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23. Oktober 2014
LV-Reform schmälert Gewinne deutscher Versicherer auf kurze Sicht

LV-Reform schmälert Gewinne deutscher Versicherer auf kurze Sicht

Die Ratingagentur Moody’s kommt in ihrer neuesten Studie zu dem Schluss, dass die Lebensversicherungsreform zunächst negative Auswirkungen auf die Bonität der meisten Versicherer haben, sich langfristig jedoch positiv auswirken wird.

Das vom Bundestag jüngst verabschiedete Gesetz zur Reform der Lebensversicherung (LVRG) wird sich zunächst nachteilig auf die Bonität der meisten Versicherer auswirken. Das genaue Ausmaß wird jedoch vom jeweiligen Geschäftsprofil der einzelnen Versicherer abhängen. Zu dieser Einschätzung gelangt die internationale Ratingagentur Moody’s Investors Service in ihrer neuesten Studie. „Wir gehen davon aus, dass sich die Reform langfristig positiv auf die deutschen Lebensversicherer auswirken wird. Anfänglich werden Umsätze und Gewinne jedoch zurückgehen“, meint Benjamin Serra, Vice President – Senior Credit Officer bei Moody’s.

Die Reform sieht unter anderem vor: 1. eine Absenkung des Höchstzillmersatzes für die bilanzielle Anrechnung von Abschlusskosten auf höchstens 2,5% des Prämienaufkommens; 2. eine Absenkung des Höchstrechnungszinses („Garantiezinses“) für Neuverträge von 1,75% auf 1,25%; 3. eine Begrenzung der Dividendenausschüttungen an die Aktionäre; 4. eine Verpflichtung zur stärkeren Beteiligung der Kunden an den Risikoüberschüssen (90% statt 75%); sowie 5. eine geringere Verpflichtung zur Ausschüttung von Bewertungsreserven an ausscheidende Versicherte.

Die zuerst genannte Maßnahme wird laut Moody’s die Gewinne derjenigen Versicherer mit den höchsten Abschlusskosten am stärksten beeinträchtigen. Hierzu zählen die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG, die ERGO Lebensversicherung AG und die AXA Lebensversicherung AG. Die Versicherer werden aller Voraussicht nach Maßnahmen ergreifen, um die finanziellen Folgen abzumildern, etwa durch geeignete Rückversicherungslösungen, durch eine Senkung der Vermittlungsprovisionen oder durch Streckung der Provisionszahlungen über die Laufzeit der Policen. Dies könnte letztlich jedoch ihre Wettbewerbsposition schwächen, so die Studie.

Entwicklung fondsgebundener und anderer alternativer Produkte

Die zweite Maßnahme wird 2015 und darüber hinaus bei den meisten deutschen Lebensversicherern zu Umsatzeinbußen führen, da klassische Lebensversicherungsprodukte mit Garantieverzinsung, die den Großteil des Umsatzes der Versicherer ausmachen, für die Versicherungsnehmer unattraktiver werden. Langfristig werden die niedrigeren Garantiezinsen jedoch das Spread-Risiko für die Versicherer senken, was positiv ist. Die geringere Attraktivität klassischer Produkte wird außerdem zur Entwicklung fondsgebundener und anderer alternativer Produkte beitragen. Hiervon werden Akteure wie die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung oder die AachenMünchener Lebensversicherung profitieren, die auf solche Produkte spezialisiert sind. Diversifizierte Unternehmen wie die Allianz Lebensversicherung AG, die ERGO Lebensversicherung AG oder die AXA Lebensversicherung AG bieten diese Produkte zwar ebenfalls an; die Zuwächse in diesem Segment dürften die Einbußen bei den klassischen Produkten wahrscheinlich jedoch nicht kompensieren.

Der neue Dividendenstopp wie auch die Verpflichtung zur stärkeren Beteiligung der Kunden an den Risikoüberschüssen werden die Fähigkeit der Eigentümergesellschaften schmälern, Ressourcen aus diesen Geschäftsfeldern der deutschen Lebensversicherer abzuziehen. In der Praxis wird sich dies jedoch nur in begrenztem Umfang auf die von Moody’s gerateten Konzerne auswirken, was vor allem auf entsprechende Gewinnabführungs- bzw. Verlustübernahmeverträge zurückzuführen ist. „Die Reform begrenzt außerdem die Pflicht zur Ausschüttung von Bewertungsreserven an ausscheidende Versicherte, was für die Bonität der deutschen Lebensversicherer positiv ist“, ergänzt Serra. „Diese Erleichterung wird jedoch nicht ausreichen, um die Wogen zu glätten, von denen die gesamte Branche anfangs erfasst sein wird.“ (ad)