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26. Januar 2015
Hohe ungenutzte Potenziale in der bAV

Hohe ungenutzte Potenziale in der bAV

Über die Notwendigkeit privater Altersvorsorge herrscht in Deutschland mittlerweile weitestgehend Einigkeit. Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist hierfür die mit Abstand beliebteste Form. Dennoch nutzt nicht einmal jeder Dritte deutsche Arbeitnehmer diese Möglichkeit. Haupthindernis sind einer aktuellen Studie zufolge die unzureichenden Kenntnisse über Angebote und Möglichkeiten der bAV. Abhilfe könnten demnach vor allem die Arbeitgeber und Beratungsgespräche schaffen.

Nur 2% der deutschen Arbeitnehmer gehen davon aus, dass die gesetzliche Rente im Alter ihr benötigtes Einkommen abdecken wird. Dennoch hat mehr als die Hälfte der Deutschen noch keine Schritte unternommen, um diese Lücke zu schließen. Das ist das Ergebnis der repräsentativen Studie „Betriebliche Altersversorgung“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft pwc. Die beliebteste Form der Vorsorge ist demnach eindeutig die bAV mit 43%, gefolgt von Riester-Rente und der privaten Lebensversicherung. Dennoch verfügt nicht einmal jeder Dritte über eine arbeitgeberfinanzierte Versorgungsleistung. Und obwohl drei Viertel der Arbeitnehmer sich für eine Entgeltumwandlung entscheiden würden, machen tatsächlich nur 30% tatsächlich davon Gebrauch.

Zu uninformiert

Ein Viertel der Arbeitnehmer verzichtet laut pwc auf eine Entgeltumwandlung, weil die Mittel zur Eigenvorsorge fehlen – weitere 15% meinen, dass sie bereits anderweitig ausreichend vorgesorgt haben. 61% der Befragten fühlen sich aber schlicht und ergreifend zu wenig informiert. Ein weiterer Hinderungsgrund ist die fehlende Unterstützung vieler Arbeitgeber. Mehr als die Hälfte derjenigen, die sich prinzipiell für ein solches Modell entscheiden würden, ist der Ansicht, dass ihr Arbeitgeber kein entsprechendes Angebot bereithalte – obwohl es darauf einen gesetzlichen Anspruch gibt.

Vor allem Mittelständler bieten kaum Information

Damit ist die unzureichende Kenntnis von Angeboten und Möglichkeiten der wichtigste Grund, eigenfinanzierte Vorsorge im Rahmen der bAV nicht zu nutzen. Wenig überraschend ist vor diesem Hintergrund, dass viele Arbeitnehmer auch angeben, über die Vorteile dieser Vorsorgemöglichkeit nicht Bescheid zu wissen. Von den Unternehmen bekommen Sie diesbezüglich laut pwc nur wenig Unterstützung, vor allem bei kleinen und mittelständischen Firmen. Bei Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern gaben drei Viertel der Befragten an, dass ihr Arbeitgeber keine Information zur bAV anbietet.

Überschätzter Sparaufwand

Den benötigten Sparaufwand schätzen die Beschäftigten pwc zufolge viel zu hoch an. Die Beiträge, die ein 30-Jähriger aufwenden muss, um bis 65 ein bestimmtes Sparziel zu erreichen, werden laut der Studie im Schnitt um rund 70% überschätzt. „Jeder dritte Arbeitnehmer hat noch nicht einmal eine konkrete Vorstellung von der Höhe seiner gesetzlichen Rentenansprüche. Umso schwerer fällt dann natürlich die Einschätzung des persönlichen Sparbedarfs“, erläutert Jürgen Helfen, Partner bei PwC und Experte für Altersversorgungssysteme. Der direkte Austausch sei der effizienteste Weg zur Abhilfe, vor allem Beratungsgespräche. Für eine solche Einzelberatung über 1,5 bis 2 Stunden Dauer wollen Arbeitnehmer allerdings durchschnittlich nur 45 Euro bezahlen. Verbraucherschutzzentralen rechnen hierfür hingegen mit Kosten von rund 180 Euro.

Entscheidend bei der Arbeitsplatzwahl

Für mehr als die Hälfte der Befragten ist die bAV relevant für die Wahl des Arbeitgebers. Dabei erwarten nur 19% eine vollständig arbeitgeberfinanzierte Leistung. Mit verständlichen Informationen sowie einem Zuschuss des Arbeitgebers wäre jeder Zweite bereits zufrieden. „Die Nutzung der Altersvorsorgeangebote steht und fällt mit dem Kenntnisstand der Arbeitnehmer“, kommentiert Jens Denfeld, Leiter des Bereichs Pension Consulting am PwC Standort Frankfurt. Auf der Produktseite ist derweil vor allem Sicherheit gefragt. 80% der Arbeitnehmer würden eine geringere aber garantierte Verzinsung einer variablen Verzinsung mit höheren Chancen vorziehen. (mh)