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5. Dezember 2018
Im Merzen richtig

Im Merzen richtig

Friedrich Merz hat in den letzten Tagen für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Wenige Tage vor der Abstimmung über den neuen CDU-Vorsitz forderte er, dass der Staat die Altersversorgung mit Aktien fördert. Der Vorstoß ist zwar politisch unklug. Das ändert aber nichts an seiner Richtigkeit.

Kommentar von Michael Herrmann, AssCompact

Friedrich Merz hat es geschafft. Der Comeback-Politiker der CDU hat gezeigt, dass die alten Aktien-Beißreflexe nichts an ihrer Wirkung verloren haben. Landauf, landab empören sich Politiker über seine Forderung, dass der Staat den Aktienkauf zur Altersvorsorge fördern soll. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sieht in Merz' Vorstoß einen „milliardenschweren Gefallen für Reiche“. Fabio De Masi, Finanzpolitiker der Linken, keift, dass er von einer „billigen Schnorrer-Mentalität der BlackRock-Gruftis“ zeuge. Kurzum: Merz wolle nur seine Millionärsfreunde beglücken.

In der breiten Öffentlichkeit kommt die Entrüstung gut an. Falsch ist sie dennoch. Durch die im internationalen Vergleich viel zu niedrige Aktienquote verschenken die Bundesbürger jedes Jahr Milliarden. Milliarden, die sie angesichts des mehr als zehnjährigen Zinsdilemmas dringend benötigen würden. Ob ein Freibetrag das beste Mittel der Aktienförderung ist, darüber kann man diskutieren. Dass die Deutschen ihre Altersvorsorge durch ihre Aktienphobie massiv erschweren, ist hingegen Fakt.

Statt Aktien als Spielzeug für Millionäre zu diskreditieren, wird es Zeit, die Aktienphobie zu bekämpfen. Hierzu muss in der breiten Öffentlichkeit endlich über den tatsächlichen Zweck der Aktie gesprochen werden: die Beteiligung am volkswirtschaftlichen Produktionskapital. Oder einfach gesagt: mit Aktien können sich normale Arbeiter oder Angestellte an den Rekordgewinnen und dem langfristigen Wachstum der Unternehmen beteiligen. Das scheinbar böse marktliberale Instrument ist damit im Grunde ein sehr soziales. Es verteilt das Kapital und die Gewinne der Unternehmen auf die breite Masse.

Auch das Argument, dass vielen Bürgern das Geld fehlt, um nennenswert Aktien zu kaufen, ist wohlfeil. Schließlich sind Sparpläne schon ab 25 Euro pro Monat möglich und sogar flexibel aussetzbar und änderbar. Gerade mithilfe einer staatlichen Förderung könnte man zudem gezielt die einkommensschwachen Haushalte beim Aktienkauf unterstützen. Um über konkrete Maßnahmen zu diskutieren, bräuchte die Politik aber zunächst den Mut, das jahrzehntelange Feindbild der Aktienanlage über Bord zu werfen – so wie es Friedrich Merz im Übrigen schon lange vor seiner Zeit bei BlackRock getan hat.

 
Ein Artikel von
Michael Herrmann

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Frank Peters (… am 06. Dezember 2018 - 20:31

Diesem intelligenten und absolut richtigem Statement ist nichts mehr hinzuzufügen! Bravo!