauen 51% auf Bauchgefühl und die Kompetenz ihrer Ehepartner.

Hohes Vertrauen auf die Bundesregierung

Immerhin investieren die Deutschen mehr in ihre private Altersvorsorge als Anleger im Ausland (25% vs. 16%). Erstaunlich groß ist das Vertrauen in die Bundesregierung im Fall von Engpässen bei Rentenzahlungen. Fast die Hälfte der Deutschen verlässt sich hier auf den Staat. Im internationalen Vergleich sind nur 25% dieser Ansicht. Gleich nach dem Staat geben die Befragten ihre Ehepartner (24%) als zuverlässige Anlaufstelle an. „Es muss sich etwas ändern. Die Märkte sind zuletzt auf neue Höchststände geklettert, und die Anleger sind mit der Performance ihrer Portfolios im Wesentlichen zufrieden. Doch ohne einen konkreten Plan, der auch die individuelle Risikobereitschaft sowie die persönlichen Anlageziele berücksichtigt, haben die Investoren kaum Chancen, ihre Anlageziele auch zu erreichen. Und das ist doch das größte Risiko überhaupt“, sagt John Hailer, Chief Executive Officer für Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Asien bei Natixis Global Asset Management.