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14. Dezember 2015
Finanzmarktwächter stellt Beratern ein schlechtes Zeugnis aus

Finanzmarktwächter stellt Beratern ein schlechtes Zeugnis aus

Seit Ende März nimmt der Finanzmarktwächter das reale Marktgeschehen in den Blick. Damals kündigten die zuständigen Verbraucherschützer erste Beobachtungsergebnisse für das zweite Halbjahr 2015 an. Dieser Ankündigung haben die Verbraucherzentralen nun Taten folgen lassen – und die Ergebnisse haben es in sich.

Um die Vielzahl der Altersvorsorge- und Geldanlageprodukte richtig verstehen und vergleichen zu können, sind viele Verbraucher auf eine angemessene und vertrauenswürdige Beratung angewiesen. Nicht einmal ein Bruchteil der Bundesbürger versteht schließlich wie Aktien, Lebensversicherungen oder auch Investmentfonds genau funktionieren. Die Verbraucherschützer sprechen dabei Banken als auch Versicherungs- und Finanzmaklern die Beratungsqualität ab. Deshalb wurde der nicht unumstrittene, mit öffentlichen Geldern ausgestattete „Finanzmarktwächter“ eingesetzt, der zu Mitte März das reale Marktgeschehen in den Blick genommen hat. Damals kündigten die zuständigen Verbraucherschützer an, dass schon im zweiten Halbjahr 2015 erste Beobachtungsergebnisse vorliegen sollen. Dieser Ankündigung haben die Verbraucherzentralen nun Taten folgen lassen.

95% unpassend

Der ersten Untersuchung des Marktwächters Finanzen zufolge können Verbraucher nicht davon ausgehen, dass Kreditinstitute und andere Finanzvertriebe ihnen bedarfsgerechte Geldanlagen anbieten. 95% der unterbreiteten Anlagevorschläge von Banken und Finanzvertrieben gingen demnach am Bedarf der Verbraucher vorbei. Das weise auf eindeutige Missstände bei der Qualität der Anlageberatung hin, so die Verbraucherschützer. Und weiter: Die Vorschläge würden nicht zur individuellen Lebenssituation, den Anlagezielen oder -wünschen der Ratsuchenden passen. Für nahezu die Hälfte der Verbraucher, die mit bereits abgeschlossenen Verträgen eine Beratungsstelle aufgesucht hatten, hätte es eine bessere, beispielsweise kostengünstigere oder flexiblere Alternative gegeben.

Drei Viertel besitzen mindestens ein unpassendes Produkt

Bei den bereits erworbenen Anlageprodukten stuften die Verbraucherschützer 55% als bedarfsgerecht ein. Nicht einmal jeder Vierte der Ratsuchenden besaß allerdings ausschließlich bedarfsgerechte Produkte. 77% der Verbraucher besaßen der Untersuchung zufolge mindestens ein Anlageprodukt, das nicht zu ihrem Bedarf passte. Bei bestehenden Geldanlagen und Vorsorgeverträge der Verbraucher gebe es somit noch viele Optimierungsmöglichkeiten, resümieren die Tester.

Unflexibel, unrentabel und zu teuer

Die Verbraucherschützer bemängeln vor allem zu hohe Kosten. 87% der als unpassend eingestuften Angebote seien schlichtweg zu teuer. 55% stufen sie als zu unflexibel ein und mehr als jedes Dritte als zu unrentabel. Nur etwa jedes fünfte Produkt war hingegen mit zu großen Risiken behaftet.

Vebraucherberatungen als Basis

Grundlage der Ergebnisse ist eine bundesweite Auswertung von 835 Beratungen der Verbraucherzentralen zu denen 3.502 abgeschlossene Verträge über Anlageprodukte sowie 362 Vertragsangebote bewertet wurden, mit denen Verbraucher die Beratung der Verbraucherzentralen aufgesucht hatten. (mh)

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Ludwig Barthel am 14. Dezember 2015 - 09:54

Gans, was sie von Weihnachten hält.... das kann man ja garnicht ernst nehmen. Die sollten mal meine Kunden fragen! Fatal ist nur, dass die Politiker sich an diesem undifferenzierten Unsinn orientieren. Irgendwann haben wir die ersten faktischen Berufsverbote.... die Altersarmut wird kommen! Was macht eigentlich der GDV?

L. Barthel

Gespeichert von Frank L. Braun am 14. Dezember 2015 - 09:55

Man kann sich trefflich streiten, wer Recht hat. Man könnte diese Thematik aber auch als Anregung nutzen, seine „Beratungsdienstleistung“ mit dem öffentlich bekanntesten Gütesiegel für Qualitätsnachweis zu verkaufen.

Wird dazu die DIN ISO 22222 für Finanzplanung genutzt, verstehen alle Menschen, wie Negativerlebnisse von vorneherein grds. vermieden werden können und zahlen gerne ein Beratungshonorar, wenn es nicht zu Umsetzungshilfen mit entsprechenden Vergütungen kommt, wie berichtet wird „Für Finanzplanung wird-gerne-Honorar-gezahlt“ oder auch bei mwsbraun.de. Vielleicht auch interessant die Aussage von Joachim König „dass der Beruf wieder Spaß macht“.

