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16. November 2016
Kfz-Telematik-Tarife: In Deutschland zählt der Datenschutz

Kfz-Telematik-Tarife: In Deutschland zählt der Datenschutz

Grundsätzlich sind die Deutschen sensibel, was ihre Daten betrifft. Und dennoch würden 25% ihre persönlichen Daten im Gegenzug für Ermäßigungen und Serviceleistungen innerhalb eines Telematik-Tarifs für Kfz-Versicherungen preisgeben, das ist das Ergebnis der Deloitte Motor Insurance Study. Darin wurde auch untersucht, ob Kunden ihren eigenen Maklern ihre Daten anvertrauen würden und inwiefern sich die Rolle der Versicherungsunternehmen langfristig wandeln wird.

Die Deutschen sind generell skeptisch und sicherheitsbewusst, was den Datenschutz angeht. Wie die aktuelle Deloitte Motor Insurance Study zeigt, gilt dies auch für digital gestützte Kfz-Versicherungstarife. Die deutschen Versicherungsnehmer geben demnach ihre Daten ungern weiter, auch wenn sie den daraus resultierenden Services wie einem kostenlosen Pannendienst durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen. Im europäischen Vergleich wird deutlich, dass die Deutschen in punkto Datenfreizügigkeit sehr zurückhaltend sind: Von allen Befragten sind mit 25% hier die wenigsten zur Weitergabe ihrer Daten bereit. Dabei sind die deutschen Versicherungsnehmer aber kein homogener Block: Hier gibt es wechselbereite Jüngere ebenso wie aufgeschlossene Ältere, aber auch einen bedeutenden Anteil sogenannter „Verweigerer“, die in keinem Fall Daten preisgeben wollen.

Mehr Vertrauen zu Versicherungsunternehmen als zum Makler

Die Versicherer, die Telematik-Tarife im Angebot haben, tun gut daran, diese prinzipielle Skepsis zu überwinden – und sind auf einem guten Weg, meinen die Studienherausgeber. Bislang sei immerhin schon ein Viertel der Kunden bereit, personenbezogene Daten mit ihrem Kfz-Versicherer zu teilen. Nach Banken und dem eigenen Arbeitgeber schätzen dabei die europäischen Kunden die Versicherungsunternehmen am drittvertrauenswürdigsten ein, wenn es um ihre persönlichen Daten geht. Weniger bereit seien die Kunden, ihre Daten an den eigenen Versicherungsmakler weiterzugeben, so die Studie. Konkret kommt das nur für ca. 21% der Umfrageteilnehmer in Frage, während über 40% eine Weitergabe an den Versicherungsmakler konsequent ablehnen.

Kunden sind sich dem Wert ihrer Daten bewusst

„Kunden erwarten konkrete Vorteile im Austausch für bereitgestellte Daten“, wird Godefroy de Colombe, CEO AXA Global Direct, Frankreich, zitiert. Welche Dienstleistungen das im Einzelnen sind, war ebenfalls das Thema der Deloitte-Studie: Sie hat Dienstleistungen identifiziert, die Kunden dazu bewegen könnten, ihren Versicherern mehr Daten zur Verfügung zu stellen. Die Services, die Autofahrer am ansprechendsten finden, sind demnach ein kostenloser Pannendienst, eine automatische Nothilfe bei einem Unfall, Diebstahls- und Auffindungsmeldungen sowie ein kostenloser Autoservice. Weniger gut kommen laut Studie Dienstleistungen an, die nicht unmittelbar etwas mit dem Auto zu tun haben wie zum Beispiel Guthaben für Online-Shops. Ähnliches gilt für Dienstleistungen, die sich mit dem individuellen Fahrverhalten beschäftigen – beispielsweise der Vergleich des Fahrverhaltens unter Freunden oder Hinweise auf den eigenen CO2-Fußabdruck. Hier befürchten viele Kunden, dass es sich nachteilig auf sie auswirken könnte.

Vom Verkäufer zum Netzwerk-Orchestrator

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich die Rolle der Versicherungsunternehmen mittel- bis langfristig ändern müsse. Das Resümee: Wer ausschließlich Policen verkauft und Schadenfälle reguliert, werde sich im Markt auf Dauer nicht halten können. Die Rolle des Versicherers verändere sich vielmehr hin zu einem Netzwerk-Orchestrator, der zahlreiche Dienstleitungen rund um Auto und Mobilität koordiniert – wie zum Beispiel Fernwartung, Flottenmanagement und Car Sharing, aber auch Zahlungssysteme, Navigation und Infotainment. In einem solchen Netzwerk habe der Versicherer die Möglichkeit, sich als Kontaktpunkt des Vertrauens durch häufige Interaktionen nachhaltig beim Kunden zu positionieren. Um eine solche Rolle wirklich wahrnehmen zu können, müssten Anbieter ihr Serviceangebot präzise definieren, es mit den Dienstleistungen ihrer Partner zusammenbringen und zu einem ganzheitlichen System vereinen. Wertbasierte Angebote, bei denen der Kunde im Zentrum steht, rechtfertigen dabei nach Ansicht von Deloitte eine entsprechende Preisgestaltung seitens des Versicherers, um die klassische Rabattfalle nicht nur zu umgehen, sondern weitere Wertschöpfungspotenziale zu erschließen. (sg)