Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist 2016 zum dritten Mal in Folge, und deutlicher als erwartet, angestiegen. Anfang Oktober hat Creditreform eine bundesweite Überschuldungsquote von 10,1% gemessen. Damit sind über 6,8 Millionen erwachsene Bundesbürger überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Das sind rund 131.000 Personen oder 1,9% mehr als im Vorjahr. Der Anstieg der beruht ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität. Ihre Zahl hat um 5,6% bzw. rund 220.000 Fälle zugenommen. Die Fälle mit geringer Überschuldungsintensität gingen hingegen um 3,2% zurück.
Erneut höhere Quote in Ostdeutschland
Die Überschuldungsquote liegt mit 10,4% in den neuen Bundesländern zum fünften Mal in Folge über dem Vergleichswert im Westen (10,0%). Insgesamt sind in diesem Jahr im Westen rund 5,73 Millionen Personen überschuldet, im Osten Deutschlands 1,12 Millionen Erwachsene. Nur in drei Bundesländern ist ein Rückgang von Überschuldungsfällen und -quote zu verzeichnen: Berlin (12,7%), in Bremen (14,0%) und im Saarland (11,3%). Die stärksten Anstiege verzeichnen in diesem Jahr Baden-Württemberg (8,3%), Bayern (7,4%) und Sachsen (9,9%). Bayern und Baden-Württemberg führen aber trotz der überdurchschnittlichen Anstiege weiterhin das Ranking der Bundesländer an.
Altersüberschuldung legt überdurchschnittlich zu
Das Thema „Altersüberschuldung“ gewinnt an Bedeutung. 2016 müssen rund 174.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft werden. Das ist ein Plus von 16%. Die entsprechende Überschuldungsquote liegt mit 1,3% zwar weiterhin deutlich unter den Vergleichswerten der anderen Altersgruppen, seit 2013 hat die Zahl der Fälle aber um 58% zugelegt. Bei der nächstjüngeren Altersgruppe der 60– bis 65-Jährigen sind 2016 504.000 Überschuldungsfälle zu zählen (+7%). Zudem sind die Anstiege in beiden Altersgruppen in diesem Jahr stärker auf eine Zunahme der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität zurückzuführen.
Besserung bei jungen Erwachsenen
Im Gegensatz dazu ist die Überschuldungszahl und -quote in der jüngsten Altersgruppe in diesem Jahr weiter gesunken. Die Überschuldungsquote beträgt hier 14,5%, wobei der Rückgang fast ausschließlich auf einen Rückgang der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität zurückzuführen ist. Derzeit müssen rund 1,66 Millionen junge Menschen in Deutschland als überschuldet eingestuft werden, und damit 28.000 weniger als im Vorjahr. Für die nahe Zukunft ist, auch wegen des verstärkten Trends zur strukturellen Überschuldung, laut Creditreform nicht mit einer nachhaltigen Entspannung der privaten Überschuldungslage in Deutschland zu rechnen. Es sei vielmehr davon auszugehen, dass die Überschuldungszahlen weiter ansteigen werden. (mh)
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