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23. Februar 2017
Fondsverband fordert Altersvorsorge nach US-Vorbild

Fondsverband fordert Altersvorsorge nach US-Vorbild

Das anstehende Wahljahr beschäftigt auch die deutsche Fondsbranche. Der Branchenverband BVI appelliert an die Politik, die Sicherung des gesellschaftlichen Wohlstands mit Investmentfonds zu fördern statt zu behindern. Vermögensbildung müsse erleichtert statt erschwert werden. Der Verband plädiert zudem für eine kapitalmarktorientierte Altersvorsorge nach dem Vorbild der USA.

BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter hat die Jahrespressekonferenz des deutschen Fondsverbands für einen Aufruf an die Politik genutzt. „Fonds bringen das Kapitalangebot der Anleger mit der Kapitalnachfrage von Unternehmen und Staaten weltweit zusammen. Sie ermöglichen Wachstum und Innovation. Und sie sind das Rückgrat der Altersvorsorge in Deutschland“, so Richter. Investmentfonds würden Sparern schon mit kleinen Beträgen ermöglichen, am weltweiten Wirtschaftswachstum teilzuhaben. „Ob und wie die Bürger diese Möglichkeit nutzen, hängt aber stark von den politischen und regulatorischen Weichen ab.“

Mehr Teilhabe privater Anleger am Produktivkapital

Der Anteil direkter und indirekter Aktionäre in der Bevölkerung liegt in Deutschland bei 14%. In den USA sei hingegen über die Hälfte der Bevölkerung direkt oder indirekt am Wirtschaftswachstum beteiligt, vor allem über betriebliche Altersversorgungen. Richter warnt daher vor Maßnahmen, die zu einer weiteren steuerlichen Diskriminierung von Aktien oder zu einer Lenkungswirkung hin zu anderen Produkten führen würden. Wertpapiersparen dürfe nicht benachteiligt werden. Der BVI lehnt daher die Abschaffung der Abgeltungsteuer und die Wiedereinführung einer Eigenheimzulage ab.

Vorsicht vor Schattenbankbegriff

Die Ansätze für eine Besserung würden von der Finanzmarktpolitik bis zur öffentlichen Förderung reichen. Kritisch sieht der BVI unter anderem, dass die G20 den Begriff der Schattenbank wieder auf die Regulierungsagenda gesetzt haben. Mit diesem Kampfbegriff seien streng regulierte Investmentfonds zeitweise in einen Topf mit unregulierten Hedgefonds geraten. „Fonds sind aber weder Banken, noch agieren sie im Schatten. Es gibt kaum eine Branche, die so gut ausgeleuchtet ist wie das Fondsgeschäft. Bei vielen Aufsehern hat der Begriff aus gutem Grund ausgedient.“ Die Bundesregierung solle den Begriff der Schattenbanken daher zumindest so definieren, dass der Branche daraus keine weiteren Reputationsschäden entstehen.

Verzicht auf Garantien in der bAV

Ein großes Anliegen der Branche ist dem BVI zufolge zudem die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung (bAV). Der BVI plädiert daher für eine kapitalmarktorientierte Altersvorsorge nach US-Vorbild und wertet den Regierungsentwurf zum Betriebsrentenstärkungsgesetz als einen Meilenstein die Weiterentwicklung der bAV.

Punktueller Verbesserungsbedarf

Bei einigen Punkten gebe es aber noch Verbesserungsbedarf. „Die reine Beitragszusage sollte auch nicht-tarifvertraglich organisierten Arbeitgebern ermöglicht werden und zudem für alle Durchführungswege gelten“, meint Richter. Das Garantieverbot sei eine wichtige Stellschraube, um die Rendite der Produkte zu erhöhen. Hier dürfe es aber kein Wahlrecht für die Produktanbieter geben, um kein Gefälle entstehen zu lassen. Auch bei Riester gehörten die Beitragsgarantien zwecks Rendite auf den Prüfstand. Der BVI plädiert außerdem dafür, ein freiwilliges Opting Out auch für nicht-tarifvertraglich organisierte Arbeitgeber zu ermöglichen.

Warnung vor Finanztransaktionsteuer

Angesichts des drohenden Brexits wünscht sich der BVI abschließend auch ein klares politisches Bekenntnis der Politik zum Finanzplatz Frankfurt. „Eine aktive Standortpolitik und eine Willkommenskultur für Finanzunternehmen würde Deutschland im europäischen Wettbewerb entscheidend stärken“, so Richter. Schädlich wäre hingegen die Einführung einer Finanztransaktionsteuer in Deutschland. Diese würde den Finanzplatz Frankfurt gegenüber London, Luxemburg und Dublin entscheidend schwächen. (mh)

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Jan Lanc am 23. Februar 2017 - 10:30

Die Versicherungslobby nimmt auf den Staat genügend Einfluss um ihre Produkte als geeignete Altersvorsorge genehmigt zu bekommen. Dabei wäre es wesentlich fairer wenn auch Investmentfonds anerkannt werden würden. Das würde die Kurse weiter treiben und nutzt den heimischen Unternehmen.