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10. Januar 2018
Deutschen Banken drohen die Kunden davonzulaufen

Deutschen Banken drohen die Kunden davonzulaufen

Einer aktuellen Umfrage von PwC zufolge öffnen sich immer mehr Deutsche für Alternativen zur Hausbank. Schon jetzt nutze jeder vierte Bundesbürger unter 40 Jahren bankfremde Finanz-Apps. Im Zuge der Zahlungsdienste-Richtlinie PSD2 könnte sich diese Entwicklung noch beschleunigen. Insgesamt habe für die Banken ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen.

Immer mehr Kunden öffnen sich für Alternativen zur klassischen Hausbank. So verwenden bereits 24% aller 18– bis 29-Jährigen mindestens eine Finanz-App, die nicht von ihrer eigenen Bank kommt. Das zeigt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 erwachsenen Bundesbürgern. Sogar noch etwas höher ist die Quote mit 25% bei den 30– bis 39-Jährigen – und selbst unter den 40– bis 49-Jährigen sind es 21%. Über alle Altersklassen hinweg nutzt inzwischen jeder sechste Bundesbürger mindestens eine „fremde“ Finanz-App. Vor rund einem Jahr war es erst jeder neunte.

Banken verlieren wichtigsten Wettbewerbsvorteil

„Für die klassischen Banken beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn wenn Sie den neuen Playern nicht schnell genug eigene Angebote entgegensetzen, werden sich immer Kunden von ihnen abwenden“, sagt Peter Kleinschmidt, Leader Digital Financial Services bei PwC Deutschland. Dies gelte vor allem im Hinblick auf die 2018 in Kraft tretende europäische Zahlungsdienste-Richtlinie PSD2. Sie hat zur Folge, dass Drittanbieter – sofern der Kunde zustimmt – automatisch auf dessen Kontodaten bei der Hausbank zugreifen dürfen. Dadurch würden klassische Geldinstitute ihren wichtigsten Wettbewerbsvorteil gegenüber Payment-Firmen, FinTechs und sonstigen potenziellen Wettbewerbern verlieren: die exklusive Hoheit über das Girokonto des Kunden.

Mehr als nur Nischen-Apps

Was die Banken aufhorchen lassen sollte: Laut PwC-Umfrage nutzt die große Mehrheit der Kunden die „fremden“ Finanz-Apps nicht etwa für Nischenservices wie zum Beispiel das sogenannte „Social Trading“ – sondern für Kerndienstleistungen des traditionellen Bankgeschäfts. Von den Befragten, die grundsätzlich Apps von Drittanbietern verwenden, haben 63% ein Tool, mit dem sie unterwegs ihren Kontostand abrufen können. 50% tätigen Überweisungen, und immerhin 29% nutzen eine App, die es ermöglicht, mit dem Smartphone an der Kasse zu bezahlen. „PSD2 könnte damit zu einem Wendepunkt werden, was die Art und Weise angeht, wie die Menschen ihre persönlichen Finanzgeschäfte abwickeln – von der einfachen Überweisung über die Verwaltung des Wertpapierdepots bis hin zu Zahlungsdienstleistungen“, sagt PwC-Experte Kleinschmidt.

Beispiele wie Paypal belegen enorme Disruptionsgefahr

Wie groß alternative Anbieter speziell im Zahlungsverkehr bereits sind, zeigt auch ein weiteres Ergebnis der Umfrage. So nutzen mittlerweile 86% der Deutschen, wenn sie im Internet einkaufen, anstelle von EC-Karte, Kreditkarte oder Rechnungskauf eine alternative Bezahlmethode wie beispielsweise „Sofort“ oder „Paypal“. 54% gaben sogar an, sie würden die neuen Dienstleister beim Online-Shopping „häufig“ bzw. „immer“ nutzen. (mh)