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17. Oktober 2016
Investments in Gold, Silber & Co.: Mehr als nur eine Krisenabsicherung?

Investments in Gold, Silber & Co.: Mehr als nur eine Krisenabsicherung?

Gold ist einer der größten Gewinner des aktuellen Finanzjahres. Seit den Tiefs im vergangenen Winter hat der Goldpreis in der Spitze rund 30% zugelegt. Auch andere Edelmetalle waren zeitweise im Rallyemodus. Anleger sollten sich davon aber nicht beunruhigen lassen – meint Nico Baumbach, Edelmetallexperte und Portfoliomanager von HANSAINVEST.

Herr Baumbach, der Goldpreis hat seit den Tiefs im vergangenen Winter in der Spitze rund 30% zugelegt. Ist das Edelmetall damit schon zu heiß gelaufen?

In der ersten Jahreshälfte 2016 ging es tatsächlich schwungvoll aufwärts. Diesen Auftrieb haben vor allem Kapitalmarktakteure ausgelöst, die zuvor stark unterinvestiert waren. Die physische Nachfrage entwickelte sich dagegen unterdurchschnittlich. Nun kann es auch einmal zu vorübergehenden Preiskorrekturen kommen, die aber niemanden beunruhigen sollten.

Goldinvestoren blicken gespannt auf die Zinspolitik der US-Notenbank. Welche Folgen hätte eine Zinsanhebung der Fed für den Goldpreis?

Baumbach: Kräftig steigende Leitzinsen in den USA würden den Goldpreis belasten, zumindest hat sich dieser Zusammenhang in der Vergangenheit gezeigt. Allerdings bezweifle ich, dass sich die Fed zu nachhaltigen Zinsanhebungen in Richtung 3-4% durchringt. Viel wahrscheinlicher erscheint mir, dass die Notenbankchefin Janet Yellen ihre Taktik des Ankündigens und Verzögerns fortsetzt. In diesem Fall wäre ein kleinerer Zinsschritt frühestens im Dezember zu erwarten. Der Goldmarkt würde darauf wohl nur vorübergehend reagieren. Auch bei einem US-Leitzins von, sagen wir, einem halben Prozent blieben die Opportunitätskosten für das Edelmetall nahe null, Goldbesitzern würden auch anschließend so gut wie keine Zinseinkünfte entgehen. Nach einem eventuellen Wahlsieg von Donald Trump und bei einsetzender Unruhe an den Finanzmärkten, könnte die US-Notenbank ihre erwartete Zinsanhebung sogar noch viel weiter aufschieben.

Wie schätzen Sie das Marktumfeld für weitere Edelmetalle ein?

Baumbach: Das Umfeld ist derzeit gut. In unserem Edelmetallfonds HANSAwerte sind die anderen Edelmetalle Silber, Palladium und Platin zurzeit übergewichtet. Besonders aussichtsreich erscheint uns Silber. Die Gold-Silber-Ratio, also das Preisverhältnis beider Metalle zueinander, beträgt zurzeit etwa 70. In der Vergangenheit hat Silber zumeist davon profitieren können, wenn sich die Gold-Silber-Ratio auf diesem hohen Niveau bewegte.

Platin wiederum kann sich stark erholen, weil es trotz seiner selteneren Vorkommen deutlich unter dem Goldpreis gehandelt wird, was früher kaum vorkam. Zudem könnten Streiks in den Minen des Hauptförderlandes Südafrika Produktionsengpässe nach sich ziehen. Langfristig muss man allerdings genau beobachten, ob der Gebrauch von Dieselmotoren zurückgeht. Die Autoindustrie würde als bedeutender Abnehmer dann weniger Platin für Diesel-Katalysatoren benötigen. Auch deshalb befindet sich das Edelmetall Palladium im Aufwind, das vorwiegend in Abgaskatalysatoren für Benzinmotoren Verwendung findet.

Welchen Stellenwert sollten Gold und Edelmetalle generell im Portfolio eines Privatanlegers haben? Mehr als nur eine kleine Krisenabsicherung?

Baumbach: Gold sollte nicht der Spekulation dienen, sondern als Versicherung gegen Verwerfungen im Finanzsystem betrachtet werden. Das Edelmetall dient der Diversifikation und glättet Portfolioschwankungen. Wir empfehlen, einen Anteil von fünf bis zehn Prozent des liquiden Vermögens in Gold zu halten. Allerdings unterliegt der Goldpreis für sich genommen ebenfalls größeren Schwankungen. Wer das nicht toleriert, kann den Goldanteil von 5% auch einmal unterschreiten.

Ein zunehmend beliebteres Edelmetallinvestment ist Xetra-Gold. Der Goldbestand des ETCs ist in diesem Jahr um 70% gestiegen und hat die Marke von 100 Tonnen überschritten. Was halten Sie von diesem Boom?

Baumbach: Xetra-Gold ist ein hierzulande sehr bekanntes, leicht verständliches Produkt. Es wird gerne erworben, unter anderem auch deshalb, weil es genau den Preis von einem Gramm Gold in Euro repräsentiert. Dass es sich um ein Zertifikat handelt, das auch ein Emittentenrisiko beinhaltet, kümmert die Anleger anscheinend weniger. Auch wir investieren in dieses Produkt. Allerdings legen wir Wert auf eine stärkere Diversifikation. Unsere Edelmetallfonds berücksichtigen mehrere Anlageinstrumente unterschiedlicher Emittenten. Gleichzeitig streben wir an, durch die Beimischung anderer Edelmetalle Schwankungsrisiken zu dämpfen und zusätzliche Kurschancen wahrzunehmen. Das Dollarrisiko können wir den Investoren ebenfalls abnehmen. Für den HANSAgold und auch den HANSAwerte sind jeweils währungsgesicherte Tranchen verfügbar.

Wie sinnvoll sind Goldmineninvestments als Hebel des Goldpreises?

Baumbach: Bei Goldminenaktien handelt es sich um hochspekulative Investments, die immensen Schwankungen unterliegen. Wer sich hier engagiert, sollte eine gute Wertentwicklung anstreben, nichts weiter. Ein Instrument zur Absicherung sind Minenwerte definitiv nicht. Es ist nicht einmal gewährleistet, dass sie stets einen Hebel auf den Goldpreis bieten. In den vergangenen Jahren liefen sie dem Goldpreis sogar hinterher. Ob sich die Kursrallye der vergangenen Monate fortsetzt oder nun eine Korrektur folgt, kann niemand seriös vorhersagen. (mh)