Gespeichert von Uwe Hummel am 14. Dezember 2015 - 10:08

Aber hallo,
wenn man einen solchen Artikel veröffentlicht, sollte man auch klare Fakten benennen und veröffentlichen welche Produkte oder Verträge und Angebote hier untersucht wurden. Aus eigener Erfahrung ist man seitens der Verbraucherzentralen gegenüber AIF´s ( der am strengsten und schärftsten kontrollierten Kapitalanlage ) grundsätzlich negativ eingestellt, ohne die neuen Regeleungen der AIFM und dem KAGB überhaupt zu betrachten. Die Analyse der Verbraucherzentrale bei einem zugelassenen AIF , der nur mit Eigenkapital arbeitet wurde dem Kunden nur mündlich ohne eingehende schriftliche Analyse mies gemacht und staatdessen ein Festgeldkonto für 0,25 % p.a. empfohlen. Die vorhandenen Lebensversicherungen haben eine negative Rendite und sind zwischen 1995 und 2007 abgeschlossen worden, die Widerufsbelehrungen sind nach Prüfung durch einen Fachanwalt mangelhaft, die Verbraucherzentrale ist aber auf diesn Kunden nicht beratend tätig geworden und somit wird dem Kunden durch Unwissenheit der Verbraucherzentrale sogar geschadet, ob solche Versäumnisse auch mal einen Bericht wert wäre ? Das nenne ich auch nicht gerade eine sorgfältige Arbeitsweise.

Ferner ist nicht ersichtlich aus welchem Zeitraum diese aufgeführten "mangelhaften" Verträge überhaupt stammen.
Wenn man einmal unterstellt, dass in der regel nur die Verträge bei der Verbraucherzentrale landen , die sowieso fragwürdig sind , kann man leicht unterstellen, dass man eine extrem schlechte Beratungsqualität erhält. Wenn man nur autos mit platten Reifen untersucht, wird man feststellen alle Autos fahruntüchtig.

Wem also nützt dieser aufsehenerregende Artikel denn wirklich, kann man daraus nicht sogar einen Interessenkonflikt der Verbraucherzentralen ableiten, will man sich so mehr Aufmerksamkeit verschaffen, damit man mehr kostenpflichtige Untersuchungen für die eigene kasse erstellen kann. Dem normalen verbraucher nützt dies ziemlich wenig, er wird bestenfalls verunsichert und den Beratern die ihre Verpflichtungen erfüllen, wird ein ebenso schlechtes Zeugnis ausgestellt wie dem ganzen Rest ein ganze Branche unter Generalverdacht zu stellen ist wirklich starker Tobak.
Wenn man gleichzeitig auch mal den Zeitraum ansieht, und unterstellt, dass täglich in der Republik 20.000 Beratungsgespräche stattfinden, sind dies bei 220 Beratungstagen also 4.400.000 Beratungen.Nimmt man nun einmal an, dass diese zum Abschluß führen und dann die 3500 "mangelhaften Verträge" daneben stellt ergibt sich, dass 99,92 % der Beratungen sehr sorgfältig vermittelt wurden.
Die Frage ist wer kontrolliert eigentlich die Verbraucherzentralen ?
Finanzdienstleister müssen nach §24 FinVerm V jährlich alles auf den Tisch legen und dies wird streng geprüft.
Ein unabhängiger Finanzdienstleister kann sich eine mangelhafte produktauswahl gar nicht leisten, denn dessen Geschäft beruht auf Kompetenz und Vertrauen.

Gespeichert von Markus Liebrecht am 14. Dezember 2015 - 10:51

Das Ergebnis würde mich mehr beeindrucken, wenn die Bewertung von jemand anderem als unseren Verbraucherzentralen stammen würde.
Die Verbraucherzentralen erhalten eine staatliche Unterstützung und nehmen zudem für ihre Beratungen Geld. Eine schlechte Position um sich darüber auszulassen, das andere zu teuer sind.
Stiftung Warentest zieht jede Woche ein anderes Produkt durch den Kakao und im Resume haben sie alles schonmal für schlecht befunden. Für ein Volk das nicht grade nach Altersvorsorge ruft immer ein wunderbares Argument, um sein Geld lieber in Unterhaltungselektronik zu investieren. Dafür nochmals meinen Dank.
Und wenn die Verbraucherschützer sich dann mal zu einer Bewertung hinreissen lassen, kommt je nach Tagesform des Testers auch schonmal Gold oder das Tagesgeld als die geniale Idee der Altersvorsorge heraus.
Ich lasse mir gerne was sagen und unsere Branche hat Baustellen zu hauf (das haben wir ja mit vielen Branchen gemeinsam). Doch die Verbraucherschützer haben einen großen Fehler gemacht und sind daher für mich heute als mahnender Finger nicht mehr interessant: sie haben seit Jahren immer alles als Mist befunden, was die Versicherungsbranche macht. Warum sollte es mich interessieren, wenn sie das nun zum tausendundersten Male wiederholen ?