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Assekuranz
10. September 2012
Krise stellt Risikomanagement auf Bewährungsprobe

Krise stellt Risikomanagement auf Bewährungsprobe

Die Krise in der Eurozone, Unsicherheiten auf den Kapitalmärkten und langfristig niedrige Zinsen beeinflussen die Versicherungswirtschaft. Munich Re warnt vor zunehmenden Herausforderungen im kommenden Jahr trotz der derzeit noch starken Kapitalbasis der Erst- und Rückversicherer.

Das unsichere wirtschaftliche Umfeld stellt Erst- und Rückversicherer vor große Herausforderungen. Sehr unterschiedliche Szenarien mit zum Teil gravierenden Auswirkungen auf das Versicherungsgeschäft müssen derzeit im Risikomanagement berücksichtigt werden. Die Verwerfungen an den Finanzmärkten treffen Erst- und Rückversicherungsunternehmen vor allem über ihre Kapitalanlagen. Historisch niedrige Zinsen belasten das Geschäftsmodell vor allem bei Vorsorgeprodukten und lang laufenden Haftpflichtdeckungen. Vor diesem Hintergrund kommt der Erneuerung der Rückversicherungsverträge zum 01.01.2013 eine besondere Bedeutung zu. Torsten Jeworrek, im Vorstand von Munich Re zuständig für das weltweite Rückversicherungsgeschäft: „Mehr denn je steht unsere Branche vor der Herausforderung, stabile Erträge im Kerngeschäft zu erwirtschaften und die Abhängigkeit vom Ergebnis der Kapitalanlagen weiter zu reduzieren. Die entscheidende Frage wird sein, wie schnell und in welchem Ausmaß es den Erst- und Rückversicherern gelingen wird, das niedrige Zinsniveau in ihre Preisberechnungen einzubeziehen.“

Seit einiger Zeit prägen historisch niedrige Zinsen, in einigen Ländern ein negativer Realzins sowie eine hohe Volatilität der Kapitalmärkte die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Assekuranz. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Risikoszenarien, auf die Erst- und Rückversicherer sich vorbereiten müssen. Dazu gehören der Austritt einzelner Mitglieder aus der Eurozone, die Zahlungsunfähigkeit von Staaten, eine sprunghaft steigende Inflation oder eine Deflation. „Munich Re sieht die Stabilisierung der Euro-Zone als eine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Als umsichtige Risikomanager müssen wir uns gleichzeitig auf sehr unterschiedliche Szenarien vorbereiten“, betonte Jeworrek.

Ausblick auf die Erneuerung

Da derzeit noch ausreichend Kapazität auf den Rückversicherungsmärkten zur Verfügung steht, erwartet Munich Re, dass Preise und Bedingungen bei der Erneuerung der Rückversicherungsverträge zum 01.01.2013 weitgehend stabil bleiben. Dies gilt auch für das Naturkatastrophengeschäft, sofern größere Schadenereignisse im letzten Quartal des Jahres 2012 ausbleiben. Für Sturmdeckungen in Europa könnten sich durch erhöhte Schadenerwartungen in den 2011 veröffentlichten Naturgefahrenmodellen weitere Ratenanpassungen ergeben. In den Haftpflichtbranchen geht Munich Re davon aus, dass sich die Stabilisierung der Preise mit einem Trend zu leichten Preiserhöhungen fortsetzen wird. Besonders in diesen Sparten mit sehr lang laufenden Deckungen drücken die niedrigen Zinsen bereits heute die zukünftige Rentabilität. Liegt die Inflationsrate gleichzeitig über dem Zinsniveau – also bei negativen Realzinsen – , verstärkt sich dieser Druck. Denn Schadenzahlungen, die infolge der Inflation steigen, können nur zum Teil durch Investmentgewinne kompensiert werden. Dies muss bei der Preisfindung insbesondere für langfristiges Geschäft berücksichtigt werden. Die generelle Verbesserung der Erstversicherungspreise in den USA, aber auch beim Motorhaftpflichtgeschäft in einigen Ländern Europas, dürfte sich demgegenüber positiv auf das Ratenniveau in der Rückversicherung auswirken.