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18. Juni 2018
Dubiose Geldanlagen im Netz: Anbieter kaum greifbar

Dubiose Geldanlagen im Netz: Anbieter kaum greifbar

Hohe Renditen und dauerhaftes „passives Einkommen“. Dafür werben fragwürdige Anbieter im Netz. Selten erfahren Interessenten Konkretes darüber, wie Gewinne erwirtschaftet werden sollen. Verbraucherzentralen haben die Seiten genauer untersucht und Alarmierendes entdeckt.

Beschwerden aus elf Bundesländern zu unterschiedlichen Anbietern unklarer Investmentangebote liegen den deutschen Verbraucherschutzzentralen vor. Die Anbieter versprechen im Internet und in sozialen Medien, mit wenig Aufwand finanziell unabhängig zu werden. Selten erfahren Interessenten jedoch Konkretes über die Geschäftsmodelle, mit denen die Gewinne erwirtschaftet werden sollen. Die Verbraucherzentralen haben die Seiten nun genau unter die Lupe genommen. Wie sich dabei herausstellte, haben die Seiten in mehr als der Hälfte der Fälle gar kein Impressum.

Seiten ohne Impressum und mit Adresse im Ausland

„Das ist kein gutes Zeichen“, sagt Wolf Brandes, Teamleiter Marktwächter Finanzen bei der Verbraucherzentrale Hessen. „Mehr als zwei Drittel der untersuchten Internet-Domains sind im Ausland registriert, davon sogar mehrere bei ein und derselben Postfachadresse in Panama. Verbraucher haben große Schwierigkeiten, ihre Rechte hier durchzusetzen.“ Laut Brandes gab es vermehrt Hinweise und Beschwerden in Bezug auf die Firmen Bitclub Network, Crowdfunding International und Kairos Technologies. Bei diesen fehlte das Impressum komplett.

Verbraucher sollen vorab bis zu 2000 Euro einzahlen

Die Geschäftsmodelle sind meist vage: Durch Klicks auf Werbeanzeigen, monatliche Einzahlungen, raffinierte Anlagestrategien des Anbieters, oft aber nur durch das Werben von neuen Teilnehmern, sollen Nutzer viel Geld verdienen können. Dabei werden hohe Renditen in Aussicht gestellt. Häufig muss man zuvor einen „Unkostenbeitrag für Schulungen“ oder einen Mitgliedsbeitrag zahlen. Laut Brandes handelt es sich hier um Mindestbeträge von 500 bis 2000 Euro, die Verbraucher vorab einzahlen müssen, wenn sie sich beteiligen wollen. Im Anschluss sollen Mitglieder neue Teilnehmer werben. Ab einer bestimmten Anzahl von geworbenen Personen erhalten sie angeblich Geld.

Kontaktaufnahme über Facebook und WhatsApp

Dubios ist auch die Kontaktaufnahme, wie die Verbraucherzentrale Hessen berichtet. Beispielsweise würden Anbieter Jobangebote oder einen Aufruf in einem Spielsuchtforum nutzen, um Interessenten zu gewinnen. Die Recherchen des Marktwächterteams der Verbraucherzentrale Hessen ergaben außerdem, dass bei Facebook ein Like unter einem Beitrag genügt, um direkt vom Anbieter kontaktiert zu werden. Über den Facebook-Messenger wiederum werden zum Beispiel Handynummern ausgetauscht, die Zutritt zu WhatsApp-Gruppen verschaffen.

„Bei vielen dieser Anbieter liegt der Verdacht nah, dass es sich schlicht um verbotene Schneeballsysteme handelt“, sagt Brandes. Auszahlungen würden dann immer nur aus den Einzahlungen neuer Mitglieder finanziert. Das System würde in der Folge zwangsläufig zusammenbrechen. (tos)