AssCompact suche
Home
Management & Wissen
10. Dezember 2015
Deutsche streiten immer mehr

Deutsche streiten immer mehr

Vor allem junge Erwachsene streiten in Deutschland immer häufiger, die Streitfälle in dieser Personengruppe sind seit 2002 sogar um das Achtfache gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt der ADVOCARD Streitatlas 2015, der die deutsche Streitkultur untersucht hat. Auch sind die Streitigkeiten von längerer Dauer. Und: In Privatangelegenheiten liegt das höchste Streitpotenzial.

Lärmende Nachbarn, Stress mit dem Handyanbieter oder Streit um die Abgaswerte des Familien-VW – die Deutschen streiten immer mehr. Waren es 2012 noch 20,9 Streitfälle pro 100 Einwohner, stieg die Zahl 2014 auf 22,3 an. Das zeigt „Deutschlands großer Streitatlas 2015“. Die ADVOCARD Rechtsschutzversicherung hat dafür mehr als eine Million Streitigkeiten von Privatpersonen aus ganz Deutschland ausgewertet, die ein Bild eines zunehmend streitbaren Volkes zeichnen.

Peter Stahl, Sprecher des Vorstands von ADVOCARD, zu den Ergebnissen: „In unserer heutigen Informationsgesellschaft haben wir es verstärkt mit sehr gut informierten Verbrauchern zu tun. Obwohl das deutsche Recht sehr komplex ist, wissen sie sehr genau um ihre Rechte und treten für diese selbstbewusst ein. Daraus ergibt sich eine steigende Streitbereitschaft, die wir deutlich in den Ergebnissen des diesjährigen Streitatlas beobachten können.“

Ob Berliner Schnauze oder bayerische Gelassenheit: Streitdauer nimmt weiter zu

Berlin ist und bleibt das Bundesland mit dem höchsten Streitaufkommen. Mit 29,3 Streitfällen pro 100 Einwohner (2012: 26,2) liegt die Hauptstadt deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 22,3. Ganz im Gegensatz zu Bayern: Die Süddeutschen zeigen sich im Ländervergleich mit 18,8 Streitfällen pro 100 Einwohner als friedfertiges Schlusslicht. Länderübergreifend setzt sich seit Jahren eine steigende Streitdauer fort: Mittlerweile dauern rund 40% aller Rechtsstreitigkeiten länger als ein Jahr. Auch der Streitwert bleibt hoch: Bei jedem dritten Streit ging es um einen Wert von über 2.000 Euro. „Durch die hohen Streitwerte und sich in die Länge ziehende Verfahren beeinträchtigt Streit immer mehr den Alltag der Betroffenen – schließlich trägt man diese Belastung die ganze Zeit mit sich rum. Wer hier im Fall der Fälle gelassen bleiben will, sollte sich absichern“, weiß Peter Stahl.

Streitfälle bei den 18- bis 35-Jährigen seit 2002 fast um das Achtfache gestiegen

Während die Best Ager ab 66 Jahren auch 2014 ihr mildes Gesicht zeigen (rund 8%), wird über die Hälfte der Streitigkeiten nach wie vor von Menschen zwischen 36 und 55 Jahren geführt. Auffallend im Alters- und Jahresvergleich ist die anhaltende Zunahme der Streitbereitschaft der 18– bis 35-Jährigen. Seit 2002 hat sich ihr Streitanteil von 3% auf heute rund 24% fast verachtfacht.

In Privatangelegenheiten versteht der pflichtbewusste Deutsche keinen Spaß

Mit 67% der Streitfälle sind die Männer führend, wobei die Frauen langsam aufholen. Geschlechterübergreifend werden die meisten Streitigkeiten (41,2%) im Privatbereich ausgetragen – hier ist auch das höchste Wachstum (4,2 Prozentpunkte) im Vergleich zu 2012 zu beobachten: Streitigkeiten um die letzte Online-Bestellung, Schwierigkeiten bei der Kündigung eines Abos oder die Reklamation von Produktmängeln umfassen die Bandbreite, die Streitfälle im Privatbereich haben können.

Auswertungsdetails zu allen deutschen Landkreisen sind in der interaktiven Karte auf www.streitlotse.de nachzulesen. (sg)