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21. März 2018
Lebensversicherer wehren sich gegen Kritik ungleicher Lastenverteilung

Lebensversicherer wehren sich gegen Kritik ungleicher Lastenverteilung

Eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen sorgt in dieser Woche für neues Aufsehen um die deutschen Lebensversicherer. Der Vorwurf: Die Lebensversicherer tragen ihre Krise voll zu Lasten der Versicherten aus. Ein Vorwurf, den der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) so natürlich nicht stehen lassen will.

Die Grünen haben eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung zu einer neuerlichen Kritik an den deutschen Lebensversicherern genutzt. Die Partei wollte wissen, wie es um die Gewinne der Unternehmen mit und ohne Berücksichtigung der Zinszusatzreserve (ZZR) bestellt ist, die sie seit 2011 aufbauen müssen um zugesagte Garantien trotz Niedrigzinsen zu gewährleisten.

Mehr Reserve als Rohüberschuss

Das Bundesfinanzministerium antwortete auf die Anfrage mit offiziellen Zahlen der Finanzaufsicht BaFin. Demnach ging der Rohüberschuss der deutschen Lebensversicherer seit dem Jahr 2000 von 26,7 Mrd. Euro auf 10,4 Mrd. Euro im Jahr 2016 zurück. Dieser Betrag landet in Form von Gewinnbeteiligungen bei den Versicherten. Hinzu kam 2016 eine ZZR von 12,4 Mrd. Euro. Damit überstieg sie sogar den Rohüberschuss. Insgesamt lag der Gewinn der Versicherer bei 22,7 Mrd. Euro – und damit in etwa auf dem Niveau Ende der 90er- und Anfang der 2000er-Jahre. Insgesamt hat sich die ZZR bis Ende 2016 bereits auf rund 44 Mrd. Euro summiert. Mittlerweile dürften es Schätzungen zufolge sogar etwa 60 Mrd. Euro sein.

„Voll zu Lasten der Versicherten“

Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick zieht aus diesen Zahlen den Schluss, dass „die Krise der Lebensversicherer […] voll zu Lasten der Versicherten“ ausgetragen wird. Sie müssten in Form sinkender Überschussanteile die Probleme der Unternehmen schultern, während „die Versicherer ihre Gewinne wie eh und je einstreichen.“ Mit dem dahinter stehenden Lebensversicherungs-Reformgesetz (LVRG) seien die Versicherungskunden nur abgespeist worden. Stabilität oder eine faire Lastenteilung werde damit hingegen nicht erreicht. Das Gesetz müsse daher dringend korrigiert werden.

„Lasten werden fair geteilt“

Die Versicherer wollen diesen Vorwurf naturgemäß nicht im Raum stehen lassen. „Die Lasten des Niedrigzinsumfelds werden fair zwischen Versicherten und Versicherern geteilt“, kontert der Branchenverband GDV die Vorwürfe des Grünen-Finanzexperten. Seine Behauptungen seien falsch. Mit dem für die Versicherten erwirtschafteten Garantiezins, dem Rohüberschuss und der Zinszusatzreserve haben die Versicherer zwischen 2011 und 2016 – also seit Einführung der ZZR – rund 256 Mrd. Euro erwirtschaftet. Davon gingen dem GDV zufolge 246 Mrd. Euro an die Versicherten. Das entspricht rund 96,3% der gesamten Erträge. Nur 9,5 Mrd. Euro oder 3,7% seien an die Unternehmen geflossen. Damit verbleibe der Großteil der Gewinne bei den Kunden und nicht bei den Versicherern.

Stärkung der Risikotragfähigkeit statt Gier

Zudem haben die Lebensversicherer laut GDV im gleichen Zeitraum etwa 3,7 Mrd. Euro an zusätzlichem Eigenkapital aufgebaut. Von der dadurch erhöhten Stabilität würden unterm Strich ebenfalls die Kunden profitieren. Die von Gerhard Schick ebenfalls geäußerte Kritik an gestiegenen Gewinnabführungsverträgen ist nach Ansicht des GDV damit ebenfalls falsch. Vielmehr werde unter anderem dadurch die Risikotragfähigkeit der Unternehmen gestärkt. (mh)