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4. Dezember 2018
Insolvenzen: Doppelt so viel Schaden wie noch 2015

Insolvenzen: Doppelt so viel Schaden wie noch 2015

2018 ist weltweit die Zahl der Insolvenzen um 8% gestiegen, für 2019 wird ein weiterer Anstieg um 5% erwartet. In Deutschland wurden im laufenden Jahr 4% weniger Pleiten verzeichnet. Aber: Die durchschnittliche Höhe der Unternehmensschäden, die durch Insolvenzen in Deutschland entstanden sind, hat sich seit 2015 verdoppelt.

Der „Insolvenzradar“, der von dem Kreditversicherer Euler Hermes herausgegeben wurde, hat die Entwicklung von Unternehmensinsolvenzen global und auf nationaler Ebene untersucht. Die gute Nachricht: Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland ist rückläufig. 2018 werden voraussichtlich 19.350 Fälle zu verzeichnen sein. Das sind 4% weniger Pleiten als noch im Vorjahr. Doch die schlechte Nachricht folgt auf dem Fuße: Trotz sinkender Fallzahlen sind die Schäden für Unternehmen durch Insolvenzen in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Waren es 2015 noch insgesamt 17 Mrd. Euro, so belief sich der komplette Schaden, der 2017 durch Insolvenzen hervorgerufen wurde, auf 30 Mrd. Euro. Auch 2018 zeichnet sich laut Euler Hermes keine Entspannung ab. Das Durchschnittsvolumen der voraussichtlichen Forderungen von Unternehmen sei in den zwölf Monaten bis Ende August 2018 um über 30% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angestiegen.

Wenn es kracht, dann richtig!

Die einzelnen Unternehmen hatten im letzten Jahr mit 1,5 Mio. Euro ein viel höheres durchschnittliches Schadenvolumen als noch 2015 (700.000 Euro). „Wenn es kracht, dann richtig“, resümiert sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Häufig sei dann die komplette Lieferkette betroffen und mit hohen Schadensummen konfrontiert, so van het Hof weiter.

Folgt Deutschland dem globalen Beispiel?

Waren in diesem Jahr die Fallzahlen in Sachen Insolvenzen noch rückläufig, gehen die Experten von Euler Hermes für 2019 von stagnierenden Pleiten in der Bundesrepublik aus. Denn weltweit hat die Negativ-Trendwende bereits stattgefunden: 2019 sollen die weltweiten Insolvenzen weiter ansteigen. Haupttreiber dieser Entwicklung sei vor allem China. Dort verschwänden aktuell viele „Zombie-Unternehmen“ vom Markt, die dort lange Zeit künstlich am Leben gehalten worden seien. Hinzu kommen zahlreiche wirtschaftliche und politische Risiken, Handelsbarrieren, eine teilweise hohe Verschuldung von Unternehmen und dadurch steigende Kreditrisiken.

Globale Exportrisiken als Insolvenzgrund

Vor allem globale Exportrisiken sind die Gründe für die Insolvenzzunahmen. Global seien dies der drohende Handelskonflikt oder Zollankündigungen sowie auf europäischer Seite der Brexit oder Italiens Staatshaushalt. Mit der Slowakei, Luxemburg, Dänemark, der Schweiz, Finnland, Norwegen und Belgien finden sich 2018 zudem zahlreiche wichtige europäische Handelspartner der Deutschen auf der Liste der Staaten mit steigenden Pleitezahlen. Vor den Toren Europas verzeichnet die Türkei ebenfalls ein deutliches Plus an Insolvenzen.

 

 Schäden durch Pleiten in Deutschland seit 2015 verdoppelt

 

Deutsche konsumorientierte Branchen und Baugewerbe risikobehaftet

Untersucht man die Insolvenzen nach Branchen, so zeichnet sich in Deutschland ein relativ heterogenes Bild ab. In den letzten zwölf Monaten stiegen die Insolvenzen in konsumorientierten Bereichen wie Dienstleistungen, Information und Kommunikation, Freizeitaktivitäten, Hotels und Gastronomie bereits gegen den bundesweiten Trend an. Im Baugewerbe zeichnete sich erst in den letzten neun Monaten ein Anstieg ab. Die meisten Insolvenzen verzeichnete in den letzten zwölf Monaten nach wie vor der Handel, gefolgt von der Baubranche, Hotels und Restaurants, freiberufliche und professionelle Dienstleistungen, das produzierende Gewerbe und die Transportbranche. Die Transportbranche weist mit einem sehr hohem Verschuldungsgrad zudem hohe Kreditrisiken auf – und entsprechend erwarten die Euler Hermes Volkswirte dort auch die branchenweit größten Schäden durch Insolvenzen 2018. (sg)