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20. Juni 2011
Die reichste Erbengeneration Deutschlands kommt

Die reichste Erbengeneration Deutschlands kommt

Bis zum Jahr 2020 werden 2,6 Bio. (27%) des rund 9,4 Bio. Euro umfassenden Vermögensbestands der privaten Haushalte vererbt. Diese sind jedoch ungleich verteilt, wie die Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) „Erben in Deutschland“ ergeben hat.

Die Wirtschaftswunderkinder der Nachkriegszeit kommen in die Jahre. Deshalb steigt das Erbschaftsvolumen bis 2020 um 20% verglichen mit dem Zeitraum 2001 bis 2010. Erblasser sind die heute über 70-jährigen, die 12,4 Millionen der Bevölkerung ausmachen. Laut der DIA-Studie stehen von ihnen voraussichtlich 5,7 Millionen Erbfälle an.

Ein Zehntel der Erbschaften machen Sachwerte aus. Jeweils die Hälfte sind etwa Immobilien (47%) und Geldvermögen (43%). „Es ist die einkommensstärkste und vermögendste Erbengeneration, die Deutschland je gesehen hat“, konstatiert Dr. Reiner Braun (empirica), Autor der Studie. Die Hinterlassenschaft wird im Durchschnitt pro Erblasser 305 Tausend Euro, pro Erben rund 153 Tausend Euro betragen. Dahinter verbirgt sich jedoch eine große Bandbreite. Insbesondere erbt das einkommensstärkste Drittel aller Erben erheblich mehr als die Masse der Erben, die nur zwischen 2.000 und 4.000 Euro netto verdient. Noch schlechter sieht es für die Geringverdiener (20%) aus.

Laut dem DIA wird sich dieser Trend in Zukunft fortsetzen: Die Erblasser brauchen größere Anteile ihres Vermögens selbst auf, weil sie länger leben und konsumfreudiger sind. Die Krankheitskosten werden steigen und im hohen Alter werden mehr Pflegeleistungen in Anspruch genommen. In Zukunft wird das Erbschaftsvolumen also schrumpfen; gleichzeitig verfügen die Erben über ein größeres eigenes Vermögen, da sie länger erwerbstätig sind, bis der Erbfall eintritt. So wird auch die Bedeutung der Erbschaft für die eigene Vermögensposition zurückgehen.

Bei Immobilienerbschaften gravierende Ost-West-Unterschiede

Die Vermögen der ostdeutschen Haushalte sind noch immer deutlich kleiner als die im Westen Deutschlands. Dies gilt vor allem beim Immobilienvermögen. Im Osten werden in weniger als jedem dritten generationenübergreifenden Erbfall bis 2020 auch Immobilien vererbt, im Westen dagegen in mehr als der Hälfte. Auch die Verkehrswerte der vererbten Immobilien sind in den alten Bundesländern weit höher. Beim Geldvermögen sind die Unterschiede geringer. Die meisten Gelderbschaften liegen bundesweit bei weniger als 25.000 Euro. Mehr als 50.000 Euro erwarten im Westen jeden vierten Erben, im Osten jeden fünften.

Erbschaften meist nur Sicherheitspuffer

55% der aktuell Befragten möchten die Erbschaft erhalten. Fast genauso viele werden sie jedoch nutzen, um eigene Wünsche zu verwirklichen oder ihre Altersvorsorge zu sichern. „Bei jedem Erben hat die Erbschaft Folgen für das Konsumverhalten“, betont Dr. Reiner Braun. „Sie wird fast immer als Sicherheitspuffer eingesetzt und eigene Sparanstrengungen werden zurückgefahren.“ Immobilienerbschaften werden zum größten Teil bewahrt, nur 28% veräußert. Gelderbschaften werden hingegen zu 61% umgeschichtet, anders angelegt oder konsumiert. Mit zunehmender Gelderbschaft steigt auch die Neigung zum Immobilienkauf, um den Vermögenswert zu erhalten. Ein Fazit der Studie ist, dass die, die selbst schon viel haben, auch am meisten erben. Diejenigen aber, die es dringend bräuchten, um zum Beispiel die fehlende Altersvorsorge zu kompensieren, erben am wenigsten.