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2. Dezember 2014
Licht und Schatten beim Stresstest der Versicherer

Licht und Schatten beim Stresstest der Versicherer

Nachdem die Banken den jüngsten europäischen Stresstest weitestgehend ordentlich überstanden haben, hat die EU-Branchenaufsicht Eiopa nun auch die Ergebnisse des Stresstests für die Versicherungswirtschaft veröffentlicht. Demnach könnte es für einen Teil der Versicherer schwierig werden, die Kriterien von Solvency II zu erfüllen. Insgesamt sei die Branche aber gut auf die neuen Anforderungen vorbereitet.

Die Eiopa wollte mit ihrem aktuellen Stresstest feststellen, wie weit die Versicherungsbranche mit den Vorbereitungen auf Solvency II vorangekommen ist. Die europäische Branchenaufsicht untersuchte hierfür 60 Konzerne und 107 weitere einzelne Versicherer. Ein Viertel der untersuchten Unternehmen konnte dabei die Kapitalanforderungen nach Solvency II nicht erfüllen, wenn die Zinsen ähnlich wie in Japan dauerhaft nahe der Nulllinie liegen. „Eine Fortdauer der gegenwärtigen Niedrigzins-Bedingungen könnte bei einigen Versicherern dazu führen, dass sie in acht bis elf Jahren Schwierigkeiten bekämen, die Versprechungen gegenüber den Versicherten zu erfüllen“, so die Behörde.

Große Gefahr bei doppeltem Krisenszenario

Besonders viele Versicherer kommen der Aufsicht zufolge in die Bredouille, wenn zusätzlich zu den Niedrigzinsen auch noch ein Verfall der Vermögenswerte eintritt, zum Beispiel in Form eines Absturzes der Kapitalmärkte. In diesem Fall würden die Kapitalpolster um durchschnittlich 42% abschmelzen und nur noch 56% der Versicherer genügend Kapital besitzen. Besonders kleine Versicherer wären davon betroffen. Laut Eiopa trifft es zudem vor allem Länder, in denen die Zusagen an die Kunden weit länger in die Zukunft reichen als die Laufzeit der Kapitalanlagen. Die Behörde verweist dabei auch auf Deutschland, da viele Lebensversicherer hierzulande mit lebenslangen Zinsgarantien zu kämpfen hätten.

Insgesamt gut vorbereitet

Selbst ohne Krisen-Szenario sieht Eiopa jeden siebten Versicherer nicht dazu in der Lage, mit Solvency II zurecht zu kommen. Vor allem kleinere Unternehmen seien davon betroffen, weshalb ihr Marktanteil nur 3% betrage. Im Gegensatz zum Banken-Stresstest veröffentlicht die Behörde allerdings keine Ergebnisse für einzelne Unternehmen. Alles in allem sei die Branche gut auf Solvency II vorbereitet. Die Eiopa werde aber die nationalen Aufseher dazu drängen, die Versicherer auf ihre verwundbaren Stellen aufmerksam zu machen, um eine angemessene Kapitalausstattung und ein besseres Risikomanagement zu erreichen. (mh)