AssCompact suche
Home
Investment
27. Oktober 2017
DKM-Expertenrunde: Haben Garantien in der Altersvorsorge ausgedient?

DKM-Expertenrunde: Haben Garantien in der Altersvorsorge ausgedient?

Haben Garantien ausgedient? Wie sehen die Alternativen zu klassischen Garantien aus? Und was bedeutet all das für die Beratung in Sachen Altersvorsorge? Darüber diskutierte auf der DKM 2017 eine prominente Expertenrunde aus Wissenschaft, Maklerpools und Vertretern der Branchenverbände GDV und BVI.

Garantien oder keine Garantien – das ist hier die Frage. Unter diesem Motto diskutierte auf der DKM 2017 eine Expertenrunde aus Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI, Rolf Schünemann, Vorstandsvorsitzender der BCA AG, Dr. Peter Schwark, Geschäftsführer des GDV und Dr. Olaf Stotz, Professor für Asset Management an der Frankfurt School of Finance & Management, unter der Moderation von AssCompact-Redakteur Michael Herrmann.

Wie teuer sind Garantien?

Dass Garantien angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds teuer sind, darüber herrscht mittlerweile kaum noch ein Zweifel. Doch wie teuer sind sie konkret. Das hat Olaf Stotz in einer wissenschaftlichen Studie berechnet. Demnach kosten harte Garantien teilweise bis zum Achtfachen der eingezahlten Beiträge, weil sichere Anlagen wie Staatsanleihen kaum noch Erträge abwerfen. Peter Schwark wehrte sich vehement gegen diese „Zahlenspielerei“. Diese basiere vor allem aus historischen Aktienwerten. Der Blick in den Rückspiegel nutze aber wenig. „Damit kann man die kommende Kurve nicht sehen“, so Schwark.

Kosten rücken in den Fokus

Relative Einigkeit herrschte in der Expertenrunde in der Speaker’s Corner der DKM hingegen darüber, dass das Thema Kosten zukünftig deutlich stärker in den Fokus rücken werden. „Die Diskussion über Garantien ist im Grunde eine Diskussion von Gestern. Die Diskussion der Zukunft dreht sich um Kosten“, meinte Thomas Richter. Dem BVI-Hauptgeschäftsführer zufolge sei es bezeichnend, dass über die Einführung eines staatlichen Fonds mit minimalen Kosten nach skandinavischem Vorbild nachgedacht werde.

Berater sind gefragt

Viele Sparer wollen aber ihr Erspartes trotz mieser Renditen nicht verlieren und scheuen daher Risiken. Der professionellen Beratung werde daher in Zukunft eine ganz zentrale Rolle zukommen – wenngleich sich die Vorgehensweise ändern müsse. „Vermittler müssen Kunden anders beraten. Statt mit der Garantie zu starten wäre es besser, sie zu fragen, wie viel Geld sie für eine Garantie ausgeben würden“, schlug Rolf Schünemann vor. Dann würden Kunden voraussichtlich deutlich mehr ins Risiko gehen.

Garantien auf Teilbereiche beschränken

GDV-Geschäftsführer Schwark sieht trotz der damit verbundenen Kosten – wie hoch diese auch konkret seien – weiter eine Berechtigung von Garantien in der Altersvorsorge. Sie dürften vor allem in der Verrentungsphase eine wichtige Rolle spielen. Rolf Schünemann würde Garantien auf den Notgroschen und ab die Phase nach dem Renteneintritt empfehlen.

An der Realität vorbei

Schwark gab derweil zu bedenken, dass reine Aktienstrategien für die meisten Menschen nicht geeignet seien. Thomas Richter zufolge geht dieses Argument an der Realität vorbei. Der Anteil der reinen Aktiensparpläne sei ohnehin verschwindend gering. Vielmehr gebe es auf der Investmentseite genügend Produkte, die sich dem Lebenszyklus der Anleger anpassen lassen.

Streit über Garantieverbot

Beim geplanten Garantieverbot in der betrieblichen Altersvorsorge gingen die Meinungen diametral auseinander. Thomas Richter begrüßte es ausdrücklich. Für den BVI-Hauptgeschäftsführer ist das Garantieverbot ein wichtiger Meilenstein. Schwark dagegen sieht in diesem politischen Eingriff den Grundstein für unfairen Wettbewerb. Garantien einfach zu verbieten sei nicht in Ordnung. Man soll den Kunden lieber die Wahl geben. (mh)