AssCompact suche
Home
Management & Wissen
31. Januar 2019
Die DIN 77230 ist am Start

Die DIN 77230 ist am Start

Am 05.02.2019 informiert das DIN bei einer Veranstaltung in Berlin über die DIN 77230 zur Basisfinanzanalyse von Privathaushalten. Schon jetzt ist die Norm beim Beuth-Verlag erhältlich. Erste Softwarehäuser und Vertriebe setzen die Norm um und ein VSH-Versicherer startet eine Rabatt-Aktion. Aber was ist eigentlich die DIN ISO 22222?

Vor rund zwei Wochen wurde die DIN 77230 „Basisfinanzanalyse für Privathaushalte“ veröffentlicht. Die Norm beschreibt einen standardisierten Prozess für die Erfassung und Bewertung der finanziellen Situation von Privathaushalten in den Bereichen Sach- und Vermögensrisiken, Vorsorge sowie Vermögensplanung. Vermittler können bei ihren Beratungsgesprächen somit auf einen anerkannten Analysestandard aufsetzen.

Wie das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) betont, ist die Analyse dabei nicht Teil der Beratung, sondern die Grundlage dafür: Sie legt fest, welche Daten Vermittler für eine Basisfinanzanalyse von Privathaushalten erheben sollten und wie sie die individuellen Risiken und Notwendigkeiten der Haushalte identifizieren. Außerdem gibt sie Auskunft darüber, wie die Orientierungswerte zu berechnen sind, an denen sich die Lösungsansätze ausrichten sollen, und wie die Ergebnisse der Analyse darzustellen sind. Dazu gehören eine Vermögensbilanz, eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung sowie ein Soll-Ist-Abgleich bei Absicherung, Vorsorge und Vermögensplanung. Dabei differenziert die Norm die individuellen Finanzthemen in den drei Bedarfsstufen Sicherung des finanziellen Grundbedarfs, Erhaltung des Lebensstandards und Verbesserung des Lebensstandards.

Die DIN wurde zum 18.01.2019 veröffentlicht und kann beim Beuth-Verlag (www.beuth.de) erworben werden. Am 05.02.2019 führt das DIN-Institut eine Informationsveranstaltung in Berlin durch (Anmeldung per Mail an: Vorstellung_DIN_77230@din.de).

Zertifizierung und Akzeptanz

Die Norm kann von jedem in der Beratung eingesetzt werden. Gleichermaßen gibt es eine entsprechende Zertifizierung für Berater und für Software. Erste Softwarehäuser haben etwa die Zertifizierung ihrer Beratungssoftware beim DEFINO Institut für Finanznorm, dem Initiator der Norm, beantragt. So etwa die insinno GmbH, die mit der insinno.DIN-Finanzanalyse gerade eine neue Analysesoftware vorgestellt hat. Das Vorläufermodell wurde bereits im Jahre 2016 nach DIN SPEC durch DEFINO zertifiziert.

Als erste Finanzberatungsunternehmen in Deutschland haben zudem die Formaxx AG und die Mayflower Capital AG die Zertifizierungen nach DIN-Norm 77230 bei allen ausgebildeten Finanzberatern erfolgreich abgeschlossen. Das teilt die Definet AG als Bildungs- und Servicedienstleister der beiden Gesellschaften mit. Die Formaxx- und Mayflower-Berater haben dafür nach der Fortbildung durch die Definet Akademie die Prüfung bei DEFINO absolviert. Das Zertifikat muss alle zwei Jahre erneuert werden.

Rund vier Jahre lang haben 39 Repräsentanten der Branchensegmente Banken, Versicherungen und Vertriebe sowie aus Verbänden und Organisationen mit Wissenschaftlern und Verbraucherschützern an der Weiterentwicklung der DIN SPEC zur DIN-Norm gearbeitet. Die breite Basis der Zusammenarbeit macht die Beteiligten zuversichtlich, dass sich die Norm durchsetzen wird. Bei der Allcura Versicherungs AG ist sie bereits auf Akzeptanz gestoßen. Der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherer räumt Finanzberatern einen Rabatt ein. Voraussetzung ist allerdings eine Zertifizierung des Beraters durch das DEFINO-Institut. Die Rabattierung der VSH-Prämie betrage bis zu 20% auf den Prämienanteil der Tarifprämie, welcher sich auf die Gewerbeerlaubnis nach § 34d GewO bezieht, informiert der VSH-Anbieter.

Was hat es mit der DIN ISO 22222 auf sich?

Im Zuge des Normierungsvorgangs wurde auch immer wieder die Frage aufgeworfen, was es denn mit der bereits bestehenden Norm DIN ISO 22222 „Private Finanzplanung“ auf sich habe. Das DIN stellt klar, dass die DIN ISO 22222 allgemeine Anforderungen an den Prozess der privaten Finanzplanung definiere und das ethische Verhalten, die Fähigkeiten und Erfahrungen festhalte, über die private Finanzplaner verfügen müssten. Die Anforderungen seien allgemein und würden viel stärker auf die Person des Finanzplaners abzielen. Im Gegensatz dazu sei die DIN 77230 eine Norm für eine ganzheitliche standardisierte Analyse, die unter anderem konkret beschreibt, welche Daten erhoben werden müssen und welche Finanzthemen es gibt.

Die DIN ISO 22222 gibt es seit 2007 und sie gilt als Gütesiegel für Beratungsqualität und Seriosität von Finanzberatern. Zertifizierungen führen etwa die Austrian Standards Plus GmbH oder die DIN CERTCO Gesellschaft für Konformitätsbewertung GmbH durch, mit denen auch das Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB) zusammenarbeitet. Das FPSB gibt die Zahl der Zertifikatsträger nach DIN ISO 22222 mit rund 1.300 an. Aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung des Kompetenz- und Tätigkeitsniveaus liege die Zertifizierung „Geprüfter privater Finanzplaner nach DIN ISO 22222“ etwas unterhalb des CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP), schreibt das FPSB auf seiner Webseite. (bh)