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7. März 2019
Drohen bald Störfälle in der Kapitalanlage der Versicherungen?

Drohen bald Störfälle in der Kapitalanlage der Versicherungen?

Wie legen Versicherungen und Pensionseinrichtungen das Geld ihrer Kunden an? Dieser Frage ist Kommalpha in einer umfassenden Analyse nachgegangen. Demnach hat sich die Kapitalanlage der Versicherer in einigen Punkten massiv gewandelt. Dass es diesbezüglich in Zukunft zu „Störfällen“ kommen könnte, will Kommalpha nicht ausschließen.

Das Beratungsunternehmen Kommalpha hat in einer aktuellen Analyse über 1 Million Datenpunkte von Versicherern und Pensionseinrichtungen ausgewertet. Versicherungen und Pensionseinrichtungen sind demnach die größten Anlegergruppen des institutionellen Asset Managements in Deutschland. Die Summe der Kapitalanlagen in Form der Finanzaktiva beträgt rund 2,8 Bio. Euro. Das entspricht was mehr als dem 8-Fachen des Bundeshaushaltes von 2018.

Investmentfonds dominieren

Investmentfonds dominieren mit deutlichem Abstand. Sie vereinen über 1,03 Bio. Euro der Finanzaktiva von Versicherungen und Pensionseinrichtungen auf sich und damit gut ein Drittel. Im Spezialfondsgeschäft sind Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen die mit Abstand dominierenden Kundengruppen. Sie vereinen einen Marktanteil von rund 60% des Spezialfondsvermögens von knapp 1,6 Bio. Euro auf sich. Die beiden Investorensegmente haben seit 2010 ausschließlich positives jährliches Nettomittelaufkommen in erheblicher Höhe verzeichnet. Bei Versicherungen beträgt das Spezialfondsvolumen 547 Mrd. Euro.

Aktien überholen Anleihen bei Versicherungen

In Bezug auf die Anlageklassen hat sich die Kapitalanlage der Versicherer innerhalb kürzester Zeit massiv gewandelt. Die historische Dominanz von Anleihen ist Geschichte. Insgesamt machen sie nur noch 43% der Kapitalanlage der Versicherer aus. Zum Vergleich: noch 2015 lag der Anteil bei 65%, also in etwa zwei Dritteln. Der Aktienanteil hat sich im Gegenzug fast verdoppelt. Waren es vor drei Jahren noch 24% sind es nun 46%. Damit haben Aktien erstmals sogar Anleihen überholt und die einseitige Dominanz von Anleihen definitiv beendet.

Immobilien und alternative Anlagen auf der Überholspur

Auch insgesamt setzen Versicherungen und Pensionseinrichtungen zunehmend auf Diversifikation. Seit einigen Jahren investieren sie den Daten von Kommalpha zufolge daher auch verstärkt auf Immobilien und alternative Anlagen. Mit 31 Mrd. Euro machen sie mittlerweile rund 10% aller Anlagen aus. Gut die Hälfte davon entfällt auf Immobilien. Auch innerhalb dieser Anlageklasse ist Diversifikation Trumpf. Waren vor vier Jahren noch 48% im heimischen Immobilienmarkt angelegt, ist der Anteil auf 39% gestiegen.

„Störfälle“ bei Versicherungen möglich

Kommalpha hat im Rahmen der Studie nicht nur die Kapitalanlage an sich analysiert. Das Beratungsunternehmen verweist zugleich darauf, dass Versicherungen und Pensionseinrichtungen im Gegensatz zur allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung eine extrem wichtige Rolle als Kapitalsammelstellen in Deutschland haben. Volkswirtschaftlich relevante Skandale und Zusammenhänge würden vor allem Banken zugeschrieben. Angesichts der Fragilität der Finanzmärkte ist es laut Kommalpha jedoch nicht auszuschließen, dass bestimmte Ereignisse oder Entwicklungen an den Finanzmärkten zu „Störfällen“ bei den Kapitalanlagen von Versicherungen und Pensionseinrichtungen führen, insbesondere wenn in einem relativ kurzen Zeitraum erhebliche Mittel allokiert werden. Diese „Defaults“ könnten Wertminderung, Abschreibungen oder sogar den kompletten Untergang von Vermögensgegenständen mit sich bringen.

Umfeld insgesamt sicher

Insgesamt bestehe aber kein dringender Anlass, ein negatives Szenario aufzubauen. Vielmehr überwiege die Tatsache, dass ein wesentlicher Teil der Kapitalanlagen von Versicherungen und Pensionseinrichtungen in einem juristisch und regulatorisch sicheren Umfeld erfolgt. Zudem sei die Kapitalanlage stark von Diversifizierung, Risikomanagement und Professionalität der involvierten Marktteilnehmer geprägt. (mh)